Zentralasien Reise 2012

Tadschikistan-Karte

Zentralasien   Kurzbericht - Reiseroute

Gedanken zu Kirgisien

Zentralasien 2012 kurz
Gedanken Kigisien

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Zentralasien 2012 lang

KIRGISIEN

Kotschkor, Umwanderung des Song Köl

Der Flug nach Bischkek verlief reibungslos. Kurz nach 02:00 erfolgte die Landung. Zunächst habe ich am Geldautomaten im Flughafengebäude etwas Geld besorgt. Danach habe ich mich dort auf einer Bank zur Nachtruhe eingerichtet. Irgendwann als es hell wurde sah ich direkt rechts neben dem Ausgang die Marschrutka 380 zum West-Busbahnhof, wo die Marschrutka 415 nach Kotschkor abfährt.

Kurz nach Mittag erreichten wir den Marktplatz von Kotschkor. Taxifahrer vermeide ich überall wo es möglich ist. Also machte ich mich mit dem Rucksack auf dem Rücken und dem Rollenrucksack an der Hand auf den Weg zu meinem Quartier vom Vorjahr. Unterwegs konnte ich an der Western Union gleich noch die für Kotschkor und Umgebung eingeplante Geldmenge tauschen. Danach erst einmal essen und lange schlafen.

Am Folgetag einige kleine Einkäufe, eine E-mail an Matthias und den Tourenrucksack packen. Ein kleiner Bummel und die Absprache mit dem Ehemann der Wirtin bezüglich der Abfahrzeit am nächsten Morgen.

Mit der Abfahrt das lief nicht wunschgemäß. Ich wollte meine Rundtour 10:00 starten. Es wurde 13:00. Die Strecke zu meiner Jurte vom Vorjahr hatte 8h gedauert. Diesmal bin ich sie in 5,5h gelaufen. Als ich ankam war es mir speiübel. Ich konnte nur noch etwas Tee trinken und bin in meinen Schlafsack gekrochen.

Anderentags war ich wieder fit. Bin kräftig gelaufen. Am Nachmittag passierte ich die Kilometermarke 75. Ich hatte irgendwo gelesen die ganze Strecke hätte 75 km. Nun müsste es also wieder bei 1 losgehen. Aber es kam die 76, 78 u.s.w. bis 86. Danach kamen Markierungssteine ohne Beschriftung. Ich wusste nicht ob es jetzt von vorn begann oder aufsteigend weiter ging. Die Höhen habe ich mit 3015 und 3080 m gemessen. Ich nehme an der Weg pendelt zwischen 3000 und 3100 m. Um in 4 Tagen wie geplant um den See zu kommen bin ich an diesem Tag sehr lange gegangen.

An einer größeren Jurtengruppe machte ich halt und erkundigte mich nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Ich konnte bleiben, aber es war ein Fehlgriff. Ich bekam eine Jurte in der 2 Feldbetten standen. Auf einem davon lag eine kranke Frau. Ich ging schnell noch in die Nachbarjurte etwas Tee trinken. Essen war wieder nicht möglich. Hatte mich überanstrengt. Als ich zu meinem Feldbett zurück kam war die Frau gestorben. Man hatte sie bereits abtransportiert. Ich wurde gefragt ob ich wegen dieses Vorganges die Jurte wechseln wolle. Mich störte das nicht. Ich wollte endlich schlafen.

Gegen 20:00 lief dann irgendwer mit einem Musikgerät auf voller Lautstärke von Jurte zu Jurte. Jetzt musste ich leider feststellen, dass da eine Reisegruppe einquartiert war. Es wurde kräftig Wodka getrunken und je später es wurde desto lauter wurde die Angelegenheit. Zur Musik wurde nun auch kräftig gegrölt. Ich wollte gern schlafen und konnte nicht. Das ging so bis 02:00.

Am nächsten Tag war ich hundemüde. Ich kam nur schleppend voran. Unterwegs habe ich noch eine Teepause eingelegt. Es war drückend heiß und ich war sehr durstig. Es ging mehrfach kräftig auf und ab. Die Jurten standen hier weniger dicht und zum Teil weit ab vom Weg. Dann kamen einige Jurten oben am Hang. Ich fragte einen Jungen an einer unten stehenden einzelnen Jurte, in welcher Jurtengruppe ich wohl übernachten könne. Er deutete an, gleich hier.

Das wurde meine interessanteste Übernachtung. Eine Mutter mit 5 Buben wohnte in dieser Jurte, und ich bekam einen schmalen Platz zwischen Mutter und Außenwand. Hier war ich mitten in der Familie, fast schon ein integrierter Bestandteil. Alles was sich da abspielte bekam ich hautnah mit. Die Mutter fabrizierte gerade Momos (Teigtaschen) für den ganzen Verein. Der größere der Buben musste dabei helfen. Alles kam dann in eine große Schüssel mit Wasser und obenauf ein durch einen Stein beschwerter Deckel.

Das Kochen dauerte lange und die Zwischenzeit wurde zur Teezubereitung genutzt. Dabei habe ich sehr viel, ganz speziell für mich und meinen durch die Bestrahlungen ramponierten und sehr empfindlichen Darm, interessantes gelernt. Ich bekam das natürlich nicht erklärt, aber ich konnte mir den Nutzen logisch zusammenreimen. Da so etwas auch für Freunde mal nützlich sein kann will ich es hier genau erklären.

Nur kurz zur Darmgeschichte, ich konnte den Stuhlgang oft schwer halten. Diät und Medikamente halfen allgemein nur bedingt. Ein Hausmittel, Tee mindestens 15 Minuten ziehen lassen, wirkte. Aber die Brühe schmeckt grausam und ist für den täglichen Gebrauch eher ungeeignet.

In den Wiesen um die Jurten weiden riesige Herden. Den Nomaden wird kein sauberes Trinkwasser zu Verfügung stehen. Ich nehme an da gibt es auch oft Durchfall, der sich mit der bei dem langen Ziehen entstehenden Gerbsäure gut behandeln lässt.

Nun das Verfahren der Nomaden: Etwas abseits der jeweiligen Jurten steht immer ein Wasserkessel der ständig dampft, mit einem Ablasshahn. Man gibt Tee in eine kleine Porzellankanne und kochendes Wasser darauf. Diese Kanne bleibt ewig so stehen. Es wird nur gelegentlich Tee und Wasser ergänzt. Vorn am Ausfluss hängt ein Sieb.

Wenn Tee getrunken werden soll werden ein paar Tropfen von dem schwarzen Sud in eine Tasse gegeben. Den Rest der Tasse füllt man am Ablasshahn des Wasserkessels auf. Man hat dann einen hellen wohlschmeckenden Tee, wovon jede Tasse eine Anteil Gerbsäure enthält. Das Verfahren ist wahrscheinlich durch Zufall entstanden. Ob die Nomaden die Zusammenhänge kennen weiß ich nicht. Aber so muss es sein. Mir hat die Sache jedenfalls gut getan, und ich werde das in Zukunft auch daheim praktizieren. Es war 22:00 als das Abendessen endlich begann. Geschmeckt hat es sehr gut.

