Zentralasien Reise 2011

Zentralasien   Kurzbericht - Reiseroute

Allgemeine Betrachtungen

Zentralasien 2011 kurz
Allg Betrachtungen

So ist das Leben

So ist das Leben

ANREISE

Am 10.08.2011 nahezu pünktlich startete die Maschine zum Fug nach Istanbul. Es war mein erster Flug mit Türkisch Airlines. Ich war zufrieden. Sauberes Flugzeug, gutes Essen, freundliche Stuardessen, was will man mehr. Die Auswahl der Fluglinie war den Möglichkeiten entsprechend.

Mehr als 6 Stunden Aufenthalt in Istanbul. Der Flughafen ist groß und vielfältig. Habe die Zeit zum herumschlendern und für einige Fotos genutzt. Ankunft in Dushanbe 11.08.2011-03:20.

 

DUSHANBE (Tadschikistan)

Die Abfertigung verlief reibungslos. Der Taxifahrer verlangte 20.-$, ich bot ihm 15.-$. Wir waren schnell handelseinig. Wie ich heute weiß liegt der Normalpreis bei 2.-$. Das erreicht man aber erst wenn noch Taxis herumstehen aber keine weiteren Fahrgäste vorhanden sind.

Ich hatte Rudaki Road gesagt. Er wollte wissen wo. Diese Straße ist sehr lang. Ich nannte das Hotel Wachsch, obwohl ich den Taxifahrern einen Hotelnamen nicht gern nenne. Etwas besseres wusste ich leider nicht. Das Hotel ist äußerlich nicht erkennbar. Der Fahrer fuhr an den Bordstein und begann zu telefonieren. Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Ich sagte ihm er solle endlich zum Hotel fahren. Wir standen bereits vor dem Hotel. Ich packte mein Gepäck und lief los. Er meinte ich solle den großen Packsack stehen lassen, falls nichts frei wäre. Das war wohl auch der Grund seiner Telefonate. Die Schlitzohr-Taxifahrer an den Flughäfen sind doch überall gleich. Man fährt gern zum Hotel seiner Provision.

Ich gab dem Fahrer seine 15.-$, und sagte er solle gehen. Doch er ging mit zur Rezeption. Es war tatsächlich nichts frei. Ich sagte ich brauche kein Zimmer, ich lege mich auf die Couch im Vorraum, dafür zahle ich nichts. Wenn ich das nicht darf lege ich mich mit meinem Schlafsack in die Wiese neben der Straße. Der Fahrer hatte gemerkt da geht nichts und fuhr ab. Ich erfragte den Raumpreis. 60.- Somoni, das entspricht 8,50 €.

Weil ich nachts ankam hatte ich versucht von München aus per Internet zu reservieren. Eine Hotelvermittlung aus Leipzig, wahrscheinlich ehemalige Genossen die noch Verbindung zum früheren Sowjethotel haben, hatte 50.-€ verlangt, ein Araber 40.-€ die auf sein Privatkonto bei der Commerzbank Frankfurt überwiesen werden sollten. Den Hotelnamen hatten die zur Verschleierung geringfügig geändert. Das Taxi hatten die mir für 30.-€ angebote.

Weil mir das alles zu hoch vorkam habe ich aufgegeben und bin ohne Reservierung geflogen. Viel gespart!

Gegen 06:30 wurde ein Dreibettzimmer frei. Ich bekam es zum Einbettpreis.

Noch etwas müde bin ich gegen 11:00 die Rudaki Road entlang geschlendert. Ich fand ein Cafe wo es eine gute Obsttorte und auch einen kräftigen Kaffee gab. Dort war ich richtig. Das Wireless-Netz funktionierte nicht.

Ich war müde und ging früh schlafen. Später wurde ein Zweibettzimmer frei. Man wollte mich umquartieren. Falls eine Dreiergruppe käme wäre das natürlich für das Hotel rentabler. Ich wollte nicht. Ich erklärte, ich hätte den Raum 306 zugewiesen bekommen, und da würde ich bleiben.

