Neuseeland Reise 2012

Neuseeland   Kurzbericht - Reiseroute

Neuseeland-Karte

Neuseeland 2012 kurz

Anreise

Bei der Ankunft in Turangi wurde ich von der Sue herzlich gedrückt und von beiden, Sue und Roger, das sind die Wirtsleute vom Extreme Backpackers in Turangi, zum Kaffee am Tauposee eingeladen. Es war nicht nur Kaffee, es war ein Festmahl.

 

Tongario

Im Tongario NP bin ich den Nordcircuit in Kombination mit Round the Mountain gegangen. In dieser Zusammensetzung ist es ein 8 Tage Trail bei dem der Rucksack durch die benötigte Verpflegung ziemlich schwer wird. Die Hütten bieten wie üblich nur 1 Matratze und eine Edelstahlplatte für den eigenen Kocher. Nur in den in der Reiseroute mit Sternchen gekennzeichneten Hütten sind Gas und Kocher installiert. Die von mir in der Reiseroute angegebenen Zeiten sind abgeschrieben, wobei die Quellen unterschiedliche Angaben machen. Außerdem wird allgemein darauf verwiesen, dass die Zeiten je nach Verhältnissen auch wesentlich länger sein können. NZ hatte angeblich den Schlechtesten Sommer seit 30 Jahren. Meine Zeiten lagen meist höher als die Angaben. Vielleicht ging ich zu langsam, aber die Pampe hat das Gehen oft mühsam gemacht.

Auf der ersten Hütte begegnete ich 4 jungen Ärztinnen aus Ostdeutschland. Sie hatten promoviert aber ihre Arbeiten noch nicht zurück, jedoch bereits Anstellungen. In Ostdeutschland sind Ärzte knapp erzählten sie. Außergewöhnlich an ihnen war, dass jeden Abend 3 von ihnen strickten und die vierte zur Unterhaltung aus einem  Buch vorlas. Das Buch ging reihum. Wir hatten viel Spaß miteinander.

Round the Mountain bin ich dann allein weiter und war auch auf 4 Hütten allein. Gegen Ende wurde mein Essen knapp. Da fuhren, weil Sonntag war, Autos zur Skistation hoch. Ich dachte da gäbe es etwas zu essen. Bin da in einer Stunde nutzloser Fleißaufgabe hoch gelaufen. Aber es war ein Irrtum, alles war geschlossen.

Am letzten Morgen hatte ich nur noch einen Müsliriegel. Am Busstopp ist ein Cafe. Da konnte ich endlich, nach 8 Tagen 2 Minuten Nudelsuppe die ich auf allen Touren wegen des geringen Gewichts und des geringen Gasverbrauchs verzehre, vor der Abfahrt meinen Bauch noch etwas auftanken

Von Turangi bin ich per Intercitybus unverzüglich nach Stratford. Diese Neuseelandreise war ausschließlich auf Trekking abgestellt. Den kulturellen Teil von Neuseeland und was es sonst noch zu sehen gibt kenne ich von meinen früheren Reisen. Z.Zt. geht es mir vor allem darum meine Gesundheit, die seit Inges langer Krankheit die schließlich ihr Leben beendete etwas gelitten hat, aufzumöbeln und auch etwas verlorener Jugend zurück zu gewinnen.

Ich unterscheide grundsätzlich zwischen biologischem- und registrativem Alter. Das registrative Alter ist von Menschen gemacht und nichts absolutes. Die Funktion des registrativem Alters dient vor allem dazu den Renteneintritt einigermaßen gerecht zu verteilen. Anderenfalls müssten biologisch junge ewig arbeiten. Das biologische Alter ist naturgegeben und absolut. Man kann es aber selbst beeinflussen. Ich tue das z.Zt.

 

Taranaki

John Jeffersen vom BBH Stratford kannte mich noch von 2009. Er ist ein uriger Typ. Ich habe ihn bisher nur barfuss gesehen. Die erste Nacht musste ich nicht zahlen und einiges andere auch nicht. Ich weiß nicht weshalb ich vielerorts etwas geschenkt bekomme. Vielleicht sehe ich so arm aus. Er hat mich jedenfalls am geplanten Morgen zum Trail Anfang gefahren. Das Wetter war nicht einladend, aber eine Verschiebung hätte meine ganze Planung gestört.