Als ich am Morgen aufwachte waren die Mutter und der ältere Sohn bereits an der Arbeit. Der Sohn musste die Kühe per Pferd zusammentreiben, damit die Mutter diese melken konnte. Damit ist der Wesentliche Teil der Erwerbsarbeit bereits geleistet. Irgendwann kommt dann ein Minibus vorbei der die Kannen zur Weiterverarbeitung transportiert. Die Mutter hat den Rest des Tages zur Kinderbetreuung zur Verfügung.

Nach dem Frühstück bin ich die letzte Tagesetappe angegangen. Habe weitere Edelweißwiesen, fischende Nomaden, viele Reiter, Gruppen von Möven und anderes mehr gesehen. Am Ende war auch ganz zufällig gleich ein Fahrer da, und es ging ab nach Kotsckor. Das war während gerade ein Schlechtwetter aufzog.

 

Karakol, Östlicher Ala Tool.

Zunächst bin ich von Kotschkor per Marschrutka nach Karakol in mein sehr schönes Quartier bei Marzey. Zwei Besuche im guten Restaurant gleich nebenan, Gaseinkauf und sonstige Erledigungen. Danach war ich fertig zum Aufbruch. Ich hatte diesmal das Glück die Marzey und Jörg ihren Ehemann, einen Manager der Firma Nestle, samt Tochter persönlich kennen zu lernen. Alles sehr nette Leute.

Die Fahrt zum Gebrochenen Herz, einer Sandsteinformation am Beginn meines Trails, gestaltetet sich schwierig. Im Tileti Basar war ein ziemliches Gewurle. Niemand verstand mich. Dann hatte ich zunächst die falsche Marschrutka. Der Fahrer hatte sich an meinem Rucksack orientiert und sagte Mountains. Aber das war das Skizentrum. Als er begriffen hatte wohin ich wollte, fuhr er mich kostenlos zum Tileti Bazar zurück und brachte mich zur richtigen Marschrutka. Die fuhr allerdings auch nicht zum Trail Anfang sondern endete früher, am Gebrochenen Herz. Es war bereits 13:00. Ich musste halt etwas mehr laufen. Aber da war auch noch ein kleines Restaurant für einen Imbiss. Ich traf Radler auf geliehenen guten Mountain Bikes. So etwas gibt es inzwischen.

Dann lief ich los. Es war schwül heiß. Nach einiger Zeit regnete es. Zufällig war da ein kleiner Unterstand. Ob ich überhaupt richtig war wusste ich nicht. Keine Wegmarkierung am Weiterweg. Gelegentlich ein paar Jurten. Dann eine Weggabelung. Ich wählte den linken steilen Aufstieg. Zufällig war ich richtig. Eine einsame Jurte, davor 3 Kinder und einiges Geschirr irgendwie zum Trocknen aufgespießt. Ich versuchte etwas zu erfahren. Die Kinder zeigten nach oben. Dann ein hochbeiniges Militärfahrzeug am absoluten Ende der Befahrbarkeit.

Ich lief weiter. Was sollte ich auch anderes tun. Später eine einsame Jurte und 3 Jäger die ein Tier erlegt hatten. Ich hoffte hier übernachten zu können, um mir den Zeltaufbau zu sparen. Die Leute hatten aber irgendwie ein Fest. Alle hoben die Hände zum Himmel als die Schlachtung begann. Auf einem Tisch hinter einem Verschlag lagen gekochte Nudeln. Ich merkte man konnte mich nicht brauchen und ging weiter.

Ich ging noch ziemlich lange.

Dann sah ich in der Wiese ein rotes Zelt und ein Pärchen beim Essen. Es waren Franzosen. Ich stellte mein Zelt daneben auf. Ohne zu essen kroch ich in meinen Schlafsack. Ich habe 2200m gemessen.

Am morgen habe ich Milchreis mit Kirschen gekocht, während die Franzosen bereits aufbrachen. Ich setzte mich einiges später in Bewegung. Zumindest wusste ich jetzt dass ich auf der richtigen Route war. Mehrmals die Höhe messend schaffte ich mich empor. Weiter unten bemerkte ich eine Gruppe die ihr Lager aufschlugen. Sie waren einen Bogen gegangen, während ich steil aufstieg wo es keine Möglichkeit für ein Lager gab. In der Ferne sah ich jetzt den Tileti Pass vor mir. Aber es war noch weit. Ich wollte gern noch die andere Seite erreichen. Leider begann es zu regnen und es wurde kalt. Auf einem Firnfeld habe ich 3700 m gemessen. Doch da kam ich nicht weiter. Es war 17:00, aber aufgrund der Bewölkung bereits sehr dunkel. Den Fußpfad über schwarzes Geröll zur Scharte konnte ich nicht erkennen. Es regnete, graupelte und stürmte. Ich erinnerte mich an einen einigermaßen ebenen Rasenfleck etwa 150 m tiefer. Ich stieg ab, baute mein Zelt im Regen auf und kroch ohne zu essen in meinen Schlafsack.

Am Morgen sah ich vom Zelt aus die Gruppe Richtung Pass aufsteigen. Ich begann zu kochen, Beef Straganoff mit Reis. Ich war arg schlapp, musste oft stehen bleiben. Der Blutverlust von der OP und der niedrige Hb waren wohl noch nicht völlig überwunden. Aus dem Firnfeld lief Schmelzwasser das ich ungekocht trinken konnte. Eine Wohltat. Die Querung des schwarzen Schotterhanges zur Scharte hin war bei Licht problemlos. Es fing wieder an zu regnen. Ohne zu fotografieren stieg ich ab.

Nach einiger Zeit kam ich in grüne Wiesen wo auch Wasser lief. Der Regen hatte aufgehört und es wurde wieder wärmer. Schön wäre es gewesen wenn ich diesen Platz noch am Abend erreicht hätte. Nun ging es dem Flusslauf folgend abwärts. Eine Flussquerung zur rechten Seite stand an. Aber links war auch ein Weg. Ich wollte meine Schuhe nicht nass machen und ging links weiter. Das war ein großer Fehler.

Die linke Flussseite wurde nach einiger Zeit steil und der Pfad verlief aufwärts. Das konnte nicht richtig sein. Ich stieg durch Gestrüpp abwärts. Es kamen Stellen die ich aufwärts nicht geschafft hätte. Ich ging trotzdem weiter. Endlich war ich am Fluss. Da war beiderseits kein Weg. Ich musste aus den Handschlaufen meiner Skistöcke, weil sich die Stöcke ständig im Gestrüpp verhedderten. An Wurzeln hangelte ich mich weiter talauswärts. Sehr viel Zeit war verbraucht, aber ich konnte das Quer Tal sehen, das ich erreichen musste. Da riss eine Wurzel ab, und ich schlitterte abwärts. Dabei verlor ich meine Skistöcke. Einen sah ich noch davonschwimmen.

Dann half alles nicht mehr. Ich befand mich in einer Schlucht mit 2 Steilwänden. Ich musste mehr als knietief ins eiskalte Wasser. Das Quer Tal schien nicht mehr weit. Ich wollte es im Fluss erreichen. Da kam ein Wasserfall. Ich musste die rechte Schluchtwand an nassen Moospolstern erklimmen. Das war heikel aber möglich. Zuletzt wenige Meter Felskletterei und dann um ein Eck in die Flanke des anderen Tales.

