Nepal Reise 1991

Nepal-Karten

Nepal   Kurzbericht - Reiseroute

Indonesien 1993 kurz

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Kathmandu

Mit den Erinnerungen an unseren Nepalurlaub von 1969 landen wir am 23.09.91 in Kathmandu. Unsere erste Begegnung ist ein Schock. Beim Verlassen des Flughafengebaeudes faellt eine wilde Horde von Schleppern ueber uns her. Jeder will uns in das Hotel seiner Provision bringen und zerrt an unserem Gepaeck. Der kleine Rollwagen kippt um und alles liegt auf der Strasse.

Zunaechst muss ich die gierigsten zur Seite stossen. Dann koennen wir uns in ein Taxi retten, das uns in die Stadt bringt. Wir finden ein Hotel das nicht schlecht ist. Das Personal macht einen guten Eindruck, die Sanitaerinstallation weniger.

Wie 1969 erreichen wir auch diesmal Kathmandu waehrend des Kumarifestes, des Festes der lebenden Goettin. Eine schoene Ergaenzung fuer unsere Eingewoehnungstage.

Die Beschaffung des Trekkingpermits laeuft im Vergleich zu 1969 total problemlos ab. Dafuer haben wir jetzt mit dem Verkehr, vor allem aber mit dem Smog zu kaempfen. Das nette geradezu beruhigende Kathmandu von einst, mit so viel Originalitaet und ausser einigen Radfahrern fast verkehrsfrei, gibt es nicht mehr. Schade !

Die negativen Erscheinungen des Massentourismus sind ueberall zu spueren. Aufdringliche Geldwechsler, Schlepper, Haendler, Fahrer und Bettler in grosser Zahl, sind eine Errungenschaft der Moderne. Trotzdem -  wie ueberall, die Mehrheit ist anstaendig und freundlich. Viele Leute sind fleissig, vor allem die Schneider.

So manche Leute erzaehlen uns, dass sie gern ins reiche Deutschland uebersiedeln moechten. Sie traeumen davon. Sie haben die Geschichte von den reichen Laendern, und speziell vom reichen Deutschland, schon so oft von unseren Politikern gehoert. Der Rundfunk bringt sie ihnen ins Haus.

Es ist schwer ihnen klar zu machen, dass in Deutschland das Geld nicht auf den Baeumen waechst, und das Deutschland beim Vergleich von Bevoelkerungsdichte, vorhandenen Bodenschaetzen, Klimazonen, Fruchtbarkeit usw. nicht besonders gut abschneidet.

Wir erzaehlen ihnen auch , dass man in Industrielaendern Fachkenntnisse braucht um gut zu verdienen, dass die Chancen fuer Analphabeten sehr schlecht sind, dass man da wo alle gut verdienen, auch fuer alles mehr bezahlen muss, und dass es in Deutschland im Winter zu kalt ist um im duennen Hemd am Strassenrand zu uebernachten.

Man schaut uns unglaeubig an, haelt uns vielleicht fuer generelle Miesmacher. Schliesslich stammen doch die verlockend guten Informationen von den Repraesentanten des deutschen Volkes.

Arbeitslos im Wohncontainer, das ist doch keine Lebensgestaltung. Das sind doch verlorene Jahre. Das kann man doch niemanden empfehlen. Zivilisationsgut von fraglichem Wert ist doch nicht das alleinige Glueck. Nepal ist Entwicklungsland, aber kein Armutsland.

 

Helambu

Am 28.09.91 fahren wir per Bus nach Nagakot, 1985 m. Ganz hinten, hinter der Bergkuppe, im Niva Home quartieren wir uns ein. Trotz schoenem Wetter ist der Everest leider nicht zu sehen, auch nicht am folgenden Morgen.

Nach kurzem hin und her haben wir den Abstiegsweg zum Indrewati eingefaedelt. Ein schoener Weg durch nette kleine Ortschaften. Ja - jetzt spueren wir wieder Nepal, so wie es unserer Erinnerung entspricht. Nach 1000 m Abstieg ist es vorbei mit dem schoenen Weg. Man hat ihn hier durch eine Staubstrasse ersetzt. Im Staub der Fahrzeuge wollen wir nicht wandern. Nach kurzer Rast bei Reis mit Erbsen fahren wir mit dem Bus nach Melamchi, 846 m.

Uebernachtung in der Lama Lodge und frueher Aufbruch Richtung Talamarang, das wir nach 2 Stunden erreichen. Nach kurzer Teepause brechen wir wieder auf. Es ist angenehm am Morgen zu gehen. Schoen und angenehm ist der Weg, aber er bringt uns sehr langsam auf Hoehe. Der nun stark zunehmenden Hitze koennen wir somit nicht entrinnen. Ein schattiger Rastplatz am Melamchi Khola, kurz vor dem Steilaufstieg nach Thimbu, wird zur wahren Erholung.

Thimbu Sherpa Lodge heisst unsere Bleibe. Unser Lager befindet sich direkt ueber der Kochstelle. Wir haben das Gefuehl uns in einer Raeucherkammer zu befinden. Anfangsschwierigkeiten ? Ich denke ja.

Am anderen Morgen erreichen wir, nach 2 Stunden Aufstieg, Kakani. Hier steht, auf einem aus dem Hang herausstehenden Absatz, ein kleines Teehaus. Ein herrlicher Fleck. Schoene Aussicht, ein kleiner Teich in dem sich die Berge spiegeln. Die Leute sehr freundlich, alles recht sauber. Inge gefaellt es hier. 2 Betten sind vorhanden, diesmal nicht ueber der Feuerstelle. Wir entschliessen uns zu bleiben. Es ist zwar noch frueh am Tage, aber wir haben Zeit, viel Zeit.

Das Mittagessen nehmen wir im Dorf, im Haus der Familie ein. Herrliche Schnitzereien an den Einbaumoebeln wecken unser besonderes Interesse. Eine typische Sherpawohnung. Der Sohn mit seinen Schreibkuensten bietet unsere Nachmittagsunterhaltung. Ein romantischer Abend und ein ebenso schoener Morgen folgen.

Tharke Ghyang, 2560 m, ist unser naechstes Ziel. Es ist nicht weit. Wir haben den ganzen Nachmittag Zeit um den Ort zu besichtigen, mit den Menschen zu sprechen, um zu geniessen. Es sind vorwiegend Tibeter die hier wohnen. Der gute Reispudding in unserem Quartier, von dem wir gleich mehrere Portionen verdruecken, verschoent den Aufenthalt zusaetzlich.

Am folgenden Tag fuehrt uns ein sehr bequemer Weg mit schoenen Ausblicken, nahezu horizontal ueber einen Grasruecken, nach Shermatang, 2621 m.

Unterwegs steht ueber einer Tuer - Welcome go in. Wir treten ein und befinden uns in einer blitzblanken Sherpakueche. Wiederum viel Schnitzerei an diversen Regalen, blitzblanke Toepfe und Schuesseln aus Kupfer und Edelstahl, gelegentlich auch aus Aluminium. Teppiche am Fussboden und ueber der Bank. Ich nehme jedenfalls an, dass da eine Bank ist. Irrtum - es ist der Hausaltar. Also doch alle Sitzplaetze am Fussboden. Der Altar ist auch als Lehne nicht gestattet. Wir halten uns immer an die Regeln. Eine sehr freundliche Frau kocht uns Tee und bringt Fruechte, deren Namen wir nicht kennen. Wir sitzen noch einige Zeit und erzaehlen, soweit das moeglich ist.