Bin zum Syme Hut aufgestiegen. Der Nebel war dort so dicht dass ich nicht einmal bis zum Toilettenhäuschen sehen konnte. In der Hütte waren einige Leute die sich auf den Abstieg vorbereiteten. Ich wurde gefragt was ich so tun will. Eine junge Frau erzählte mir dass sie mit ihrem Begleiter auf dem Gipfel war, und dass sie den Geröllhang auf allen Vieren hinauf gekrochen sei.

Bevor sie abstiegen sagte sie dass sie gern die ganze Taranaki Tour und auch die Weiterreise mit mir gehen würde, aber leider an nächsten Tag arbeiten müsse. Anschließend zog sie mich an sich, drückte mich und gab ihrem Begleiter den Foto in die Hand weil der uns fotografieren sollte. Ich gab ihm danach auch gleich noch meine Kamera. Sie war total begeistert, was auch ihre strahlenden Augen verrieten. Ob sie sich allerdings bewusst war was das mit dem schweren Rucksack bedeutet weiß ich nicht, oder ob das nur gedacht war um den Begleiter etwas anzustacheln.

Ich lasse mich jetzt recht gern mal von jungen Frauen drücken. Als das noch Selbstverständlichkeit war habe ich es nicht so hoch eingeschätzt. Mir fielen dazu zwei Zeilen von Christian Morgenstern ein: "Wo alles da ist da sucht man nicht. Wenn alles vorhanden ist der Sehnsucht der Boden entzogen". Bei mir ist

dieser Boden scheinbar jetzt wieder da.

Später trafen dann noch Tim und Andreas auf der Hütte ein. Die beiden wollten erst am nächsten Morgen absteigen. Tim ist Neuseeländer und Andreas ein Deutscher, der samt Familie vor 10 Jahren ausgewandert ist.

Am Morgen sah ich nur Nebel. Andreas zeigte mir die Richtung und sagte in dieser Richtung kämen später in gewissen Abständen 4 Stangen. Danach wäre ich in einer Mulde wo im Geröll ein Pfad in Serpentinenform beginnt. Am Ende käme ein steiler Geröllhang von knapp 600m. Danach müsste ich schräg rechts durch die Felsen zu einer Eisenstange, bei der ich über den Kraterrand in den Krater einsteigen könnte.

Der Nebel wurde später dünner, und vom Beginn des Geröllfeldes konnte ich die Hütte auf der Gegenseite erkennen.

Der Geröllhang war anstrengend. Die Felsen waren besser zu begehen, und der Krater war mit festem Altschnee gefüllt.

Der Abstieg auf der Gegenseite wurde von festen leicht kletterbaren Felsen gebildet.

Unten drückte mir ein begeisterter Holländer eine Orange und eine Apfel in die Hand. Wo ich auftauchte wurde ich beschenkt. Den Apfel gab ich zurück. Ich zeigt meine Zahprothese und sagte, ich könnte den nicht beißen. Es wäre schon gegangen. Ich hatte ein Messer dabei. Aber mein Rucksack war auch so schon reichlich schwer.

In der Holly Hütte waren einige Gäste. Ich habe nur schnell meine 2 Minuten Nudelsuppe gekocht und mich dann in meinen Schlafsack verkrochen.

Am Morgen ging es zunächst durch dichtes Grün abwärts. Die dann folgenden Flüsse haben keine Brücken. Am Stone River wollte ich einen aus dem Wasser ragenden Stein anspringen. Das Ding war schlüpfrig und schon lag ich bis zum Hals im Wasser. Ab da habe ich alle Flüsse ganz unkompliziert einfach durchwandert, etwa knietief.

Auch sumpfige Stellen musste ich passieren. Einmal bin ich mit dem linken Bein in eine schier bodenlose Stelle getreten. Das Bein sackte haltlos ab bis über die Körpermitte, und der Skistock  bis zum Griff. Weil das rechte Bein nur bis über den Knöchel einsank geriet ich in die Horizontale und hatte höchste Not mich mit dem schweren Rucksack aufzurichten. Verletzt habe ich mich auch ein bisschen.  Als ich die Hütte erreichte muss ich wohl lustig ausgesehen haben. Ich war hier, und den Rest der Strecke, wieder allein.

Der nächste Tag war der Anstrengendste. Vom Weg war oft kaum etwas zu sehen. Sumpfige Stellen wechselten mit Gestrüpp, quer liegenden bemoosten Bäumen, breiten Bächen ohne Brücke, steilen Hängen u.a.m. So das was der Neuseeländer Tramping nennt. Aber auch schöne Landschaftsabschnitte folgten immer wieder.