Ein paar Meter tiefer traf ich auf den richtigen Weg. Der war ganz bequem. Ach war ich ein Trottel. Im Talgrund sah ich Zelte. Da waren zwei Schweizerinnen und eine Deutsche die ich schon von Kotschkor her kannte. Sie wollten nicht mit Summitclub oder Hauser gehen. Sie hatten sich im Internet etwas gesucht. Waren mit 5 Trägern und 2 Führern unterwegs. Alles Kirgisen. Gut so! Beim Summitclub stellen Deutsche die Führer und die Einheimischen müssen die Drecksarbeit verrichten. Lasten Schleppen etc. Dabei haben die Deutschen, wenn sie nicht zu faul sind, die Chance eine qualifizierten Beruf zu erlernen, was die anderen oft nicht haben.

Da war noch Suppe übrig und heißer Tee. Ich wurde im Gemeinschaftszelt versorgt. Etwas das ich normalerweise nicht unbedingt gern habe. Jede fremde Hilfe sehe ich auch als eigene Schwäche an. Aber alle waren so lieb, und ich war so geschwächt dass ich es gern nahm. Auch beim Zeltaufbau wurde geholfen, und bald lag ich im Schlafsack.

Als ich da in dem kalten Wasser fast etwas verzweifelt entlang lief hatte ich irgendwann den Gedanken, vielleicht doch einmal etwas zurück zu stecken. Aber im Schlafsack war das bereits vorbei. Ich hatte beschlossen abzusteigen. Ohne Skistöcke war der Weg über den nächsten Pass zu beschwerlich. Aber in 2 oder 3 Jahren könnte ich doch den 2ten Teil gehen. Inzwischen weiß ich, ich werde noch mal den ganzen Trail gehen. Es war doch so schön, die Landschaft, die netten Menschen denen ich begegnete, und überhaupt man sollte nie aufgeben.

Ich ging nach langem Schlaf talwärts am Sirota Camp vorbei Richtung Karakol.

Da kam wieder eine breite Flussquerung. Die Schuhe waren innen zwar noch nass aber einigermaßen warm. Ich suchte eine günstige Passage. Da kam ein Jeep herauf. Ich fragte ob der mich durch den Fluss fahren könne. Der hieß mich einsteigen, hatte aber noch anderes zu erledigen. Meinte er müsse ein Tier mit Hörnern nach Karakol fahren. Der Mann mit dem Tier kam nicht. Dann konnte ich gleich bis Karakol mitfahren. 3 Deutsche stiegen später noch zu. Sie hatten Urlaubs Ende. Einer schenkte mir seine Skistöcke. Die Fahrt bekam ich auch umsonst. Glück und Pech liegen oft dicht beieinander.

 

Ala Archa Nationalpark bei Bischkek.

Von Karakol bin ich per Marschrutka weiter nach Bischkek. Ich kam am Westlichen Busbahnhof an. Andere Trekker hatten mir das Sakura oder das Nomad empfohlen. Das sind die Absteigen der Trekker und Traveller wo man gute Infos erhalten kann.

Die Marschrutka 114, die in die Gegend vom Sakura fährt, hielt direkt da wo meine Marschrutka aus Karakol ankam.

Nach der Fahrt mit der 114 musste ich dann einigermaßen nach dem Sakura suchen, denn es liegt etwas versteckt und Hinweisschilder gibt es wie üblich nicht. Sakura ist japanisch geführt, macht aber keinen japanischen Eindruck.

Alle Räume im Sakura haben gesichertes Wifi. Es verkehren hier Traveller aller Nationen, so wie bei Marzey. In solcher Gesellschaft fühle ich mich immer wohl

Habe mich nur 1 Tag aufgehalten und bin dann mit Marschrutka 213 zum Osch Bazar, und mit Marschrutka 265 weiter nach Kaschka Suu. Dort gab ich dem Fahrer 100 Som damit er mich noch ein Stück Richtung NP Eingang brachte. Eine Frau wartete am Straßenrand auf Mitnahme, ich wollte laufen. 12 km bei 12% Steigung, das konnte schon eine Vorübung sein.

Habe mich in der kleinen Lodge unterhalb vom Hotel einquartiert. Der Zimmerpreis beträgt hier 500 Som. Da ich mir das Zimmer mit einem Russlanddeutschen der jetzt in Berlin lebt geteilt habe, waren es noch 250 Som, d.h. 5.-€. Im Hotel wären es 45.-€ gewesen.

Die Anreise hat mich 45 Som gekostet. Im Vorjahr mit dem Blödian von Taxifahrer kostet es 1500 Som. Das sind Unterschiede. Wenn das im Vorjahr erfolgreich gewesen wäre hätte mich das nicht umgebracht. Aber der arrogante Typ, der kein Wort englisch sprach, glaubte wahrscheinlich mit seinem weißen Hemd und der Bügelfalte in der schwarzen Hose könnte er seine Dummheit überbrücken.

Ich habe im Vorjahr geschrieben da gibt es keinen Wegweiser und keinerlei Markierung. Das stimmt nicht. Es gibt einen Wegweiser, blaue Markierungen und einen ganz bequemen Weg bis etwa 1h hinter dem Wasserfall. Ich konnte das nicht sehen, denn der Depp, der angeblich kompetent sein sollte, war an allem vorbeigefahren. Damit genug zum Thema. Ich kann allen nur raten, geht dahin wo ihr Traveller und Trekker trefft. Taxifahrer sind sowieso oft Idioten.

Später traf ich dann noch den Cyrus aus Wien. Er war mit einigen Studenten hierher gefahren. Er hatte sein Projekt unterbrechen müssen. In Khorog wurde gerade geschossen. Sie durften von Jskashim nicht weiter. Da sind sie schnell mal nach Ala Archa, weil wir E-mail Kontakt hatten. Ist doch nett.

Am nächsten Tag bin ich erst einmal zur Erkundung bis zum Wasserfall gelaufen, tags darauf zu Ratsek Hütte. Im Bereich der Ratsek Hütte traf ich auf 3 Zeltlager. Das sah aus wie AKB 1956 mit Paul Bernett in der Sella. Diese schönen Zeiten sind bei uns leider schon lange vorbei. Hier kommen sie erst.

Es handelte sich nicht um große organisierte Gruppen. Das waren alles Individualisten unterschiedlicher Nationalitäten in kleinen Freundeskreisen und auch viele Pärchen. Mir hat das gefallen. Viele Leute aus Oststaaten waren darunter. Ich habe bei dieser Gelegenheit mein Verhältnis zu den Russen gründlich geändert. Das waren nicht die Wodka saufenden Schlägertypen die uns während der Kriegsgefangenschaft bewachten und ständig verprügelten, was einige von uns nicht überlebten. Das waren gebildete Leute aus den Großstädten, alpinistisch hoch motiviert und  bestens ausgerüstet. Jeder einzelne ein beeindruckender Athlet.