Auf dem Weiterweg mache ich mit einem Blutegel intime Bekanntschaft. Durch eine Schnueroese muss er in meinen Schuh gekrochen sein. Erst nachdem ich, nach einer Zeit des Juckens, den Schuh ausziehe, sehe ich die Bescherung. Er hat sich schon fest eingebissen. Die Socke ist blutig. Etwas Salz schafft Abhilfe. Der Plagegeist faellt ab. Ob so ein Tierchen wohl Aids uebertragen koennte ?

Check Post am Ortseingang von Shermatang. Wir zahlen fuer den Langtang Nationalpark. Wir waren nie dort und unser Weiterweg fuehrt in die entgegengesetzte Richtung. Was soll's. Wenn unser Geld der Erhaltung dient - was wir hoffen - ist es sicher gut angelegt.

Der junge Mann vom Check Post ist recht geschaeftig. Fuer die Nacht vermittelt er uns gleich in das Haus seiner Eltern. Wir bekommen den Schlafraum. Die Familie zieht in die Kueche. Der Vater schildert uns die Finanzierungsprobleme fuer die Ausbildung seiner Tochter. Kleine Spende. Das ist uns nicht neu. Wir haben es schon mehrfach hinter uns und mit Sicherheit noch oefter vor uns.

Anschliessend werden wir durch den Ort gefuehrt. Sogar den Schluessel fuer die Monastery besorgt der junge Mann. Seine eigentliche Aufgabe, das kassieren am Check Post, hat er laengst vergessen.

Uns begegnet eine Reisegruppe. Welch andere Welt. Es ist die Welt aus der wir kommen. Schon jetzt wird sie uns, zumindest zum Teil, unverstaendlich. Wir trauen unseren Augen kaum. Die Touristen lassen sich, neben anderen ueberfluessigen Sachen, eine Waschkabine und eine Clokabine nachtragen. Scheinbar haelt man diese Dinge fuer unverzichtbar.

Wir benuetzen die Toilette unserer Gastgeber, eine Grube mit Kompostierung. Jeder Benuetzer streut eine Schicht der reichlich bereitgestellten Blaetter ueber seine Hinterlassenschaft - unkompliziert und zweckmaessig, wahrscheinlich ueber Generationen erprobt. Zum Waschen und Zaehneputzen dient einer der Dorfbrunnen. Wir wollen und werden uns an alles gewoehnen. In Nepal wollen wir Nepal erleben, nicht Europa.

Anderentages geht es ziemlich steil hinab und zurueck nach Melamchi, 846 m. Diese 1775 m Abstieg sind eine erste Bewaehrungsprobe fuer Inge's Knie. Das Wetter ist durchgehend recht schoen, und ueber Mittag ordentlich heiss. Eine gute Akklimation. Ein deutscher Tourist, den wir unterwegs schon mehrmals trafen, schleppt eine starke Grippe mit sich herum. Im Bus nach Kathmandu merke auch ich erste Anzeichen. Spaeter erwischt es dann auch mich, was uns zu einer Zwangspause verurteilt.

 

Annapurna Umwanderung

27.10.91. Frueh am Morgen fahren wir per Bus von Pokhara nach Dumre, 480 m. Bei grosser Hitze warten wir dort auf die Abfahrt des LKW nach Besi Sahar. Die Tickets werden unter einem Wellblechdach am Strassenrand verkauft. Die Abfahrtszeit richtet sich nach dem Fuellungsgrad und ist ungewiss.

Gegen 14:00 setzt sich dann das reichlich gefuellte Gefaehrt in Bewegung. Wir sitzen auf unseren Rucksaecken an der seitlichen Bordwand. Diese ist an zahlreichen Stellen, in der Schweissqualitaet eines schlechten Lehrlings, repariert. Die aufgesetzten Profileisenflicken schlagen uns waehrend der holprigen Fahrt sehr unsympathisch gegen die Rippen. Aber wir rollen.

In einer grossen Staubwolke geht es dahin. Der Auspuff ist scheinbar abgebrochen und kurz hinter dem Fahrerhaus seitlich herausgefuehrt. Wenn der Wind unguenstig steht - und das ist oft - sitzen wir voll im Smog.

Ein kleiner Bub moechte gern besser sehen und draengt sich in Richtung Bordwand. Inge sagt :"Nimm ihn doch auf den Schoss". Ich tue es. Da ich ihn festhalten muss, habe ich keine Hand frei mich von der Bordwand zu stuetzen. Nun beutelt es mich noch aerger. So geht es mehrere Stunden.

Scheinbar haelt die Blase des Kleinen die Ruckelei auf so lange Zeit nicht aus. Er entleert sich. Mein Schoss ist voellig durchnaesst und kann, solang der Bub darauf sitzt, nicht trocknen. Schliesslich locken wir ihn, mit einem Kugelschreiber und Papier, auf einen anderen Platz. Die Fahrt will kein Ende nehmen. An jedem Bach wird Wasser ueber den heissen Motor gekippt. Gegen 20:00 erreichen wir, voellig geschafft, Besi Sahar, 750 m.

Im letzten Hotel am Ortsausgang bekommen wir ein kleines 2 Bett Zimmer im Obergeschoss. Die Waende sind aus Flechtmatten, die Ausstattung ist sehr einfach, aber wir sind recht froh unsere ramponierten Knochen ausstrecken zu koennen.

Am anderen Morgen, als ich gerade zum Gastraum hinabsteigen will, spricht mich ein junges blondes Maedel an. Sie fragt ob wir die Annapurna umrunden wollen. Allein, ohne Fuehrer, ohne Traeger ? Als ich bejahe ist sie sichtlich erleichtert. Sie sagt, sie wolle mit ihrer Freundin das Gleiche tun. Man habe ihr aber erzaehlt, das sei allein sehr schwierig und gefaehrlich. Die Gebirgsvermarkter sind jetzt auch vor Ort aktiv. Sie versuchen die Traveller mit faulen Tricks, mit Verbreitung von Angst, in ihr Geschaeft zu bringen.

Wie das weitere Gespraech ergibt, handelt es sich um bergunerfahrene Kanadierinnen die gerade ihr Studium abgeschlossen haben. Das blonde Maedchen heisst Pat, 23 Jahre jung, ihre Freundin heisst Alli's. Ich rate ihnen sich nicht unsicher machen zu lassen und ergaenze noch, dass sicher noch andere Individualtouristen auf dieser Strecke seien. Sie starten bereits als wir noch beim Fruehstueck sitzen.

Die Ruckelfahrt hat in meinem Bauch so ziemlich alles durcheinander gebracht. Ich bin schlecht beieinander. Inge nimmt mir einiges von meinem Gepaeck ab. Trotzdem faellt mir heut alles schwer. Unterwegs essen wir in Khudi eine Kleinigkeit. Scheinbar bekommt mir das Fett nicht. Nun geht es mir noch schlechter. Ich beginne zu husten. Eventuell ist meine Grippe noch nicht ganz ueberwunden. Furchtbar wie einem koerperliches Unbehagen so eine schoene Tour vermiesen kann.

Endlich erreichen wir Bhulbhule. Wir finden ein schoenes Hotel mit Garten, wo wir den Tag beschliessen. Ich lege mich sofort flach. Als Inge spaet am abend ins Bett geht, erzaehlt sie mir vom guten Essen und dass sie einige Landsleute getroffen hat. Auch den schoenen Sonnenuntergang mit rot gefaerbtem Manaslu schildert sie mir. Mich interessiert allerdings momentan nur die Verbesserung meines Zustandes. Am Morgen muss ich frueh raus. Mich zerreisst es foermlich. Danach Erleichterung, aber immer noch schwacher Zustand. Mit Elotrans versuche ich die Sache zu festigen.