Als ich am Abend in der Hütte die Schuhe auszog sah ich dass meine Zehen nicht nur schmerzten, an einer hatte es mir auch den Nagel eingeknickt und so halb abgerissen. Den vorderen Teil konnte ich mit einer Pinzette ganz abreisen. Der Rest saß zu fest im Nagelbett. Den konnte ich erst in Verlauf der nächsten Touren Stückweise ausreißen. Ich hatte nur bedenken, dass ich mir mit der ständigen Dreckbrühe eine Entzündung zuziehe. Aber Paul Bernett sagte immer: "Du verträgst das, oder ein gesunder Körper hilft sich selbst". Der Paul ist schon knapp 20 Jahre tot. Aber ich glaube das noch immer, weil es zu mir passt.

Inzwischen haben beide grossen Zehen keine Nägel mehr. Ich hoffe die kommen nicht wieder. Das sind doch Rückstände aus der Zeit wo der Mensch noch dichter beim Affen war, und barfuss auf Bäume kletterte um sich Früchte zu holen. Heute nutzt das Zeug doch niemanden mehr, außer vielleicht einigen Nagllackfabrikanten.

Am nächsten Tag bin ich dann den Upper Trail zum Visitercenter mit Start- und Endpunkt. Da musste ich noch mal 600m hoch, aber es war meist trocken. Ich war schon fast die ganze Tour in nassen Schuhen unterwegs. Die Frau im Visitercenter kochte mir zunächst einen Kaffee mit Keksen dazu. Dann fuhr sie mich zu meinem BBH. Wieder bekam ich alles geschenkt. Niemand will Geld von mir.

 

Wangapeka- Heaphy- und Inland Trail

Von Stratford bin ich per Intercitybus nach Wellington gefahren. Hier habe ich im Downtown BBH übernachtet, wo ich auch bei früheren Reisen immer Station machte. Diese Adresse ist ein großer unpersönlicher Laden, aber für das Umsteigen zur Fähre recht gut geeignet. Ich bleibe dort allgemein nur für eine Nacht.

Ich hatte im Zimmer einen Schrank mit vielen Schubläden, in denen ich meinen gesamten Rucksackinhalt ausbreitete um ihn neu zu ordnen. Am Morgen war ich dann, wie üblich, mit der Zeit knapp. Die Fähre zu Südinsel wartet nicht. Als ich alles eingeramscht und in meinem Rucksack geschoben hatte, war der gleiche Verhau wie vorher.

Gefrühstückt habe ich auf der Fähre, während mein Rucksack irgendwo in einem Laderaum lag um gleich bis Nelson transportiert zu werden. Von Picton nach Nelson musste ich wieder in einen Intercitybus. Vom Endhaltepunkt in Nelson, wo ich meinen Rucksack wieder ausgehändigt bekam, bin ich dann per Fuß zum Mandelhaus. Fiona die Besitzerin kannte mich noch, war aber momentan nicht anwesend. Sie hat immer eine deutsche Rucksackreisende die gegen ein paar kostenlose Übernachtungen die Vertretung übernimmt. Für mich ist das recht angenehm, weil ich die Aussprache der Neuseeländer oft schlecht verstehe. Sue, John Jeffersen und Fiona haben ihre Aussprache allerdings schon meinem Gehör angepasst.

Ich hatte sofort viel zu erledigen. Gaskartusche und Verpflegung etc. für den Trail einkaufen, und vor allen die Fahrt zum Startpunkt nahe Tapawera regeln. Was ich nicht wusste ist, dass die Strecke nach dort nur zweimal pro Woche bedient wird. Das passte überhaupt nicht in meine Planung. Die Hütten am Heaphy Trail müssen vorgebucht werden. 2009 war am Heaphy Trail bereits alles ausgebucht als ich den gehen wollte. Deshalb habe ich diesmal von München aus online gebucht. Habe die 3 Trails zu einer großen Rundtour zusammengeschlossen, sodass auch die beiden nicht gebuchten Trails in den zeitlichen Ablauf passen mussten. Die Fiona hat dann das Fahrzeug für mich passend gemacht. Musste allerdings den vierfachen Preis zahlen. Ein Minibus für 1 Person an einem Tag außerhalb des Fahrplans das kostet halt.

Als ich in der Nacht meinen Rucksack herrichtete fand ich die Kreditkarten nicht. Ich nahm an, ich hätte sie in einem der Schubläden in Wellington liegen gelassen. Um kein Risiko einzugehen habe ich beide telefonisch sperren lassen. Hatte genügend Kleingeld für die Trails dabei. Die neue Kreditkarte wurde nach München geschickt. Die brauchte ich nicht. Die Sparcard, die ich allgemein am Automaten verwende, lässt sich entsperren. Außerdem ist eine Onlineüberweisung an mich selbst möglich. Also alles kein Problem, dachte ich.