Die Hütte hat neuerdings einen Wart. Man kann auch essbares kaufen. Ich konnte das nicht nutzen, weil ich in der Annahme das Ding steht leer kaum Geld dabei hatte. Seinen Schlafsack muss man mitbringen. Es wird nachts sehr kalt. Ich hatte auch den Kocher und Verpflegung dabei.

Die Kletterwände konnte ich nicht einsehen, die liegen weiter hinten. Nach der Ausrüstung der Kletterer scheint aber einiges los zu sein. Einen Klettererfriedhof direkt unter der Ütschitel Nordwand soll es auch geben, weil es hier noch keine Hubschrauberbergung gibt.

Habe mich am anderen Morgen auf den Normalweg zum Ütschitel (4540m) begeben. Ich war zunächst ganz allein. Zwei Österreichern die früher gestartet waren bin ich erst begegnet als diese bereits im Abstieg waren. Tagsüber wird es sehr schnell ermüdend heiß. Anfangs gibt es einen staubigen Pfad. Später geht der Aufstieg in großblockiges Geröll über. Mich hat die Sache sehr angestrengt. Das hängt wohl auch mit meinem z.Zt. sehr niedrigen Hb Wert zusammen.

Karl Herrligkoffer, der neben seiner Praxis in München auch eine außerordentliche Professur für Höhenmedizin in Salzburg hatte, hielt den Hb für sehr wichtig was die Sauerstoffaufnahme im Blut betrifft. Der musste es wissen. Er hat bei seinen Expeditionen auf diesen Gebiet viel geforscht und auch mit Spritzen experimentiert. Er wollte mir damals so manches erklären. Ich habe immer lachend geantwortet: "Ach Karl, Gesundheit ist die beste Medizin". Hätte vielleicht besser hinhören sollen. Jetzt kann ich ihn nicht mehr fragen. Aber da gibt es noch die Heidi. Die hat auch sehr viel Hochgebirgserfahrung. Ihre Arztpraxis hat sie inzwischen geschlossen um mehr Zeit fürs Gebirge zu haben. Was die in der letzten Zeit mit dem Franz und ihren beiden Titanknien alles gemacht hat, da kann ich nur staunen.

Zurück zum Bericht.

Während ich eine Brotzeitpause einlegte zogen 2 junge Burschen an mir vorüber. Ich machte mich auch wieder auf die steiler werdende Strecke. Ich begann zu schnaufen, obwohl diese Höhe für mich kein Problem sein dürfte. Es kamen immer wieder Sichtgrenzen, aber danach nicht das erhoffte Firnfeld, sondern erneut Geröllhänge. Dann kehrten die Burschen vor mir irgendwann um. Ich war auch bereits ziemlich lustlos, was ich sonst von mir nicht so kenne. Aber ich stapfte weiter.

An der Umkehrstelle der Anderen habe ich die Höhe gemessen. 3900 m. Also noch 640 hm bis zum Gipfel.. Bei meinem schlappen Tempo allerhand. Doch es war erst früher Nachmittag. Es hätte reichen müssen. Die beiden Burschen sah ich jetzt schon weit unter mir.

Die ersten Nachmittagsnebel zogen wie alltäglich auf. Eigentlich nichts besonderes. Für mich mussten sie heute zur Erleichterung meiner Umkehrentscheidung herhalten. Ich war so müde und hatte einfach keine Lust mehr.

Ich bin zur Hütte und anderentags nach Ala Archa. Nach einem Rasttag bin ich ohne weiteres zu unternehmen nach Kaschka Suu. Die letzten km wurde ich von einem PKW mitgenommen. Dann gleich mit  Marschrutka 265 zum Osch Bazar und weiter ins Sakura. Ich hatte nur den Wunsch unter eine warme Dusche zu kommen, gut essen, eine Flasche Rotwein und gut schlafen.

Die nächsten Tage bis zum Abflug nach Dushanbe habe ich mit Wäsche waschen, Schuh Reparatur, Kaufhausbummel, etwas Internet und faulenzen verbracht.

Hatte vor der Abreise noch B12 kombi mit Folsäure gespritzt. Aber mein strahlengeschädigte Darm mochte die Ferro Sanol nicht. Eisen kann ich nicht selber spritzen. Müssen dann die Doktoren machen. Schade, es lief nicht wie ich wollte.

 

Weiterreise nach Tadschikistan.

Am Anfang hatte ich gleich einige Abenteuer ganz anderer Art.

Am 13.08.2012 gegen 15:30 bin ich per Marschrutka zum Flughafen Bischkek gefahren. Mein Flug nach Almati startete 04:10, aber ich wollte nicht nachts zum Flughafen fahren. Habe auf einer Bank im Flughafengebäude gepennt so gut das ging.

In Almati noch mal 5 h Flughafen. Als es losging hatten die den Gate nicht angeschrieben. Ich fragte, und eine Frau zeigte Richtung Flugfeld. Ich bin also durch die unbesetzte Sperre aufs Rollfeld. Ein Polizeioffizier nahm mir meinen Pass plus Ticket ab und verschwand in einem Aufzug. Bevor ich nach konnte schloss sich die Tür. Er kam später ohne meinen Pass + Ticket zurück. Er zeigte auf die Sterne seiner Schulterstücke, wohl als Zeichen seiner Berechtigung. Englisch verstand er nicht. Ich wendete mich an eine englisch sprechende Flughafenangestellte und sagte: "Der hat mir meine Identität geraubt, so etwas macht man nur mit Verbrechern". Die holte mir meine Sachen zurück.

Der Flug führte bei Sonnenschein über das Zerfasangebirge. Ein Ersatz für den Flug über das Pamir den ich später nicht bekam. In Duschanbe bekam ich einigen Ärger. Mein 2 Monate Visa bedurfte einer Registrierung. Das sollte nach Angabe der Botschaft in Berlin reine Formsache sein. Aber der registrierende Beamte wollte mir ein Reiseunternehmen und eine Führer andrehen. Brauche ich nicht, ich bin doch kein Kleinkind.

Wollte die Registrierung nach Khorog verlagern, wo das einfacher ist. Bin am nächsten Morgen per Sammeltaxi in Richtung Khorog gestartet. Irgendwann standen dann 2 Panzer auf der Strasse, später einige in der Wiese, dann kam ein ganzes Panzercamp. Kurz vor Kailakhung  kam eine von der Armee bewachte Straßensperre mit Passkontrolle. Ich musste zurück. Der Offizier zählte einige Nationen auf für die Khorog zu gefährlich wäre. Die würden von den Terroristen abgeknallt. Ich fragte recht blöd, ob denn die Terroristen vor dem Abknallen eine Passkontrolle machen, um zu wissen dass ich ein Deutscher bin. Der Offizier lächelte, ließ aber meine Frage unbeantwortet. Die Militärs waren sehr freundlich aber bestimmt.