Noch zweimal muss ich die Hose herunter lassen. Danach verbessert sich mein Befinden. Inge meint ploetzlich :"Dir scheint es wieder gut zu gehen, so wie Du davon ziehst". So ist es.

Kurz hinter Bahaudanda, 1311 m, treffen wir wieder einmal auf eine Reisegruppe. Die haben Mittagspause. Die Traeger sind dabei die Jagdwurstkonserven aus Deutschland zu oeffnen. Die Pauschaltouristen sitzen wartend auf den im Halbrund aufgestellten Stuehlen. Die Tische sind wahrscheinlich noch auf der Strecke. Man kann nur mit dem Kopf schuetteln, was da an ueberfluessigen Zivilisationsgeraffel durch die Gegend geschleppt wird. Zelte fuer die schlecht bezahlten Traeger gehoeren, soweit ich informiert bin, bei keiner Reisegruppe zum Inventar.

Die Nacht verbringen wir  in Syange, 1136 m, einem Ort direkt am Marsyangdi River. Die Naehe des Flusses sorgt fuer angenehme Abkuehlung.

Der nun steiler werdende Weg fuehrt durch Mischwald mit angenehmen Schatten. Spaeter haben wir noch mal einen schoenen Ausblick zum Manaslu. Als wir am Spaetnachmittag die kleine Ortschaft Tal, 1700 m, erreichen, blaesst dort ein empfindlich kalter Wind. Wir sind das nicht mehr gewoehnt und empfinden es als unangenehm. Trotzdem nimmt eine junge Schwedin ein Duschbad am Strassenrand, und das in voller Bekleidung. Wir verzichten auf so etwas.

Am naechsten Tag gehen wir nur eine kurze Strecke. Ein kleines Hotel in Bangarchhap, 2164 m, das wir bereits kurz nach 10:00 erreichen, gefaellt uns so sehr, dass wir bleiben.

Nach abwechslungsreicher Wegstrecke gelangen wir 3 Tage spaeter nach Manang. Hier legen wir 2 Rast- und Akklimatisationstage ein. Wir haben ein schoenes Hotel mit etwas langsamer aber guter Kueche. Viele der Individualtouristen verschiedenster Nationen, denen wir bereits unterwegs begegnet sind, treffen wir hier wieder. Es sind meist junge sehr angenehme Leute. Es gefaellt uns in diesem Kreis und wir werden auch gut angenommen.

Eine Einladung zum Abendessen im Kloster wird zum besonderen Erlebnis. Es gibt Boccobre, einen Hirsebrei mit Chillisosse. Gegessen wird mit den Fingern. Aber eigentlich ist das Menue Nebensache, interessant ist die Umgebung und die Stimmung.

Dem Lama Techi ( 75 ), der 400 m oberhalb von Manang zusammen mit 2 Frauen in einer kleinen zur Gompa ausgebauten Felshoehle lebt, statten wir auch einen Besuch ab. Es ist ein recht schoener Platz da oben, eine windgeschuetzte Sonnenlage mit Blick auf die Annapurnagruppe. Der Lama erteilt uns den ganz speziellen Segen fuer den Thorang La. Als aeusseres Zeichen bekommen wir jeder ein gelbes Band um den Hals gebunden, welches wir fruehestens in Muktinath loesen sollen, damit uns die Luft nicht ausgeht.

Anschliessend trinken wir gemeinsam Tee und haben allerhand Spass mit den Dreien. Wir koennen uns den Namen von Techi's Frau Jamento schlecht einpraegen. Sie fragen uns zwischendurch immer wieder danach und haben ihre helle Freude daran wenn wir uns versprechen. Welch einfache Dinge solchen Menschen Freude bereiten koennen. Vielleicht sind sie zu beneiden.

Unsere naechsten Tagesetappen sind Ledar und Thorang Pedi, 4500 m. Fuer die Strecke zum Pass nehmen wir uns einen Traeger. Er ist recht nett und wir bezahlen ihn am Pass, 5417 m, weit ueber dem bereits sehr hoch abgesprochenem Betrag. Zusaetzlich belohnen wir ihn mit Schokolade und Keksen. Er scheint recht glueckelich, nimmt das Zeug und rennt eiligst davon. Vielleicht hat er Bedenken, dass wir es uns noch mal anders ueberlegen koennten.

Es ist ziemlich windig aber sehr klar. Ein herrlicher Ausblick. Ausser uns sind noch 3 Sachsen am Pass. Wir fotografieren uns gegenseitig, bevor wir weitergehen. Es wird ein langer Abstieg bis Muktinath, 3800 m, aber hat auch der ein Ende. Kurz vor Muktinath setzt starker Regen ein. Am Pass schneit es. Wir gehoeren zu den Letzten die den Pass vor dem Schneefall ueberqueren. Danach ist der Pass fuer einige Tage unpassierbar.

Bei der Besichtigung der heiligen Staetten  von Muktinath haben wir noch ein interessantes Erlebnis. Ein recht freundlicher Sadhu, der sich zum Fotografieren fuer uns extra schoen macht, bittet mich um eine kleine Spende. Ich gebe ihm meine, in einer Klarsichthuelle verpackten, letzten 5 Stueck 1.-Rs Scheine. Er gibt mir 1.-Rs zurueck und bemerkt, es muesse immer etwas Geld in der Tuete bleiben, damit es sich wieder vermehren koenne. Danach erzaehlt er mir noch, es mangle ihm nicht an Geld, da er immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sei, immer dort wo zu bestimmten Jahreszeiten die Touristen vorbeikommen. Er haette keine Zeit zum Arbeiten, weil er immer meditieren muesse. Aber von den Touristen bekaeme er genug Geld. So einfach ist es ein Heiliger zu sein.

Am Nachmittag setzen wir uns in Richtung Kagbeni in Bewegung, das wir verfehlen. Wir erreichen statt dessen Ackle Bathi, ein kleines alleinstehendes Hotel in der Schwemmebene des Kali Gandaki.

Bei Jomoson, 2713 m, wird es dann wieder waermer. Wir merken auch, dass wir nicht mehr so hoch sind. Und wir merken auch, dass wir nun in den grossen Herdenweg, die sogenannte Jomoson Tour eintauchen. Viele Touristen, grosse Gruppen, zahlreiche Traeger und vor allem sehr viel ueberfluessige Ausruestung. Man koennte meinen die wollen einen 8000er in einem Stueck ueberschreiten. Wanderzirkus ?

Am Ortseingang von Marpha fragt uns ein Italiener ob wir die Germans sind. Er sagt, wir wuerden schon im Hotel Paradise erwartet. Das Hotel erweist sich als wahres Paradies. Ausser gutem Essen und recht sauberen komfortablen Raeumen, gibt es hier eine mit Solarenergie betriebene Dusche. Die koennen wir gut gebrauchen. Wir finden hier auch zahlreiche Trekker, denen wir unterwegs schon mehrmals begegnet sind. Mit den meisten davon hat sich inzwischen eine gewisse Freundschaft entwickelt. Diejenigen die uns erwarten sind Pat und Alli's. Sie sagen, sie haetten sich Sorgen gemacht, weil sie nicht wussten, ob wir Muktinath vor dem Schneefall erreicht haben.