Unbekümmert bin ich am Morgen gestartet, so wie ich immer unbekümmert bin. So richtig ernst habe ich noch nie etwas genommen. Irgendwie wird alles passend. Durch die nächtliche Sucherei noch etwas Müde  bin ich den ersten Tag am Wangapeka Trail bei trüben, etwas regnerischen Wetter bis zur Kings Hütte gelaufen.

Im Vergleich zum Taranaki ist der Wangapeka Trail recht einfach, ist gut markiert, hat immer erkennbare Wege, die Flüsse sind allgemein überbrückt und es geht durch schöne Landschaften. Die folgenden Tage waren von Schönwetter bestimmt. Am Abend des 2ten Tages traf ich auf andere Trekker, darunter ein Ehepaar aus dem Allgäu die teilweise zelteten. Wir sind getrennt gelaufen, haben uns aber jeden Abend an den Hütten getroffen. Am Trailende ist ein Telefon für den Transport nach Karamena. Wir hatten allerdings in 2 verschiedenen Backpackers gebucht.

Duschen, Wäsche waschen, Verpflegung einkaufen  und am übernächsten Tag ging ich weiter. Für die Kameraden war in Karamea Tourende.

 

Heaphy Trail

Ich lief wieder allein. Bei schönem Wetter ging es recht gemütlich an der Küste entlang. Die erste Hütte ist schön gelegen und gut ausgebaut.

Am zweiten Tag zur Lewis Hütte war das Wetter auch noch recht schön. Aber in der Nacht begann der große Regen. Da alle Hütten gebucht waren, musste ich weiter. Als ich die Mackay Hütte erreichte waren die dort befindlichen Trekker noch nicht gestartet. In der Hoffnung auf Wetterbesserung hatten sie gewartet. Das hatte den Vorteil, dass geheizt war. Nun waren sie dabei aufzubrechen. Es waren einige Deutsche darunter.

Bei einer jungen Frau sah ich eine recht praktische Kombination aus einer etwas über das Knie reichenden Goretex Hose und langen Gamaschen. Sie streifte die Hose gerade über die Gamaschen. Ich sagte: "Sieht gut aus". Sie sagte: "Danke". Ich antwortete: "Nein, Du warst nicht gemeint, ich meinte die Hose, aber Du bist auch hübsch". Und sie war wirklich sehr hübsch, mit roten Bäckchen und lachendem Gesicht.

Auf  dieser Hütte hing alles voll mit nassen Klamotten, und es kamen immer mehr Leute hinzu. In dem Durcheinader kam mir dann am Morgen noch meine schöne, kleine, neue Black Diamond Stirnlampe abhanden.

Auch am nächsten Tag regnete es in Strömen. Aber man geht hier auf Wegen. Das ist ein Vorteil. Meinen Foto hatte ich wasserdicht verpackt. Auch die Saxon Hütte war eingeheizt. Leider folgte noch ein Regentag. Erst beim Abstieg von der Perry Saddle Hütte wurde das Wetter besser. Aber da war der Trail schon fast vorbei. Von der Brown Hütte musste ich ein Taxi rufen das mich nach Collingwood brachte.

 

Inland Trail

Zwei Tage Collingwood bei etwas durchwachsenem Wetter. Dann nahm mich ein deutscher Student in seinem Leihauto mit nach Takaka. Hier wieder Verpflegungs- und Gaseinkauf. Anderentags per Bus zu Beginn des Inlandtrail. Ein schöner Wandertag der wieder einmal in einem Regenguss endete. In der Awapato Hütte war ich allein. Aber es war ausreichend Brennmaterial vorhanden. Ich konnte meine Sachen zu Trocknen schön breit hängen.

Ich hatte noch einen Reservetag. Da das Wetter am 1.März schön war machte ich einen Umweg und übernachtete in der winzig kleinen Wainui Hütte mit nur 4 Schlafplätzen. Es wäre unser Diamantener Hochzeitstag gewesen, auf den sich die Inge so gefreut hatte, als man ihr kurz bevor sie starb Hoffnung auf ein paar Jahre mit pallativ Medizin machte. Schade, sie hat das Leben so geliebt wie ich.