Gegen 02:00 war ich wieder in Dushanbe, total durchgeschüttelt und etwa 70.-€ leichter. Anderentags, ich war noch sehr müde, begann ich Telefonate mit der Deutschen Botschaft, die leider ergebnislos endeten. Ich hatte ein Visum gekauft das ich nicht nutzen konnte, und sollte mich nun noch mit einem Reiseunternehmen verkuppeln lassen. Die Beamtinnen Verschanzten sich hinter Bestimmungen. Eigentlich war ich inzwischen bereits illegal. Aber in diesem Verhau von Ahnungslosen spielte das wohl kaum eine Rolle. Ein Besuch unserer Botschaft und des Außenministeriums von Tadschikistan brachten auch nichts. Zwei Mails mit großem Verteiler habe ich auch auf die Strecke gebracht. Leider gab es keinen Drucker für einen Beleg. Nun folgten erst einmal 3 Tage Ramadan Ende. Normalerweise will ich keine fremde Hilfe, denn das ist immer ein Zeichen eigener Schwäche. Aber gegen Behörden geht es gelegentlich nicht gut allein.

Vor dem Mauerfall 1989 ging ich bei so etwas immer zu den Amis, deren Lieblings-Verbündete wir damals waren. Da war so etwas unkompliziert. Die sind halt Weltmacht und wir nur Möchtegerns. Das spürt man.

Ich bekam keine Visum Änderung und musste die für das Pamir eingeplante Zeit in anderen Gegenden Tadschikistans verbringen. Musste neu planen. Die fehlende Registrierung blieb ein Restproblem. Im Außenministerium sagte man mir, das wären wahrscheinlich nur Verständigungsprobleme. Das zu koordinieren sei Angelegenheit der Deutschen Botschaft. Die arbeiten aber eher  nach dem Prinzip, wenn wir nichts tun, können wir auch nichts falsch machen.

Es lebe der Buchbinder Wanninger!

Und noch ein Abenteuer. In der Nacht wurde meine Zimmertür geöffnet, obwohl innen der Schlüssel steckte. Herein kam nicht wie im Vorjahr ein Zusatzgast, sondern die Putzfrau. Der Schwimmerkasten war übergelaufen, das Wasser stand im Flur und tropfte evtl. durch die Decke. Der Zulauf wurde abgesperrt und ich bekam 2 Wasserflaschen für die Klospülung. Auch mal etwas neues.

 

Schönes, heißes, lustiges und teures Dushanbe.

Die Toilettenspülung lohnt eine besondere Beschreibung. Musste mir das einmal genauer ansehen. Der Schwimmerkasten hat ein kreisrundes Loch. Scheinbar hatte das früher eine Funktion. Jetzt stand es offen. Der Strahl aus der Wasserzuleitung ging nun genau durch dieses Loch ins Freie, d.h. in den Raum, ohne dass Wasser in den Kasten lief. Dieses Loch habe ich zunächst mit einer zerknüllten Plastiktüte abgedichtet. Das nützte aber nicht viel. Die Abschaltung der Wasserzufuhr funktionierte auch nicht. Es gab auch keinen Absperrhahn. Die Putzfrau hatte, in Kenntnis der Lage, einfach den Zuleitungsschlauch um 180° zusammengedrückt und diesen zur Fixierung dieser Sperre zwischen 2 Rohrleitungen geklemmt. Nun konnte ich wahlweise den Schlauch öffnen bis der Schwimmerkasten voll ist, und dann nach Putzfrauenmethode wieder absperren, oder aus 2 gefüllten Wasserflaschen spülen. Für eine Spülung per Dusche reichte der Druck nicht, und ein Handwaschbecken gab es auch nicht. Da braucht man schon einigen Humor. Lustig!

Die Türschlösser sind übrigens so gebaut, dass sich die Türen auch von außen öffnen lassen, selbst wenn von innen abgesperrt ist und der Schlüssel steckt. Die stammen vielleicht noch aus KGB Zeiten, denn die wollten doch auch immer zu allen Dingen Zugang haben.

Am Morgen gegen 05:30 ging ich gern in den wirklich schönen Grünanlagen spazieren, bevor es heiß wurde. Da ist aber alles geschlossen. Geöffnet wird gegen 10:00. Da ist es schon sehr heiß.

Ich musste weiter reisen. Hier konnte ich nichts abwarten. Da weiß rechts nicht was links tut. Die Armee schickte mich zurück als ich nach Khorog wollte, und der Mann im Außenministerium sagte: " Warum fahren sie denn nicht nach Khorog? Sie haben doch ein Visa dafür". Die Leute von der deutschen Botschaft Botschaft hatten mir zu dem die falsche Hausnummer für die Konsularabteilung aufgeschrieben. Der Taxifahrer konnte scheinbar die Adresse nicht lesen, setzte mich irgendwo ab und wollte den 4fachen Preis. Ich gab den vereinbarten Preis, der richtig ist laut Hotel und Botschaft. Er gab mir das Geld zurück. Das zweimal. Ich musste mir das Außenministerium nun selber suchen. In einem Nobelrestaurant wurde mir geholfen. Das Außenministerium war inzwischen geschlossen. Wegen der Irrfahrten war die Öffnungszeit verbraucht. Da tauchte der Taxifahrer wieder auf und wollte noch immer die 4 fache Summe. Hatte keine Lust zum Streiten. War einen Teil der Strecke sowieso gelaufen. Ich ging in das klimatisieret Nobelrestaurant. Als ich heraus kam war der Fahrer weg. Pech gehabt.

Mein mieses Hotel kostete 30.-€. Im Vorjahr kostete es 8.-$. Jetzt wurde es Zeit dass ich weiter komme, sonst würde ich hier arm, wobei Dushanbe abgesehen von den Hotelpreisen nicht teuer ist. Aber das Hotel braucht man halt jede Nacht.

Als klar war dass ich, wenn ich keine weitere Zeit nutzlos und teuer vertrödeln wollte, meinen Plan ändern musste, erreichte mich eine Mail aus Osch von der Saskia. Sie musste auch noch Zeit überbrücken. Sie informierte mich außerdem, dass Kirgisien inzwischen visumfrei ist. Das passte.

Wir vereinbarten einen Treff in Jirgantol, und danach einige gemeinsame Tage. Nach Jirgantol wollte ich sowieso weil man von da aus den Pik Somoni sieht. Das ist mit 7495m der höchste Berg Tadschikistans. Früher hieß er einmal Pik Kommunismus und war der höchste Berg der glücklicherweise nicht mehr existenten Sovietunion. Die Saskia lernte ich in Bischkek kennen. Sie hat ihren Lebensstil und die Lebenseinstellung genau wie ich. Das gibt es selten. Sie macht immer mal zwischendurch 1 oder 2 Jahre Reiseurlaub. Dabei ist sie kein Typ der berufslos durch die Welt tingelt. Sie hat je ein Unistudium in Betriebswirtschaft und als Diplomkaufmann, dazu noch einen Studiengang für Immobilienmanagement. Aber sie strebt nicht nach Besitz und Karriere wie das bei vielen der Fall ist, sie will ihr Leben gestalten weil sie nur eines hat. Dabei verdient sie auch so recht gut. Leider ist sie erst 35 Jahre jung und ich bin in vielen Dingen viel zu langsam für so eine aktive Frau, und wohl auch zu keiner entsprechenden Steigerung fähig. Da muss ich froh sein wenn ich einmal einige Tage mit darf. In diesem Fall stellt vorwiegend die Saskia die Weichen, was ich in jüngeren Jahren nicht akzeptiert hätte. Jetzt bin ich froh dass ich mit kann, und ich bin glücklich.