Nach einem Regen Ruhetag, an dem wir uns mit guten Marpha Aepfeln vollschlauchen, geht es weiter. Am Abend erreichen wir Gasa, anderentags die heissen Quellen von Tatopani, 1189 m. Hier treffen wir noch mal auf die Freunde, und verabreden ein Abschiedsessn in Kathmandu. Wir legen einen Badetag ein, und geniessen die warme und schoene Umgebung.

Der Weiterweg fuehrt hinauf nach Ghorapani, 2855 m, dannhinab nach Birethani, 1037 m, und noch mal hinauf nach Chandrakot und Khare, 1646 m. Das sind noch mal 4 Tage. Wir haben auf dieser Strecke noch viele schoene Ausblicke und so manches kleine Erlebnis. Aber die eigentliche Tour ist vorbei. Ueberall sind hier Touristen, dafuer gibt es nur noch wenig Urspruenglichkeit. Ab Naudanda fahren wir auf einem LKW nach Pokhara. Hier finden wir einen unserer Traeger von 1969. Ein freudiges Ereignis. Dann geht es per Bus nach Kathmandu, zum grossen Abschiedsessen mit Abschluss in der Eisdiele.

Aergernisse mit dem Geldnachschub verursachen 1 Woche Zwangsaufenthalt. Das Geld liegt in New York. Wenn man in Kathmandu arbeitet, schlaeft man in New York und umgekehrt. Es ist zum Maeuse melken ! Kurz nach Visaverfall ueberschreiten wir die Grenze nach Indien.

 

Der Westtrip

Am 07 05.92 landen wir von Calcutta kommend in Kathmandu. Was folgt ist Routine. Unser Gepaeck von '91 liegt noch im Hotel. Unsere Wunschvorstellung ist eine Tour weit in den Westen von Nepal, Richtung Rara See. Wir wollen auf diese Weise dem Monsun ausweichen.

In eine der ueblichen Blaupauselandkarten entwerfe ich mit Rotstift 2 Routen mit diversen Varianten. Genehmigung fraglich. Spaeter blaettere ich, auf dem Bett liegend, in einem Prospekt. Der wurde uns am Flughafen ausgehaendigt. Mein Blick faellt dabei auf einen Vermerk, das Dolpagebiet sei ab April fuer Individualreisende teilweise freigegeben. Das waere die Moeglichkeit fuer unseren noerdlichen Tourenwunsch. Ich ziehe diesen Weg vor, weil er vorwiegend oberhalb 2500 m verlaeuft. Fuer die warme Jahreszeit ein grosser Vorteil.

Nach einigem Palaver im Immigrations Office erhalte ich die erforderlichen Permit's. Wir glauben es kaum, wir koennen starten. Am 13.05.92 geht es per Bus, auf der inzwischen asphaltierten Strasse, nach Pokhara. Da es auf der anvisierten Strecke keine Infrastruktur gibt, haben wir das Zelt dabei. Unser Gepaeck ist diesmal erheblich schwerer. Wir beschliessen einen Traeger zu engagieren. Bei dem von uns angebotenem Tagessatz, etwa das fuenffache des bei Reiseveranstaltern ueblichen, kein Problem. Tengy, unser Traeger von 1969 ist uns bei der Auswahl behilflich.

Der ausgesuchte Mann macht einen recht sauberen und freundlichen Eindruck. Fuer die Landkarte mit der eingezeichneten Route hat er kein Interresse. Sie sagt ihm nichts. Er ist Analphabet. Was soll's. Tsering - so heisst unser Traeger - hat kraeftige Beine.

Am 16.05.92 bringt uns ein LKW nach Kushma. Es ist sehr heiss. Ein Glueck, dass das Steilstueck nach Banglung durch schattigen Wald fuehrt. Ich moechte gern hier oben bleiben, wo ein schwacher Luftzug etwas Kuehlung verschafft. Leider muessen wir wieder ein Stueck hinab ins heisse Beni, 823 m. Nach Sonnenuntergang sorgt der nahe Mayangdi Khola fuer ein ertraegliches Klima. Wir schlafen gut. Vorerst mangelt es uns an nichts. Es gibt zahlreiche Teehaeuser und Verkaufsstaende in dieser Gegend. Auch Uebernachtungsmoeglichkeiten sind vorhanden.

Der Hitze wegen starten wir sehr frueh. Der Weg fuehrt immer am Flussufer entlang. Wegen eines Erdrutsches muessen wir zur Abwechslung auch mal auf die andere Seite, aber es ist immer gleichbleibend nahezu horizontal und heiss. Getraenke erhalten wir in den Doerfern in ausreichender Menge. Waehrend einer Teepause breitet Tsering seinen Schlafsack auf einer Mauer aus. Er hat in der letzten Nacht einige kleine Tierchen darin eingefangen. Mit einer Portion Paralpuder ersparen wir ihm die Jagd. Der Schweiss rinnt, die Hemden kleben. Nach gut 6 Stunden erreichen wir Darbang, 1250 m, wo wir die Etappe beenden.

Bald wird es steil, aber die Hitze bleibt. Dafuer erfrischt uns ein schoener Ausblick auf Annapurna Sued und Dhaulagiri 3. In Sibang sehen wir fuer laengere Zeit das letzte Bier. Durst haetten wir, doch wir verzichten. Das Tagesziel heisst Muna, 2000m. Im letzten Haus am Ortsausgang beziehen wir Quartier. Das Haus ist sehr klein. Wir schlafen im offenen Vorraum, oder besser Gang, am Eingang. Wir liegen an frischer Luft, das tut gut.

Die Verpflegung wird nun einfach. Reis mit Dal ist angesagt, und das nahezu konstant fuer die naechste Zeit. Mit Quartieren wird es auch knapper. Bei Morena, 2700 m, einem einzelnen kleinen Teehaus, muessen wir zum ersten Mal unser Zelt aufschlagen. Tsering schlaeft bei der Wirtin, die hier mit 2 Kindern allein wohnt.

Zum Pass, 3400 m, hinauf wird das Klima angenehmer. Wenn der Wind weht, wird es sogar kuehl im durchschwitzten Hemd. Am Pass halten wir uns nicht lange auf. Unsere Hoffnung Dorpathan zu erreichen macht ein ploetzlicher kalter Schneeregen bei Gujarkot, 3000 m, zunichte. Im neu errichteten Haus, dicht neben der Feuerstelle, finden wir ein Lager fuer die Nacht. Etwas verraeuchert aber trocken. An der Vorderseite auch warm und zur Trocknung unserer durchnaessten Sachen geeignet, so laesst sich unser Lager beschreiben. Einen halben Meter daneben ist es allerdings schon vorbei mit der Trockenheit. Dort ist der frische Lehmfussboden noch nicht ausgetrocknet. Ausserdem regnet es an verschiedenen Stellen zum Dach herein. Tsering begegnet der schlechten Witterung auf seine Art. Er trinkt Rakshi, und nicht wenig.

Die Strecke nach Dorpathan ist kurz und eben. Der Regen hoert nur gerade mal kurz auf, nur solange wir laufen. In einem bescheidenen Haus, das die Besitzer Hotel nennen, obwohl das nicht angeschrieben ist, machen wir halt. Das Hotel hat nur 2 Betten, in denen die Besitzer im Normalfall selber schlafen. Es ist sauber und die Leute sind nett. Was wollen wir mehr.