Bis zur Castle Rock Hütte hatte ich noch Glück mit dem Wetter. In der Nacht begann es allerdings sehr heftig zu regnen. Bin trotzdem sehr früh los. Bis Marahau beträgt die Normalzeit immerhin 6 Stunden. Musste mehrfach seitlich durch den Busch ausweichen, weil wieder einmal alles überschwemmt war. Fand dann aber immer wieder rote Markierungen. Wobei in dieser Gegend zwischendurch auch kurze Tails markiert sind. Dann sah ich endlich ein Dach. Ein Shelter sollte da noch irgendwo sein. Als ich näher kam sah ich zu meiner Enttäuschung, dass ich wieder da war wo ich am Morgen gestartet war. Da muss ich zwischendurch eine falsche Markierungsreihe erwischt haben. Es wurde ein langer Tag. Es folgten 2 Tage Rast in Marahau. Dann ging es per Bus nach Nelson.

In meinem Netbook fand ich dort eine Mail meines Netzanbieters: "Freuen Sie sich, wir haben unsere Simkarten verbessert. Die Neue wird Ihnen kostenlos per Post zugeschickt". Ich habe mich nicht gefreut. Habe geantwortet: "Bin z.Zt. in Neuseeland, hoffe dass die Alte bis zu meiner Rückkehr am 27.03. funktioniert".

Am 09.03. erhielt ich eine Mail: "Sie müssen heute Ihre Karte wechseln, die Alte wird abgeschaltet".

Ich saß auf der anderen Seite des Globus und hatte noch 10.-NZD und 2 gesperrte Kreditkarten. Ich brauchte aber das Handy um eine m-Tan für die Aktivierung meiner Sparcard zu bekommen. Dabei brachte ich keine Mail raus wegen der schwachen Wirlessverbindung. Im letzten Moment hat es  dann noch geklappt.

 

Hollyford Trail

Der Hollyford Trail ist keine Rundtour wie die Anderen, und die Minibusabholung sowie der Rückflug waren fest gebucht. Weil das Handy nicht funktionierte konnte ich nicht umbuchen. Da gibt es immer noch Leute in verantwortlichen Funktionen die denken Deutschland wäre die Welt. So einen hatten wir schon mal. Der ist allerdings kläglich gescheitert. Diese Leute sind sich der Folgen ihrer Handlungsweise nicht bewusst.
Ich habe mir kurz von meiner Abfahrt von Queenstown zum Hollyford Traileine begrenzte NZ Simkarte gekauft. Wie ich leider feststellen musste ist so etwas nicht einfach kompatibel. Das Wetter kippt in Neuseeland oft, wegen der dicht beieinander liegende Küsten. Der Fjordland NP und der Taranaki sind davon besonders betroffen. Da ist es gut wenn das Handy funktioniert und  man sich von einem Jetboot abholen lassen kann.

4 Tage war ich bei schönem Wetter bis zur Hokuri Hütte gelaufen.

Während der Nacht die ich allein in der Hokuri Hütte verbrachte kippte das Wetter. Ich konnte den Minibus nicht umbuchen und auch das Wetter nicht abfragen oder mich nicht von Jetboot abholen lassen. Damit das am Ende nicht eine recht teure Schmiere wird, habe ich auf den geplanten Streckenabschnitt zur Martins Bay verzichtet.

Als es am frühen Vormittag etwas aufklarte bin ich zurück zur Demon Hütte aufgebrochen. Das war eine Fehlentscheidung, denn mittags kippte das Wetter ernet.
Ich war zu dieser Zeit etwa genau in der Mitte der schwierigsten Strecke und geriet dort in einen regelrechten Wolkenbruch. Kleine nicht überbrückte Rinnsale von weniger als 1 Meter verwandelten sich in kürzester Zeit zu regelrechten reißenden Sturzbächen von bis zu etwa 6 Meter Breite. Ich war nur mit einem T Shirt und einer
ungefütterten dünnen Goretex Jacke bekleidet. Ich hatte keine Möglichkeit etwas wärmeres zwischen zu ziehen. Der Rucksack wäre beim Öffnen total abgesoffen. Das Wasser reichte mir beim Queren unüberbrückter Bäche bis zum Rippenansatz. Ich musste durch, musste unbedingt zur Hütte. Es gibt da keinen schützenden Überhang oder ähnliches. Die Bäume in dieser Gegend halten keinen Regen ab. Sie sind absolut durchlässig. Die Goretex Jacke war von innen so nass wie außen. Das Wasser rann mir, wenn ich die Arme zum Festhalten anheben musste, zu den Ärmel herein und die Rippen hinab. Nichts war mehr trocken, und alles Wasser am Körper wurde ständig durch neues Kaltwasser ersetzt. Ein perfektes Kühlsystem. Ich habe mich durch zahlreiche Biwaknächte gezittert. Aber das ist anders. Man ist entsprechend bekleidet und auch wenn die Bekleidung feucht ist heizt die Körperwärme sie im Biwaksack mit der Zeit etwas auf.