Sie hat den nötigen Mut muslimische Länder als Frau allein zu bereisen und das auch in kurzen Hosen. Auch der Iran ist geplant. Ich bin von ihr begeistert!

Von Jirgantol sind wir jeweils in Tagesabschnitten nach Garm, Obi Garm und wieder zurück nach Dushanbe.

Zwischen Garm und Obi Garm überholte uns ein PKW mit hoher Geschwindigkeit. Er war dabei zu weit an den Straßenrand geraten und hatte den Graben tangiert. Das haben wir allerdings nicht gesehen. Wir sahen nur dass ein Fahrzeug und einige Kleinteile etwas über und neben uns an uns vorbei flogen. Ich konnte nur hoffen dass wir nichts davon abbekommen. Das Fahrzeug überschlug sich in der Luft zweimal und landete dann vor uns auf der Strasse. Es stand wieder auf den Rädern, allerdings um 180° gedreht. Der Überholvorgang war gelungen, das Fahrzeug allerdings nicht mehr fahrbereit. Unser Fahrer hatte glücklicherweise noch rechtzeitig bremsen können. Der Fahrer des nun Schrott-PKW's stieg unverletzt aus. Er war der einzige Insasse. Junge Burschen halfen das Hindernis von der Straße zu schieben. Und weiter ging unsere Fahrt. Der Saltofahrer musste seine Reise nun per Anhalter fortsetzen.

In Obi Garm hatten wir in einer Bar einen netten Abend mit zwei russischen Ingenieuren aus Moskau. Sie haben die Bauleitung für das neue Kraftwerk Rogun. Meine Ablehnung der Russen hat sich seit meinen Kontakten mit Russen der jüngeren Generation im Ala Archa in Sympathie verwandelt. Mit Kommunismus haben die nichts am Hut.

2 Tage nach Dushanbe sind wir nach Ajini. In Ajini ist alles anders als im Reiseführer beschrieben. Die Hotels sind größtenteils geschlossen. Aber wir fanden ein sehr gemütliches Quartier bei einer Familie. Haben in Ajini einige Spaziergänge durch den Ort gemacht. Bei der Hitze ist das anstrengend genug. Dann sind wir für 1 Tag zum Iskanderkul gefahren.

Bei einem der Spaziergänge durch den lang gezogenen Ort bin ich über ein auf dem Gehsteig liegendes Kabel gestürzt und habe mir zwei stark blutende Wunden am Unterschenkel zugezogen. Die Saskia war sehr besorgt. Meine Großmutter hätte in so einem Fall gesagt: "Das ist dummes Fleisch, das muss weg". Paul Bernett hätte wie üblich gesagt: "Du verträgst das". So unterschiedlich sind die Beurteilungen.

Dann sind wir weiter nach Pendzikent. Die Saskia brauchte hier eine Auszeit für sich und für mich war die sehr schöne Zeit mit ihr auch recht anstrengend. Sie ist so leistungsstark dass ich nur nachlaufen konnte. Sie ist zu einer Wanderung an die 7 Seen gefahren. Ich wollte später fahren. Daraus wurde dann nichts.

 

Als die Saskia von den 7 Seen zurück war haben wir noch eine gemeinsame Fahrt zum Alplager Artuch unternommen und sind am nächsten Morgen zum Tsukurak Kul aufgestiegen. Saskia war weit voraus. Dieses intelligente Energiepaket einzuholen ist für mich nicht leicht. Ich habe arg geschnauft. Die Muskulatur war i.O. aber die Energie fehlte, weil das Blutbild nicht stimmte. Eisen oral vertrage ich nicht.

Beim Abstieg war alles wieder okay, da braucht man weniger Sauerstoff.

Saskia fuhr danach nach Dushanbe für ihr Iran Visum. Die wunderschönen Tage waren nun leider vorbei. Ich blieb noch einige Tage für kleine Bergtouren in Pendzikent.

Ich war von Pendzikent aus an den 7 Seen. Der Fahrer hatte, wie hier üblich unterwegs noch viele Erledigungen, sodass wir erst sehr spät am 6 ten See ankamen. Wollte abkürzen und ging statt den Weg entlang gerade über den Hang hinauf. Das war wieder einmal ein Fehler. Ich musste über viele Höhenrücken auf und ab, was die Strecke nicht kürzer sondern nur anstrengender machte. Zurück bin ich in der Dunkelheit den Weg gegangen, hatte aber Schwierigkeiten mit der Wegfindung. Ging ohne meine winzige Black Diamond Lampe, die hier ungeeignet gewesen wäre. Am Dorfanfang wollt wer behilflich sein. Er hatte eine sehr starke Lampe und blendete mir damit mehrmals in die Augen. Danach sah ich absolut nichts mehr. Habe glücklicherweise die Brücke über den Fluss gefunden und erreichte eine kleine auch außen beleuchtete Hütte. Ein Jeep stand daneben, aber in der Dunkelheit wollte niemand fahren. Hier ist das von unten kommende Strassen Ende.

Ich bin in die Hütte die von 2 Männern und einem etwa 14 jährigen Burschen bewohnt ist. Hier bekam ich etwas vom Spiegelei ab, dazu Tee und Brot. Das Brot war eine gewöhnungsbedürftge Angelegenheit. Weil die Leute scheinbar selten einkaufen wird es auf lange Zeit gelagert und ist knochenhart. Es wurde zum aufweichen in eine große Waschschüssel mit kaltem Flusswasser gelegt, bis es kaubar war. Es gibt Dinge die besser schmecken.

Dann begannen die Gebetsübungen. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Sprechen konnte ich mit den Leuten nicht. Also machte ich mit. Mir fiel es schwer. Bin nicht mehr so gelenkig. Hätte vielleicht schon früher so etwas tun sollen. Angeblich war das für Mohamet der Grund für die Einführung der Gebetsübungen. Der Bursche erkannte meine Probleme und ich wurde sozusagen beurlaubt. Sollte mich auf eine Decke legen, wo ich bis zum Morgen liegen blieb. Unbedingt sauber waren die Decken nicht. Ob sie Kleingetier enthielten wusste ich auch nicht. Mir graut vor nichts. Schließlich habe ich in der Kriegsgefangenschaft 20 Monate mit Läusen, Flöhen und Wanzen in permanenter Wohngemeinschaft verbracht. Am Morgen habe ich dem Burschen etwas Geld in die Hand gedrückt was dieser zunächst nicht nehmen wollte.

Bin dann bis einige Dörfer unterhalb vom 1ten See gelaufen, wo mich ein Minibus mit total besoffenen Jugendlichen überholte. Der Fahrer war nüchtern. Ich konnte mitfahren. So erreichte ich am Nachmittag Pendzikent.