Das Wetter bleibt schlecht. Vielleicht ist es ein Stueck Monsun. Wir bleiben 2 Tage und waermen uns mit Buttertee. Tsering tut das Gleiche mit Rakshi, mal kalt und mal aufgewaermt. Er trinkt immer mehr. Er tut es nicht nur gegen die Kaelte, er tut es jetzt auch gegen die Angst. Der obere Teil der umliegenden Grassbuckel ist inzwischen weiss und Tsering erzaehlt uns die tollsten Schauermaerchen von Schneerutschen, Steinschlag, wilden Tieren und boesen Menschen.

Frueh am Morgen des 24.05.92 verlassen wir Dorpathan. Es ist immer noch sehr kuehl und nebelig, aber es regnet nicht. Trotz Alkoholpegel marschiert Tsering gut. Sein Packsack wiegt 14 kp, plus einiger persoenlicher Dinge. Fuer einen Traeger ist das keine grosse Last. Ich selber habe nicht viel weniger, 12 kp.

Durch Wald und spaeter uber Geroell geht es, teilweise ziemlich steil, aufwaerts. Der Nebel wird immer dichter. Einen eingelagerten Regenguss warten wir in einer kleinen Felshoehle ab. Dann erreichen wir Phague Dhuri, 4070 m, einen kleinen Pass. Alles ist grau in grau. Der Wegspur folgend, zunaechst flach am Hang, spaeter steil durch Wald, erreichen wir bei Beginn des naechsten Regengusses Thankur, 3300 m.

In einer allseitig offenen Holzhuette finden wir Unterstand. Zur Erwaermung kochen uns die Bewohner Tee. Tsering trinkt heissen Rakshi. Bevor wir das Zelt aufstellen gibt es noch Reis mit Dal. Tsering schlaeft in der Huette, dicht am Rakshi.

Der Morgen zeigt sich schoen, klar und nach kurzer Zeit auch recht angenehm warm. Unser Weg beginnt mit einem Abstieg durch eine Art Maerchenwald, unterbrochen von kurzen Geroellstrecken und Wiesenboeden. Bei ca. 2800 m ueberqueren wir den Fluss. Danach geht es am Gegenhang wieder steil hinauf. Ein Teehaus laedt zur Pause ein.

In Serpentinen stapfen wir den steilen hang hinauf bis auf 3300 m. Es ist inzwischen wieder ordentlich heiss. Wir sind ganz froh als unser Weg wieder in die Horizontale schwenkt. Auf einem langgezogenen Bergruecken wandern wir nun, die Ausblicke nach rechts und links geniessend, fuer laengere Zeit entlang, bis es linkerhand nach Pelma, 2600 m, hinab geht. Ein kurzer Regenschauer am Ortseingang verhindert laengere Quartiersuche. Wir essen im ersten Haus und bauen spaeter unser Zelt daneben auf.

Im Verlauf der naechsten 2 Tage erreichen wir, immer zwischen 2400 und 3100 m pendelnd, die kleine Ortschaft Dhule, 3300 m. Hier trifft am Abend noch eine Gruppe mit 5 Schweizern ein. Die Schweizer uebernachten in Zelten, waehrend wir in einem Haus Quartier beziehen. Waehrend ich den Weg fuer den naechsten Tag erkunde, gibt sich Tsering seinem Lieblingsthema hin, dem Rakshi.

Die Schweizer, es sind 3 Frauen und 2 Maenner, besuchen uns gegen Abend in unserem Quartier am Feuer. Es sind sehr sympathische Leute. Sie sind nicht als Pauschalreisende nach Nepal gekommen. Der Inhaber eines Bergsportgeschaeftes in Kathmandu, bei dem sie ihre Zelte geliehen haben, hat ihre Tour organisiert.

Eigentlich wollten sie keinen grossen Aufwand. Aber man hat es verstanden ihnen die Schwierigkeiten so zu schildern, dass sie schliesslich nach einigen Abstrichen, in das vorgeschlagene Konzept einwilligten. Inzwischen wissen sie, dass der Aufwand zu gross ist. Um sich die Tour nicht selber zu vermiesen, fuegen sie sich in das was sie akzeptiert haben. Sie empfinden es als Lehre fuer die naechste Tour. Ihr Begleitpersonal umfasst 25 Personen.

Die Gebirgsvermarkter in Nepal haben von den schlechten Vorbildern in Europa gelernt. Trotzdem sind sie noch lange nicht so unverschaemt und es geht in so einer "kleinen Gruppe" mit Sicherheit wesentlich netter zu, als bei den meisten von Europa gestarteten Pauschalreisen. Wir jedenfalls finden diese 30 Leute als recht froehlich und freundlich. Eine Gruppe in deren Naehe man sich wohl fuehlen kann.

Tsering hat inzwischen reichlich aufgetankt und sich unter die Begleiter der Schweizer gemischt. Wie wir spaeter erfahren, prahlt er dort mit seinem guten Verdienst und der geringen Last die er dafuer tagen muss. Mir ist das lieber als wenn er uns, wie inzwischen sehr oft, seine Aengste vor Schneerutschen etc. vorjammert. Zum ersten Pass von etwa 4000 m ist es nicht mehr weit.

Wir brechen am naechsten Morgen sehr frueh auf, weil uns eine lange Strecke bevorsteht. Tsering will nachkommen. Er hat noch zu wenig Blut im Alkohol. Kurz vor dem Nautale Bhanjyang, 3950 m, holt er uns ein, bleibt aber dann wieder zurueck. Wir muessen hinab zum Seng Khola, wo wir nach einiger Zeit auf eine weitraeumig ummauerte Feuerstelle treffen. Falls meine Karte stimmt, was nicht immer der Fall ist, muesste unser Weg in Kuerze den linken Hang hinauf gehen.

Wir wollen die Naehe des Flusses nutzen, um eine der mitgenommenen Nudelsuppen zu kochen. Wir wissen, dass wir das naechste Dorf erst in 2 Tagen erreichen werden. Wir muessen warten, Tsering hat den Topf. Nach dem Essen bemerke ich, dass Tsering in seiner am Morgen aufgefuellten 1Liter Flasche, nur noch etwa ΒΌ Liter Rakshi hat. Prost Mahlzeit ! Das kann heiter werden. Wahrscheinlich braucht er Mut fuer die bevorstehenden Paesse.

Komisch ist, dass ihn der Alkohol zunaechst immer recht stark aufmoebelt. Muede wird er erst spaet am Abend und am Morgen ist er es noch. Momentan scheint er voll in Fahrt zu sein. Er schnappt seinen Packsack und rennt noch vor uns los. Als eine Steigspur am linken Hang emporzieht, rennt er gerade weiter. Wir schaffen es nicht ihn einzuholen. Wir muessen hinterher. Er hat unser Zelt und die Schlafsaecke im Packsack. Ich hoffe, dass es noch einen zweiten Abzweig nach links gibt.

Anlaesslich seiner Lawinenstory's hatte Tsering mir erzaehlt, dass er den Weg kennt. In der Hoffnung, dass das so ist, gehen wir weiter. Nach einiger Zeit folgt er einer Spurenandeutung, die einen linksseitigen Steilhang ansteigend quert. Ein Lichtblick ? Wir sehen Tsering nur noch aus weiter Ferne. Die Steigspur ist unangenehm und ausgesetzt. Inge stoehnt, und das nicht nur wegen der Anstrengung.

Nach langer Zeit erreichen wir Tsering auf einem Wiesenabsatz. Seinen Rausch hat er nun wahrscheinlich ausgedunstet. Er sagt, er wisse nicht weiter. Anhand von Karte und Kompass versuche ich ihm zu erklaeren, dass wir nahezu rechtwinklig nach links muessen. Aber das versteht er sowieso nicht und da ist auch kein Weg. Den Weg haben wir laengst verpasst.