In der Nacht wurde kräftig geklopft. Ich stellte mich schlafend. Da haben die einfach die Tür aufgebrochen. Wie ich am nächsten Morgen sah, ohne etwas zu beschädigen. Der nicht sehr stabile Rahmen hatte so weit nachgegeben dass der Riegel aus dem Gehäuse gesprungen war. Eine Person schlüpfte herein ohne das Licht einzuschalten, und legte sich in eines der leeren Betten. Wie ich am Morgen feststellen konnte ein Russe, glücklicherweise ein zivilisierter Russe aus Petersburg. Er gehörte einer Pamirexpedition an. In meinen fast 3 Jahren Russland hatte ich es nur mit Landbevölkerung zu tun, das sind Primitivlinge, die sind nicht vergleichbar. Hatte nicht geglaubt, dass es überhaupt einigermaßen zivilisierte Russen gibt.

Am Folgetag habe ich einige Gebäude fotografiert, ohne mich zu informieren was das ist. Habe ein Internetbüro gefunden wo ich mein Netbook per Netzwerkkabel betreiben konnte. Habe gut gegessen und einige recht nette Leute kontaktiert. Ich lege immer großen Wert auf solche Begegnungen. Was ein Land ausmacht sind seine Menschen, seine einfachen Menschen.

Ein in Dushanbe arbeitender Engländer stellte einen Kontakt zu den Fahrern vor dem Hotel her, um den Preis für eine Fahrt nach Kalaikung zu ermitteln. Bis Kalaikhung sollte es 100.-$ kosten. Allerdings mit einen Jeep, die Taxis fahren diese Strecke nicht. Habe den Tag in Dushanbe verbracht.

Am anderen Morgen war kein Taxi da und auch kein Jeep. Ich hielt ein Linientaxi der städtischen Linie 3 an. Der brachte mich für 50.-Somoni, umgerechnet etwa 1.-$, zu einer Jeepstation. Wahrscheinlich hatte er mich nicht recht verstanden. Ich wurde in einen Jeep verfrachtet. Ich fragte eine bereits im Jeep sitzende Engländerin ob sie auch nach Kalaikung wolle. Es stellte sich heraus, dass es der falsche Jeep und auch die falsche Jeepstation war.

Also ab zur richtigen Station. 15.-Somoni. Auch kein Beinbruch. Ich fand einen Jeep, dem allerdings noch 2 Mitfahrer fehlten. Endlich, gegen 10:30 war die Ladung perfekt. Der Jeep fuhr bis Khorog, eigentlich das Ziel des nächsten Tages. Kalaikung hatte ich nur als Zwischenstation gewählt, weil ich nicht wusste ob Khorog an einem Tag zu schaffen ist. Der Preis war 280.-Somoni, etwa 70.-€. Im Internet hatte ich gelesen, dass andere 176.-€ für diese Strecke gezahlt hatten. Meine Reiseplanung die auf solchen Daten basierte wurde immer günstiger. Mit mir fuhren  4 nette Frauen und 2 Kinder. Es gibt nichts was auf dem Dach keinen Platz gehabt hätte. Wir hatten viel Spaß. Zweimal war Restaurantpause. Mein Tagessack mit dem Netbook lag am Boden, und der Boy, dem es scheinbar langweilig wurde, sprang darauf herum. Das Netbook hat überstanden.

 

KHOROG

02:30 kamen wir an. Der Fahrer brachte mich direkt zur Pamir Lodge, wo ich per Internet reserviert hatte. Allerdings für 2 Tage später. Kein Problem, die haben eine lange Veranda die noch einige Plätze frei hatte. Am nächsten Morgen bekam ich ein Zimmer.

Khorog ist kein Ort um auf Berge zu steigen, wie ich das gedacht hatte. Es gibt da zwar eine schöne Landschaft mit eindrucksvollen Bergen, aber besteigen würde wohl wenig Spaß machen. Da sind riesige weglose Geröllhänge in gnadenloser Hitze. Im Winter wenn Schnee liegt wäre es vielleicht ein nettes Skitourengebiet, aber aufgrund der Hangstruktur evtl. ziemlich lawinengefährdet. Der Ort mitten in dieser öden Landschaft ist fruchtbar und grün.