Anderentags bin ich noch einmal nach Artuch. Musste diesmal vom Ort zum Alplager laufen. Da war kein Fahrzeug. Am Morgen bin ich zum Kul i Kalon aufgestiegen. Hatte einen guten Tag und eine kurze Zeit. Musste mich auch beeilen, weil ich nicht wusste wie es mit der Rückfahrt klappt. War schon fast am Ort Artuch als mir ein Jeep mit einem japanischen Pärchen entgegen kam. Der Fahrer suchte noch Mitfahrer. Nun ging es wieder die Strecke hoch die ich soeben hinab gelaufen war. Weiter oben fanden wir ein weiters Paar. Jetzt waren wir eigentlich einer zuviel. Aber der Fahrer wollte voll haben.

Hinten saß ich mit den beiden Japanern. Der Stauraum hinter der Rücksitzlehne war fast leer. Da der Fahrer Bedenken hatte die Neuzugänge könnte es sich anders überlegen, wurden deren Riesenrucksäcke über der Handbremse verstaut. Dann kam der Mann auf den Beifahrersitz und die Freundin obenauf. Los ging die Fahrt – volle Pulle! Über Schlaglöcher und sonstige Unwegsamkeiten hüpfte das Fahrzeug regelrecht. So mancher Kopf machte mit dem Fahrzeugdach Bekanntschaft. Die Beifahrersitzlehne war rechts total defekt und hing fast bis auf den Hintersitz durch. Ich wurde etwas zur Fahrzeugmitte abgedrängt, konnte aber trotzdem einigermaßen sitzen. Von dem Mann auf dem Beifahrersitz sah ich nur ein Haarbüschel unter den Rucksäcken und der Freundin herausschauen. Der musste wohl ein Gummikreuz haben. Ich habe die ganze Strecke nur gelacht, ob ich wollte oder nicht. Die kleine Japanerin, die zwischen mir und ihrem Freund saß, hatte scheinbar Angst. Sie hielt sich am Knie ihres Freundes und an meinem Knie fest. Während einer ruhigeren Strecke fragte Sie mich ob die Wunde an meiner Wade schmerzen würde. Wohl zur eigenen Beruhigung streichelte sie dann mein Knie. Wenn es wieder härter wurde hielt sie sich wieder an unseren Knien fest.

Wir hatten bereits die Hauptstraße ereicht als die Rostlaube den Geist aufgab und wir in einem anderen Fahrzeug den Rest der Strecke nach Pendzikent zurücklegen mussten.

Inzwischen hatte Saskia in Dushanbe Schwierigkeiten mit dem Iran Visum und änderte ihren Reiseplan. Sie wollte nun zunächst über Chudzand nach Kokand, und dann zu anderen Orten in Usbekistan. Ich wollte ursprünglich auch mal nach Kokand, aber mein Visum passte datumsmäßig nicht mehr. Bei dieser Reise gab es wegen des Pamirkonfliktes so viele Verschiebungen dass die Planung eigentlich Makulatur war.

Nach einer wilden Fahrt über den Sachristan Pass, wo fast alles Provisorium oder Baustelle ist, erreichte ich am Abend des 08.09. Chudchand, wo Saskia schon auf mich wartete. Wir hatten uns per E-mail verabredet.

Die Fahrt über diesen Pass ist ein gefährliches Abenteuer. Leitplanken fehlen in Tadschikistan grundsätzlich. Aber bei dieser Strasse ist der äußere Rand nur lose aufgeschüttet. Weil auch schwere Laster unterwegs sind versuchen die schnelleren Sammeltaxis zu überholen. Wenn sie das auf der Bergseite tun mag das okay sein. Auf der Talseite ist es sehr gefährlich, was an den vielen abgestürzten Fahrzeugen ersichtlich ist. Ausserdem habe ich während dieser Fahrt so viel Staub geschluckt dass ich Tage brauchte um hustenfrei zu werden.

Am nächsten Tag habe ich mir mit Saskia einiges in Istanfara angesehen. Danach hatten wir noch einen nur teilweise gemeinsamen Tag in Chudzand, weil jeder die eigene Weiterfahrt organisieren musste. Dann ein schöner Abschieds-Abend. Leider war damit die gemeinsame Zeit endgültig vorbei.

 

Zurück nach Kirgisien

Meine Fahrt nach Osch verlief reibungslos. Leider kam ich erst in der Dunkelheit an. Das Hotel hatte ich dem Reiseführer entnommen, aber es war eine Enttäuschung. Zimmerpreis viel zu hoch, Einrichtung total vergammelt.

Am Morgen habe ich ein besseres Hotel gefunden. Am nächsten Morgen wollte ich Uzgen besuchen. Hier stimmten die Angaben im Reiseführer auch nicht. Dann wollte ich Geld tauschen. Fand keinen Bankomaten. Der Eurokurs war gut gestiegen aber keiner wollte meine 10 € Noten, auch die Banken nicht. Damit ich nicht zahlungsunfähig werde musste ich eine kleine Menge zu einem sehr schlechten Kurs tauschen. Das war kein guter Start in Kirgisien.

Man macht immer wieder Fehler. In Jalal Abat konnte ich feststellen dass ich zu früh gehandelt hatte. Hier hätte ich einen Spitzenkurs erhalten und Bankomaten sah ich massenhaft. Mein Hotel war i.O. und billig. Ich hatte eigene Dusche und WC, allerdings leider nur Kaltwasser. Es gab auch ein gutes Restaurant im Hotel. Weil ich im Vorjahr in Jalal Abat nur umgestiegen war blieb ich einen Tag. Als ich mich über den Abfahrtspunkt der Marschrutkas nach Arslanbob umsehen wollte blieb ich im Bazar hängen. Mir gefiel der Bazar so gut, dass ich mir sonst nichts angesehen habe. Musste noch Kleinigkeiten waschen, Mundspülung und etwas Obst besorgen etc. und der Tag war gelaufen.

Anderentags ging es per Marschrutka nach Arslanbob. In Kurgan musste ich umsteigen. Alles lief gut. Keine Wartezeiten. Fand ein gutes Quartier mit einem deutsch sprechenden Besitzer. Bei Arslanbob sollen die weltgrößten Walnuss Wälder sein. Auch sonst ist die Landschaft schön. Habe noch am Ankunftstag den kleinen Wasserfall besucht. Laufen ist immer gut. Am nächsten Morgen regnete es. Eine Seltenheit. Es wurde Zeit dass der viele Staub etwas gebunden wird.

Habe in den nächsten 2 Tagen noch den großen Wasserfall besucht und mir das Dorf angesehen. Dann war die eingeplante Zeit schon wieder aufgebraucht und weiter ging es nach Bischkek.

Toktogul habe ich vorerst einmal ausgelassen. Es hatte stark abgekühlt, deshalb wollte ich zunächst die höheren Regionen aufsuchen. Bin nach Bischkek ins Sakura. Alles war voll. Musste im Gang schlafen. Es war kalt. Hatte wenig Lust zum Aufbruch. Dann gab es noch eine ungewollte Verzögerung weil ich meine Schuhe kleben musste. Da wo ich schon einmal Kleber besorgt hatte war nichts mehr vorhanden. Musste suchen.