Palaver hin, Palaver her, den Abstieg ueber den steilen Hang will ich der Inge mit ihren Knieschaeden nicht gern zumuten. Es bietet sich eine flache Steigspur in Fortsetzung unserer Aufstiegsrichtung an, die beim naechsten Felseck dem Flussufer wieder sehr nahe kommt. Vielleicht zieht hinter dem Felseck noch mal ein Seitental nach links hoch ? Hoffen wir's.

Es gibt Seitentaeler, aber wir koennen sie nicht ueberblicken. Oben ist inzwischen alles wolkenverhangen. Der Tag geht zur Neige. Inge hat starke Schmerzen im rechten Knie. Wir stellen das Zelt auf. Ich moechte uns den Rueckweg zum Abzweig ersparen. Steige deshalb zwecks Erkundung in einem Rinnensystem sehr weit hinauf. Es erscheint sinnlos. Es dunkelt. Ich muss mich bemuehen zum Zelt zurueck zu finden.

Ein klarer Morgen zieht herauf. Fuer uns ist das diesmal nicht die reine Freude. Wir muessen zurueck. Wir gehen am Fluss entlang. Tsering muss das Schlusslicht machen. Am Abzweig treffen wir wieder auf die Schweizer. Sie haben nahe dem Nautale Bhanjyang uebernachtet. Ich sage Tsering er solle die Wasserflaschen fuellen, falls wir oben nichts finden. Er meint das gehe nicht, weil er alles voll Rakshi habe. Ich sage ihm er solle das Zeug wegschuetten. Er trinkt einen Teil  aus. Alles findet nicht Platz in seinem Bauch. Ich erteile ihm einen Rueffel. Er bockt. Ab diesem Moment ist die Harmonie vorbei. Tsering ist beleidigt. Ausserdem trauert er seinem Rakshi nach. Er wird zunehmend unfreundlich.

Der Weg wird sehr steil. Bei 4200 m erreichen wir eine Wiese mit einem kleinen See. Das waere ein schoener Zeltplatz. Herrlicher Ausblick, ebene Wiese, Spiegelung im Wasser usw. Schade, es ist noch zu frueh am Tage, und unser Verpflegung ist knapp kalkuliert. Einen Tag haben wir sowieso schon nutzlos verbraten. Nach einem kleinen Pass von 4450 m geht es hinab zum Saure Khola, 3900 m. Hier rasten die Schweizer. Sie laden uns zum Essen ein. Uns ist das sehr angenehm, denn Tsering hat inzwischen so nebenher auch unsere Notverpflegung ziemlich aufgebraucht.

Danach geht es noch mal ueber einen kleinen Pass von 4300 m, und nach einem Zwischenabstieg hinab zum Jungle Bhanjyang 4550m. Unterwegs fragt mich ein Traeger der Gruppe, der die Probleme mit Tsering gespannt hat, ob er nicht fuer uns tragen darf. Interessehalber frage ich was er dafuer will. "500.-Rs pro Tag" sagt er mir, und fuegt hinzu : "Bei 14 kp". Das ist exakt das, was ihm Tsering in seinem Rausch erzaehlt hat. Das ist natuerlich verlockend fuer ihn. Vom Leiter der Gruppe bekommen die Traeger 100.-Rs pro Tag, das Gleiche wie von europaeischen Reiseveranstaltern und muessen weit ueber 20 kp tragen. Ich will keine Unruhe stiften und sage nur, ich muesste es mir ueberlegen.

Wir steigen noch bis zu einer Quelle auf 3700 m ab. Hier schlagen wir, nahe den Schweizern, unser Lager auf. Tsering bockt weiter. Ich schlage ihm vor noch 2 Tage mit uns zu gehen, bis Dunai. Dort kann er von Juphal zurueck fliegen. Ich biete ihm an den Rueckflug zu zahlen und mir dort im Ort eine anderen Traeger zu suchen. Tsering lehnt bruesk ab. In der Annahme ich sei von ihm abhaengig sagt er, er wolle sofort aufhoeren und am naechsten Morgen absteigen. Mir ist das auch recht. Die Schuhe die ich ihm vor der Tour geschenkt habe darf er behalten. Die Auszahlung habe ich sowieso taeglich vorgenommen.

Ich muss mich entscheiden, entweder einen von den unweit herumsitzenden Hirten und spaeter einen Mann aus dem naechsten Ort zu nehmen, oder den Burschen der mich da vorher angesprochen hat zu seinem Glueck zu verhelfen.

Um die Harmonie nicht zu stoeren, spreche ich zunaechst mit dem Leiter der Gruppe. Der hat nichts dagegen, nur passt ihm nicht, dass ich soviel zahlen will. Zwei Traeger a 250.-Rs wuerde er besser finden. Das will ich nicht. Dass ich sonst evtl. einen der Hirten nehmen will, gefaellt ihm noch weniger. Geschaeftliche Ueberlegungen ?

Am anderen Morgen, als der Alkoholspiegel abgesunken ist , will Tsering wieder fuer uns taetig werden. Nun will ich aber nicht mehr. Als Uebergangsloesung bekommen wir bis Tarakot einen anderen Mann. Dort bleibt den Nepali's eine ganze Nacht zum Palavern. Am Morgen hat sich der junge Bursche durchgesetzt. Amdo ist sein Name, 21 Jahre jung. Die Gruppe hat jetzt einen anderen Weg. Amdo ist dort sowieso uebrig, weil inzwischen ein Teil der mitgefuehrten Verpflegung aufgegessen ist. Wir trennen uns mit gegenseitig besten Wuenschen. Amdo geht mit uns.

Am Bharbang Khola entlang wandern wir nach Dunai, 2134 m, der Hauptstadt von Dolpa. Von den Doerfern der Umgebung unterscheidet sie sich nur durch die  Ladenreihe in der Hauptstrasse. Das bringt die Flugplatznaehe mit sich. Ordentlich heiss ist es hier. Ein Hotel gibt es auch. Es ist noch nicht fertig, aber zum Teil benuetzbar. Zur Abwechslung gibt es hier Bier und auch Schokolade. Fuer den Amdo kaufen wir hohe Turnschuhe und sonstigen Kleinkram. Seine Badelatschen erscheinen mir etwas ungeeignet fuer die naechste Strecke.

Es laeuft gut mit Amdo. Durch die Haenge oberhalb des Suli Gad erreichen wir, nach 3 Tagen im mehrfachen auf und ab Ringmo, 3600 m, am Phoksundo See. Unser Zelt stellen wir, abseits vom Ort, direkt an den See. Fuer die Verpflegung nisten wir uns bei einer Familie ein. Die Leute sind froh wenn sie zusaetzlich ein paar Rupees verdienen koennen. Wir werden gleich voll in ihren Speiseplan integriert.

Hier oben gibt es dreimal taeglich Pellkartoffeln mit Salz und zerstampften Chilli. Die Kartoffeln muessen mit den Fingernaegeln geschaelt werden. So geht es auch die naechste Zeit. In hoeheren Lagen wo kein Reis mehr waechst Pellkartoffeln, weiter unten Reis mit Dal. Als Messer gibt es hier und ueberhaupt auf dieser Strecke, nur das Gurkhamesser. Damit werden Bueffel enthauptet, Holz gespalten, Balken behauen und auch Knoblauchzehen geschnitten. Zum Kartoffelschaelen ist das Gurkhamesser allerdings ungeeignet.