Ich konnte die Sturzbäche nicht einfach queren. Musste aufsteigen bis ich eine Stelle mit großen Felsblöcken oder Baumstämmen zum Anhalten fand. Hätte mir ein Stück Reepschnur gewünscht. Der Wasserdruck war enorm. Ich merkte wie mein Körper trotz der großen Anstrengungen systematisch auskühlte. Ich bekam Angst vor Unterkühlug. Jetzt wusste ich was die vielen Warnungen vor flooting und rising bedeuteten. Die Hütte war leer als ich ankam. Niemand war an diesem Tag unterwegs. Zwei dicke Holzscheite lagen vor dem Ofen. Nichts dünnes zum Anzünden. Ich klapperte. In einer Mülltüte hatte ich noch 4 trockene Stücke, je 1 Slip, lange Unterhose, Daunenjacke und Schlafsack. Habe mich splitternackt ausgezogen, mit einem nassen Sarong abgerieben, den ich mehrmals auswand. Danach habe ich meinen Körper massiert, die trockenen Sachen angezogen, und meinen Körper im Schlafsack bis etwa Mitternacht weiter massiert. Ich war um mein Leben gelaufen und habe wieder einmal überlebt.
Auf die Einladung zu meinem 70ten Geburtstag hatte ich geschrieben: "Es gibt nichts schöneres als das Leben, doch das Schönste am Leben ist das Überleben".
Friedrich Nietzsche lässt seinen Zarathustra sagen: "...gefährliche Menschen, furchtbare Menschen, glückliche Menschen. So wisset denn meine Brüder, das Geheimnis um das größte Glück im Leben heißt gefährlich leben". Es hat wieder einmal gepasst.
Ich habe mir die vielen Stellen meines Lebens wo es knapp zuging nicht ausgesucht. Die kamen einfach so daher. Risikobereit war ich immer, aber nur begrenzt. Der Rest hat mich jeweils überrascht, und ich konnte nicht einfach davonlaufen. Aber wenn die Neugeburt (wie das die Inge bezeichnete) kam, war ich immer total glücklich, nicht nur weil ich überlebte, sondern vor allem auch weil ich spürte wie viel jugendliche Energie ich immer wieder aktivieren kann wenn erst einmal die große Angst eingetreten ist. (siehe auch "Berge, Angst und Abenteuer" unter Info in meiner Homepage) Die große Angst brauche ich. Ohne sie bin ich zu träge die volle Kraft zu entwickeln. Sie ist auch für den Kopf wichtig um das Überleben zu regeln. Ich liebe das Leben, und ich will intensiv leben, nicht nur vegetieren.

In diesen Situationen erkennt man wie sehr man an seinem Leben hängt, wie wertvoll es ist. Das erzeugt die innere Zufriedenheit und ewig gute Laune.

Hatte dann auf dem Rückweg überflüssige Zeit  weil ich den Abholbus abwarten musste. Das Wetter wurde sehr schön, und das Wasser das die steilen Hänge herab schießt ist dann in kürzester Zeit verschwunden. Habe die sehr schön gelegenen McKerow Island Hütte aufgesucht, wofür ich einen Meeresarm knietief durchwaten musste.

 

Am Ende musste ich einen trüben Tag lang auf der Hiddenfalls Hütte herumsitzen weil der Transport nach Queenstown so gebucht war und am Strassenende nichts ist ausser einem Parkplatz..

Eigentlich sollte das meine letzte Neuseelandreise sein. Nun werde ich wohl doch noch einmal hin müssen, wegen dem kompletten Hollyford– in Kombination mit dem Pyke Trail. Dann vielleicht mit Zelt und Verpflegungsanlieferung per Jetboot nach Martins Bay, damit der Rucksack nicht so schwer wird. Auch wegen der lieben Menschen wird es mich noch mal nach Neuseeland ziehen, und, und, und. Ich habe immer den Kopf voller Ideen. Vorher ist aber noch anderes geplant, so auch 2014 als Kletterjahr.

geschrieben auf der Reise, Harry Rost 2012

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updated  02.05.14

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