Es ist ein schöner Ort zum ausruhen und genießen, was ich auch getan habe. Es erinnert an Landschaften in Afghanistan und im pakistanischen Kaschmir. Ich habe ein paar Miniwanderungen in und um den kleinen Ort gemacht. Hatte Kontakte mit den Menschen und habe einiges dazugelernt. Sie waren in der Vorbereitung auf den 20ten Jahrestag ihrer Befreiung von der russischen Vorherrschaft. Aber ganz zufrieden sind sie trotzdem nicht. Es sind Kaschmiri und keine Tadschicken, und sie sind Ismaeli. Auch fühlen sie sich irgendwie benachteiligt. Die Russen haben zur Sowjetzeit aus taktischen Gründen vieles in diese Gegend geliefert, was jetzt wegfällt.

Zum Produzieren ist diese Gegend nur z.T. geeignet, zumindest momentan.

Die Pamir Lodge wird zur Zeit kräftig ausgebaut, in der Hoffnung auf künftige Besucher. Viele Mountainbiker kommen hier vorbei. Ich kann diese nur bewundern. Für mich ist es dafür leider zu spät. Habe mir auch so ein Ding gekauft, aber die körperliche Belastung ist fremd. Die Mountainbiker haben die Gewissheit dass ihnen niemand ihren Individualismus, ihr Abenteuer nehmen und zu Sport und Geschäft umwandeln kann. Funktionäre, das Grundübel dieser Umwandlung im Alpinismus, werden da keinen Fuß hineinbekommen. Die Biker sind allgemein in Paaren oder allein unterwegs. Gelegentlich schließen sich einige auf einer kurzen Wegstrecke zusammen, trennen sich später aber wieder. Funktionäre brauchen feste Gruppen um ihr Unwesen zu treiben.

 

MURGAB

Mit der Fahrt nach Murgab hatte ich viel Glück. Zwei deutsche Wissenschaftler die in den Semesterferien dort ein Forschungsprojekt betreiben, und die ich bereits am Flughafen Dushanbe kennen lernte, wollten auch nach Murgab. Ein Jeepfahrer der unbedingt nach Murgab wollte, hatte ihnen einen Sonderpreis geboten. Es fehlten aber noch 2 Mitfahrer. Sie fragten mich ob ich mitfahren wolle. Ich verkürzte meinen Khorog Aufenthalt um einen Tag, und los ging es. Ein weiterer Mitfahrer war nicht zu finden. Wir teilten den Gesamtpreis durch drei. So kam ich für 25.-€ nach Murgab. Billiger geht es nicht.

Unterwegs begegneten uns schwere Lastzüge aus China. Wie ich meine spielt da neben dem Geschäft auch die Erweiterung des Einflussbereiches eine Rolle. Chinesischen Einfluss halte ich für besser als russischen.

Die beiden Wissenschaftler waren schon mehrmals in der Anara Pension, die ich mir im Internet ausgesucht hatte. Das passte gut. Wir erhielten ein Dreibettzimmer. Diese Angelegenheit war ein ausgesprochener Glücksfall für mich.

Ich hatte wenig Infos zu der Gegend, während die Beiden sich gut auskennen. Sie fuhren täglich zu ihren Projekten, und ich fuhr mit und ging wandern. So teilte sich der Fahrpreis jeweils durch drei.

Für mich war es gleichgültig wo ich wanderte. Ich habe keine Karten von der Gegend und auch keine Wegbeschreibungen. Die Gipfel bis etwa 5000m sind meist namenlos. Ich wollte da auch nicht unbedingt hinauf.