Dann endlich am Dienstag den 25ten bin ich los. Es war noch immer kalt. Hatte Glück, kurz hinter dem Parkeingang nahm mich ein PKW mit – kostenlos.

Das Restaurant vom kleinen Hotel hatte bereits dicht gemacht. Im Winter machen die zu. Im Magazin waren nur noch 3 Flaschen Wodka vorhanden. Die richteten sich auch auf die Winterpause ein. Im Restaurant vom großen Hotel war ich der einzige Gast und es gab keine Speisekarte. Konnte nur bekommen was von der Personalverpflegung übrig war. Ich hatte auch nichts dabei außer 3 Snickers. Wollte oben alles kaufen. Es war kalt. Ich bekam ein Elektroheizgerät ins mein Zimmer gestellt.

Am morgen bin ich dann los. Es war ein schöner Tag. Ich war gut drauf. Hatte keinen Kocher, kein Gas, keine Kochverpflegung etc dabei. Mein Rucksack war relativ leicht.

Bin die Strecke zur Ratsek Hütte gemütlich in 4 Abschnitten gegangen. In den Pausen habe ich den schönen Tag und die Landschaft mit der herbstlichen Färbung genossen. Ging in kurzer Hose und T-Shirt, war aber trotzdem verschwitzt.

Als ich in die Geländefalte Richtung Hütte einbog blies mir eiskalter Wind entgegen. Habe trotzdem nichts übergezogen. In der Hütte würde ja wohl etwas geheizt sein. Eine heiße Suppe wollte ich mir auch gleich kaufen. Auf der letzten Strecke begegnete ich vielen Steinböcken.

Die Zeltlager im Hüttenbereich gab es nicht mehr. Der vordere Hüttenraum war leer. Geheizt war nirgends. Warmes Essen gab es auch nicht. Es gab überhaupt nichts essbares zu kaufen. Im dunklen hinteren Hüttenraum war ein russisches Alpinistenpaar. Das waren die einzigen Gäste. Ein junger Bursche kassierte die Übernachtung und machte mit zwei weiteren Burschen die Sache winterfest. Den Bach vor der Hütte gab es nicht mehr. Es gab überhaupt kein Wasser. Oberhalb war alles eingefroren. Auch ich war total durchgefroren. Unter der Felswand neben der Hütte lag etwas Neuschnee. Davon bereitete die Russin Tee. Sie bot mir eine Becher an, und auch noch mehr. Aber ich wollte nicht mehr um nachts nicht so oft heraus zu müssen. Ich bekam auch Speck angeboten. Den mag ich grundsätzlich nicht. Meine 3 Snickers wollte ich für den nächsten Tag aufheben. Also kroch ich ohne etwas zu essen in meinen Schlafsack.

Die Russen waren hochmodern westlich ausgerüstet, mit Salomon Schalenschuhen, Grivel Leichtsteigeisen mit Antistoll, Titan Eisschrauben, Goretexkleidung etc. Statt dem üblichen Wodka hatten sie amerikanischen Whisky dabei. Ich bekam welchen angeboten. Das Zeug ist ein Trugschluss. Er öffnet die äußeren Blutbahnen, entzieht dem Körper aber die innere Wärme. Weiß ich noch von Karl Herrligkoffer. Ich nahm Imodium, um nicht in der kalten Nacht über die Moräne zum Plumpsclo zu müssen.

Bin in meinen Schlafsack gekrochen, auch den Kopf mit hinein, und habe mir auf die Brust gehaucht, so wie früher in den Biwacknächten. Konnte mich nicht erwärmen. Habe geschlottert. Die Kälte steigerte den Harndrang. Musste oft heraus. Der inzwischen etwas erwärmte Schlafsack und die feuchte Bekleidung waren danach sofort wieder eiskalt. Es war wie in einem Westalpenbiwak. Aber das bin ich nicht mehr gewohnt. Das letzte ist 21 Jahre her. Auch der Raum wurde erst gegen 4 Uhr morgens erst etwas überschlagen. 3 Personen geben zu wenig Wärme ab.

An eine Besteigung des Ütschitel war unter diesen Umständen nicht zu denken. Weiter oben lag Neuschnee. Meine Leichtbergschuhe waren dafür ungeeignet. Meine 3 Snickers als Verpflegung zu knapp bemessen. Wollte doch alles auf der Hütte kaufen. Beschloss bereits in der Nacht keine weitere Nacht in der Ratsek Hütte zu verbringen. Am Morgen gegen 10:00 begann ich den Abstieg.

Mir begegneten 2 junge Russinnen die zur Hütte wollten. Hochmodern ausgerüstet, mit Kurzschaft Eisbeilen auf ihren schweren Rucksäcken. Scheinbar werden jetzt auch hier, ebenso wie in den Alpen, die Kombitouren wegen des Stein- und Eisschlages, in der kalten Zeit begangen. Das machen vorwiegend die Russen, weil die allgemein mehr Geld für die gute Ausrüstung haben als die Kirgisen.

Habe noch 2 Tage in Ala Archa verbracht. Bin zum Bergsteigerfriedhof und darüber hinauf aufgestiegen und ins Ala Archa Tal. In dieser Höhenlage war es tagsüber noch schön und gut zum Wandern. Aber zu essen konnte ich nichts vernünftiges bekommen.

Am nächsten Morgen Schneeregen und kalter Wind. Bin die 16 km nach Kaskha Suu gelaufen. Es war windig und kalt, und hörte nicht auf zu regnen. Als ich bereits die Marschrutkas sah hielt ein Mercedes an und der Fahrer forderte mich zum Einsteigen auf. Eigentlich wollte ich nicht weil ich gleich da war. Er sagte er bringt mich nach Bischkek. Bin mit meinen klatschnassen Klamotten in das schöne saubere Auto. Er fragte nach meinem Hotel und wo das ist. Das Sakura kannte er nicht und die Strasse wusste ich nicht. Sagte am Trolley 4. Er setzte mich an einer Station ab. Ich stieg ein, aber es war die falsche Richtung. Blieb an der Endstation sitzen und kam so doch noch ans Ziel.

Das GH war voll. Am anderen Morgen war es total leer. Außer mir nur 2 Leute. Als ich etwas spät zum Duschen ging waren alle abgereist in wärmere Gegenden. Viele nach Indien. Ich schaute in den 14 Tage Wetterbericht. Usbekistan verzeichnete 23°C+. Kirgisien überall kalt. Karakol wo ich noch hin wollte 3°c, also noch kälter und für die nächsten 2 Wochen nicht besser. Tien Shan Minusgrade. Hatte schon am Abend an verfrühte Heimreise gedacht. Für einen kurzen Abstecher in wärmere Länder hatte ich kein passendes Visum.

Nun musste ich mich um eine Umbuchung bemühen. Fürs herumsitzen ist die Zeit zu schade. Am 12.10.war der erste Flug mit einem freien Sitz Platz, d.h. ich musste doch noch einige Tage herumsitzen. Aber besser als nichts. Es geht nicht immer alles nach Wunsch. Dafür lernte ich auf dieser Reise die Saskia kennen, was ich sehr positiv einschätze.

Harry Rost, geschrieben 2012

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updated  02.05.14

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