Uns gefaellt es hier. Wir beschliessen 2 Ruhetage einzulegen. Amdo moechte lieber weiter. Er will Geld verdienen. Es braucht einige Anstrengung ihm klar zu machen, dass Ruhetage sein Vorteil sind, weil er von uns den gleichen Lohn erhaelt wie fuer Arbeitstage. Amdo meint, in Ringmo wohnen Manga, die waschen sich ebenso wie die Chetri ihr ganzes Leben lang nicht. Bei denen moechte er nicht uebernachten. Deshalb schlaeft er hier, den Kopf in entgegengesetzter Richtung, bei uns im 2 Mann Zelt. Es ist etwas eng, aber es geht (Wir haben das bei unseren Verhauer auch schon mit Tsering praktiziert).

Wir nutzen unseren Aufenthalt in Ringmo zur Koerperpflege, zum Waesche waschen, zur Besichtigung der Monastery, zum Seeuferspaziergang, zur Teilnahme an einem religioesen Fest, zu einem Besuch beim Oberlama und zu zahlreichen Kontakten mit den Einwohnern. Auch einer ganztaegigen Zeremonie, die sich unserer Hausherr zwecks Ermittlung seiner Zukunft gekauft hat, koennen wir beiwohnen. All das ist sehr interessant fuer uns.

Am 06.06.92 ziehen wir weiter nach Pungmi, 3250 m. Nun stehen uns wieder 2 bis 3 Tage durch unbesiedeltes Gebiet bevor. Wir muessen wieder eigene Verpflegung mitnehmen. Wir wollen nicht, dass Amdo's Packsack groesser wird. Ausserdem moechte ich, dass Inge fuer die Strecke ueber den Kagmara Pass, den Ruecken frei bekommt. Wir entschliessen uns fuer die naechsten 3 Tage einen weiteren Traeger zu engagieren.

Da die Leute in Pugmi, wie ueberhaupt in den meisten Orten dieser Tour, nur wenig englisch verstehen, beauftrage ich Amdo die Sache zu regeln. Er beschafft uns einen jungen Burschen aus dem Dorf, den er weit unter seinem Verdienst einhandelt. Wir besprechen auch die Uebernachtung. Der Bursche soll sich selbst etwas mitnehmen, da unser Zelt fuer 4 Personen zu klein ist.

Jetzt traegt der Bursche Amdo's Packsack und ich trage Inges Rucksack. Amdo traegt meinen Rucksack. Die zusaetzliche Verpflegung ist irgendwie gleichmaessig verteilt. Unser neuer Traeger kennt den Weg. Er stammt aus Hurikot, wo wir hin wollen. Er wollte sowieso nach dort und kennt auch einen geeigneten Lagerplatz kurz unter dem Pass. Was wollen wir mehr ?

Amdo fuehlt sich als Chef unseres neuen Traegers. Er laesst sich das anmerken. So ist das halt unter Menschen. Leute die normalerweise wenig Kompetenzen haben, machen umso staerker davon Gebrauch, wenn sich mal die Gelegenheit ergibt.

Unterwegs kommen uns immer wieder Yakkarawanen entgegen. Sie haben Reis, Mais und andere Dinge fuer Tibet geladen. Auf dem Rueckweg bringen sie Salz aus Tibet. Scheinbar ist da ein beidseitig geduldeter Schmugglerpfad. Etwas genaueres erfahren wir nicht. Wir hoeren nur, die Chinesen haetten grosse Probleme, die durch chinesische Praesenz stark angewachsene Bevoelkerung mit Lebensmitteln zu versorgen. Wahrscheinlich drueckt man da ein Auge zu. Das gesamte Gebiet noerdlich des Poksundo See's ist gesperrt. Dort verlaeuft der Pfad nach Tibet.

Die Tiere sind schoen geschmueckt. Das Leittier traegt meist eine Gebetsfahne. Es ist sehr heiss. Fuer die Yak's, unter ihrem dicken Fell, sicher eine starke Belastung.

Bald sehen wir zahlreiche weisse Spitzen. Ein Zeichen dass wir an Hoehe gewinnen. Als wir Pedi, 4550 m, den Lagerplatz erreichen, beginnt es stark zu regnen. Es wird sofort sehr kalt und stuermisch. Der Regen geht in Graupelschauer und Schneefall ueber. Wir haben Not unser Zelt so einigermassen trocken aufzustellen. Wir selbst sind trotz Poncho schon ganz ordentlich nass.

Dann hocken wir zu viert im Zelt. In einer Schneefallpause bringt Amdo sogar eine Nudelsuppe und danach auch einen Tee zustande. Das waermt wieder durch. Zum Schlafen muss unser neuer Traeger unter die Apsis. Im Innenraum ist es zu eng. Wir breiten ihm die Rucksaecke und was wir sonst noch haben als Unterlage aus. Dann steigt er mit seinen eigenen Schlafutensilien und allem was wir eruebrigen koennen in unseren Packsack.

Die Nacht wird bitter kalt. Unter der Apsis kann ich keinerlei Regung vernehmen. Ich horche immer wieder in diese Richtung. Langsam bekomme ich schon ein schlechtes Gewissem. Aber wie sollen wir es anders regeln ? Wir haben wesentlich mehr getan als abgesprochen. Mit diesem Wetter und dem Temperatursturz haben wir natuerlich nicht gerechnet. Dann erinnere ich mich wieder an die vielen Freibiwaks die ich ueberstanden habe. 17 Jahre jung und Naturbursche, da uebersteht man das - ganz klar.

Es wird langsam hell. Ich ziehe meinen Reissverschluss auf. Ein klare Morgen in herrlicher Umgebung. Dann ziehe ich den Verschluss an der anderen Zeltseite auf, und frage in die Apsis hinein nach dem Befinden. Der Bursche zieht das Tuch vom Gesicht und sagt lachend : "Okay". Das duerfte wohl das Maximum seiner Englischkenntnisse sein. Mehr ist auch nicht erforderlich.

Wir packen schnell zusammen und ziehen der Sonne entgegen. Weiter oben scheint sie schon auf den Gletscher. Dort machen wir spaeter Brotzeit. Es ist wieder herrlich. Musste denn dieser bloede Schauer unbedingt, zu dieser unpassenden Zeit, hier oben sein ?

Ueber recht passable Steigspuren im Geroell erreichen wir den Kagmara Bhanjyang, 5115 m. Es ist etwas windig aber wunderschoen. Wir machen einige Fotos. Dann geht es auf der Gegenseite, ueber Schneefelder und spaeter ueber Schrofen, hinab zum Garpung Khola.

Ein Tibeter mit seiner Yakherde hat hier sein Lager aufgeschlagen. Seine Lagerstaette hat er mit gestapelten Lasten gegen den Wind abgeschirmt. Eine herausgespannte Plane bildet das Dach. Drei Seiten sind offen. Wir setzen uns zu ihm ans Feuer. Amdo bereitet unser Mittagsmahl. Nudelsuppe, wie immer.

Der Weiterweg vollzieht sich an steilen Haengen. Wir gehen viele Stunden. Inge bekommt Schmerzen im Knie. Wir finden keine ebene Stelle fuer unser Zelt. Wasser gibt es nur tief unten im Flussbett. Wir sind gezwungen bis zum Army Camp am Jagdula Khola, 3000 m, abzusteigen, zuletzt ziemlich steil. 2100 m Abstieg, Inge ist geschafft. Wir bringen gerade noch das Zelt hoch, dann regnet es, diesmal aber warm. Platz haben wir genug. Die Traeger schlafen im Army Camp.