Am ersten Tag bekam ich das Gumbez Kol vorgeschlagen, einen Pass von 4800m. Bei etwa 4600m begann heftiger Wind. Ich bekam starke Kopfschmerzen, setzte mich hin, aß 2 Paracetamol, und wurde sehr müde. Nach einiger Zeit kehrte ich um. Obwohl der Blick zur anderen Seite gelockt hätte muss ich nicht hinauf, bin schließlich Privatmann.

Der Jeep war bei einer Jurte abgestellt, deren Innenleben auch interessant war. Habe dort Tee getrunken und einiges gegessen, bis die Kameraden von ihrer Arbeit zurück waren. In der Jurte sah ich einen PC mit Drucker, was ich nicht vermutet hätte. Der Präsident bereist gelegentlich vor dem Jahrestag der Befreiung werbewirksam einige Jurten und verschenkt dabei Solarmodule, die Basis fuer den Betrieb der PC's. Das erfuhr ich so nebenbei.

Der nächste Tag fand in flacherem Gelände statt, war aber auch recht schön. Anderentags wollte ich weiter nach Osch in Kirgisien, aber der Jeep streikte. Nachdem das Problem bis Mittag noch nicht behoben war, stieg ich auf einen kleinen Pass von 3900m, westlich von Murgab.

 

OSCH (Kirgisien)

Ich hatte für die Fahrt den gleichen Fahrer und auch den gleichen Jeep. Diesmal wurde die Fahrt allerdings recht teuer, weil der Fahrer keine weiteren Mitfahrer fand. 273.-$. Doch ich hatte Luft in meinem Budgetplan, durch die günstigen vorherigen Fahrten. Einen Grenzpolizisten und Freund des Fahrers nahmen wir kostenlos mit.

Unterwegs konnte ich schöne Fotos machen. Der Fahrer hielt wo ich wollte. An der Grenze stieg der Polizist aus. Da war aber gleich ein weiterer kostenloser Fahrgast zur Stelle. Eine sehr junge Koreanerin hatte ihr Visa um einen Tag überzogen. In Osch hatte man ihr gesagt, das tut nichts. An der Grenze ließ man sie nicht durch. Sie sollte sich das in Osch per Stempel bestätigen lassen. Ich kenne das. Die Zöllner hoffen auf ein Schmiergeldangebot. Ich sagte ihr sie solle Korruption nicht unterstützen und nahm sie kostenlos mit  zurück nach Osch. Ich hatte ja den ganzen Jeep gezahlt.

7km vor Osch zeigte sich, dass auch unser Fahrer so wie alle Fahrer, etwas schlitzohrig war. Er sagte, weil Sonntag war wären die Hotelrezeptionen geschlossen. Er wollte uns bei Bekannten unterbringen, und wir könnten am nächsten Morgen per Bus zur City fahren. Ich lehnte das ab, denn der Preis galt bis ins Zentrum. Mit dem Hotel gab es kein Problem.

Ich war froh endlich unter eine Dusche zu kommen. Hatte de Lux gewählt, was man dort so darunter versteht. Ich war bereits ausgezogen um unter die Dusche zu gehen, da klopfte es. Die Koreanerin und der Fahrer standen vor der Tür. Sie sagte, der Fahrer wolle Geld von ihr, ob das in Ordnung wäre. Ich sagte ihr, sie solle nichts zahlen, da ich das ganze Fahrzeug gezahlt hatte. Ein Amerikaner der das Gespräch mitbekam, mischte sich zugunsten der Koreanerin ein, und der Fahrer gab auf.

Am nächsten Tag auf dem Weg zum Basar traf ich den Fahrer noch mal. Er schrieb mir seine Handynummer und die Zimmernummer der Koreanerin auf. Wenn sie am Folgetag nach Murgab wolle, sollte ich ihn anrufen. Sie wollte. Alles war wieder in Butter. Geschäft ist Geschäft. Man darf doch mal versuchen etwas mehr zu bekommen.