Nach schoenem Morgen, und gutem Fruehstueck aus dem Army Camp, folgt ein kurzer Abstieg nach Hurikot. Die Wassermuehlen der Tibeter, wo die Naturalien fuer die Yakkarawanen aufbereitet werden, duerfen wir nicht fotografieren. Weshalb? Doch Schmuggelpfad? Dafuer laedt uns ein freundlicher Moench in seine Monastery ein, natuerlich wegen der Spende. Fuer die neue Schule duerfen wir auch noch spenden.

Durch Wiesen, Getreide- und Kartoffelfelder geht es nach Kaigaon, 2600 m. Hier entlassen wir unseren zweiten Traeger. Eigentlich wollte der in Hurikot bleiben, aber Amdo gefiel es besser ihn bis Kaigaon mitzunehmen. Nun muss er wieder zurueck.

In Kaigon gibt es zwei kleine Hotels mit Restaurant und einen Gemischtwarenladen, gut gemischt von Bier, Keksen und Schokolade, ueber Feuerzeuge, Batterien und Kugelschreiber, bis zu Textilien und Badelatschen. Ich muss unseren zweiten Traeger auszahlen. Ich gebe ihm 400.-Rs pro Tag, wesentlich mehr als Amdo ausgehandelt hat. Er bekommt ausserdem Schokolade, Kekse und andere Dinge. Zum Bier laden wir ihn auch noch ein, samt seinem Bruder der inzwischen hier eingetroffen ist. Weiteres Geld kann ich ihm nicht geben, damit der Abstand zu Amdo gewahrt bleibt.

Amdo hat gut verdient und kleidet sich neu ein. Das muss sein, ist er doch jetzt wer. Seine gebrauchten Sachen schenkt er unserem entlassenen Traeger. Da hat der nun doch ganz gut abgeschnitten. Wir bekommen heisses Wasser und koennen uns mal wieder richtig waschen. Auch die Sachen geben wir zur Waesche. Den sonnigen Nachmittag geniessen wir auf dem Balkon vor unserem Zimmer.

Ueber Chaurikot, Churta, Talphi und Lamri erreichen wir nach weiteren 3 heissen Tagen, im gelegentlichen auf und ab, auch ueber zwei Paesse mit bis zu 3850 m, Jumla 2400 m.

In Jumla gibt es einen Flughafen, Hotels, Geschaefte, eine Bank und Elektrizitaet, aber kein Telefon. Fuer Geldtausch, die Reservierung des Rueckfluges, die Besichtigung der Monastery und verschiedene andere Dinge, beschliessen wir zwei Tage zu bleiben. Wir wissen, dass die meisten Erledigungen allerhand Zeit in Anspruch nehmen. Wir erleben auch eine Buergermeisterwahl, die allerdings mehr den Charakter eines Volksfestes hat.

Am Check Post bekommt Amdo von der Polizei einige Nepali's gezeigt, die Touristen beklaut haben. Ihre Haende sind, ueber einem in ca. 1,70 m Hoehe durch den Raum gefuehrten Rohr, mit Handschellen zusammengeschlossen. Bei der Hitze, und den zahlreichen Fliegen und Muecken, sicher eine Kur zum Abgewoehnen.

Der Geldtausch wird zum Problem. Auf der Bank kennt man den Wechselkurs nicht. Da es kein Telefon gibt, gibt es auch keine Moeglichkeit den Kurs zu erfragen. Palaver bis zum Feierabend, ohne Erfolg. Unser Wirt sagt, es gaebe eine Zeitung in der jeden Tag die neuesten Wechselkurse abgedruckt sind. Ich will die Zeitung kaufen. Nach Meinung unseres Wirtes ist das Geldverschwendung. Er geht am naechste Morgen mit mir in den Ort um die Zeitung zu leihen, weil wir diese nur fuer kurze Zeit benoetigen. Danach gehe ich mit der Zeitung zur Bank. Der Manager erklaert mir, dass die Bank des Koenigs von Nepal, sich doch nicht nach einer Zeitung richten koenne. Sinn- und hoffnungslos.

Ich gebe dem Wirt die Zeitung, die dieser zurueck bringt. Ab jetzt ist Amdo meine Bank. Ich habe ihn jeden Abend bezahlt, er hat genug Reserven. Mit der Flugreservierung verlaeuft es aehnlich. Der Manager weiss nur wenn der Vogel fliegen soll, wenn und ob er wirklich fliegt weiss er nicht. Wir werden nur registriert. Tickets bekommen wir nicht. Aber wir erfahren, dass wir die Tickets mit Traveller Schecks zahlen duerfen.

Am 16.06.92 verlassen wir Jumla. Der waermere Teil unserer Kleidung bleibt im Hotel. Die Temparaturen steigen taeglich. Inge kann ohne Rucksack gehen. Wir koennen uns auf der vorgesehenen Strecke am Wegrand versorgen. Es gibt gelegentlich Teehaeuser und Lodges.

Ueber mehrere kleine Paesse, bis 3650 m, erreichen wir Rara, 2950 m, wo wir zwei Tage am gleichnamigen See verbringen. Leider ist es hier meist bewoelkt. Wir wohnen im Regierungsbungalow. Am 22.06.92 besuche ich das abseits etwas hoeher gelegene Dorf Murma. Der Weg geht durch Felder und zuletzt in Serpentinen empor. Kurz vor dem Dorf fuehrt eine steile Rinne direkt zur Dorfmitte. Ein Abschneider? Ich waehle diesen Weg. Nach kurzer Zeit bemerke ich, dass ich durch die Toilette des Dorfes emporsteige. Haufen an Haufen, stehende Hitze, uebler Gestank und Schwaerme von Fliegen, aber ich will nicht umkehren. Vorsichtig balancierend erreiche ich schliesslich die Ortsmitte direkt am Dorfbrunnen.

Fuenf junge Maedel sind gerade dabei ihre Kruege zu fuellen. Mit mir haben sie einen Heidenspass und eine schoene Abwechslung. Allen Dorfbewohnern erzaehlen sie gleich ueber welchen weg ich ins Dorf gekommen bin. Es handelt sich um ein sehr abgelegenes Dorf,  in das sich sicher nur aeusserst selten ein Fremder verlaeuft. Nun ist so ein Exote gekommen. Ueberall will man mich einladen, und findet meinen Besuch recht lustig, obwohl ausser Handzeichen wenig Moeglichkeit zur Kommunikation besteht. Insgesamt ist es auch fuer mich ein recht nettes froehliches Erlebnis. Am Ende begleitet mich ein Maedel ueber den sauberen Normalweg aus dem Dorf.

Wir umwandern den See und erreichen am 23.06.92 Gamgandhi, 2050 m. Nach weiteren drei Tagen sind wir am 26.06.92 wieder in Jumla. Am 29.06.92 fliegen wir nach Nepalgunj, 500 m. Um der hochfeuchten Hitze zu entrinnen fahren wir sofort per Nachtbus nach Kathmandu. Wir bekommen eine Flugreservierung nach Delhi fuer den 09.07.92. Die Zwischenzeit verbringen wir mit der Beschaffung der neuen Indien Visa und verschiedenen Besorgungen, sowie der Besichtigung verschiedener Staetten im Kathmandutal.

Harry Rost, geschrieben 1992

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updated  02.05.14

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Inge und Harry Rost