Den ersten Tag in Osch nutzte ich für Geldtausch, Internetkontakt mit Matthias, Spaziergänge im Bazar, Kaffeehausbesuch und allgemeine Information. Am zweiten Tag stieg ich auf den Salomonsberg. Ein Berg mit vielen Legenden. Ich glaube kaum dass der König Salomon von Jerusalem nach Osch gewandert oder per Esel geritten  ist, um dort in irgendwelchen Höhlen zu übernachten. Das ist aber auch egal. Es war schön trotz einiger Verhauer. Die Leute gehen allgemein nicht zum Hauptgipfel, aber ich wollte gern dorthin. Der Grat den ich mir dazu ausgesucht hatte zeigte sich als schwierig und riskant. Habe nach der Umkehr einen anderen Aufstieg gefunden. Von der Gegenseite, die ich zum Abstieg benutzte, wäre es ganz einfach gewesen.

Das Museum war leider geschlossen und die Moschee auch. Nur die Bar mit viel Wodka war geöffnet. Dort wollte ich aber nicht hin. Auch in Tadschikistan wird Wodka getrunken, trotz Islam.

Was man sonst zu lesen bekommt, z.B. bezüglich Bekleidung und so, stimmte auch nicht. Die für Geld schreibende Zunft schreibt so viel Mist, die schreiben ab was vielleicht vor 100 Jahren mal richtig war. So wie man abschreibenden Doktoranten die Titel entzieht, sollte man hier das Honorar entziehen. Jedenfalls schleppte ich, gedacht für alle Fälle, viel zu viel mit mir herum.

 

KAZARMAN

Der Weiterweg nach Kazarman gestaltete sich schwierig. Es fuhren keine Busse nach dort. Die fuhren nur nach Jallal Abad. Das hatte ich mir aber nicht notiert. Wusste nicht so recht wo das ist. Die Taxifahrer am Busstand verlangten Mondpreise. Bin zurück zum Hotel. Hatte Glück. Traf eine Junge Frau die schon in Deutschland war. Ihr Freund studiert z.Zt. in München. Sie ging mit zum Busstand, sprach mit einem Minibusfahrer, und erklärte mir dann wie ich es machen muss.

Mit dem Minibus ging es für umgerechnet 1,50€ nach Jallal Abad. Nach Kazarman fahren nur Sammeltaxis. In Jallal Abad bin ich wieder mal einem kleinen Halunken aufgesessen, bzw. einem ganzen Komplott. Das gehört bei so einer Reise dazu. Man lernt nie aus.

Der Busfahrer erklärte mir ich müsse per Taxi zur anderen Station. Ein Taxi zu fairem Preis war gleich zur Stelle. Das passte, aber ich wurde zur falschen Station gebracht. Kazarman war dort nicht angeschrieben. Ich landete im hinteren Eck der Minibuss-station, wo man einen schrottreifen Jeep zu reparieren versuchte. Ein junger Mann der etwas englisch sprach sagte, der Jeep nach Kazarman käme in 6 Stunden.

6 Stunden in brütender Hitze auf einem staubigen Platz weit außerhalb der Ortschaft und keine Alternative. Eine Frau mit ihrer kleinen Tochter wartete ebenfalls. Ich gab der kleinen Süßigkeiten und vertrieb mir mit den Beiden die Zeit. Zwischendurch ging ich nach vorn wo die Minibusse standen, um nach einer Alternative zu Kazarman zu suchen. Aber sofort war der junge Mann zur Stelle um mir zu erklären, dass es nun nicht mehr lange dauern würde etc. Er verwickelte mich dann in ein Gespräch mit Fragen zu meiner Weiterreise. Langsam ging mir der Typ auf den Wecker. Alle Minibusse waren inzwischen abgefahren. Einer Frage nach dem Fahrpreis wich der Mann aus, mit dem Hinweis den wüsste der Fahrer.

Dann endlich kam der Jeep. Ein uralter schrottreifer Lada in olivgrün, wahrscheinlich aus Sowjetarmeebeständen. Der Typ schnappte sofort meine Gepäckstücke und räumte sie in den Lada. Dann wurden viele andere Dinge darauf gepackt. Auf dem Beifahrersitz saß bereits ein älterer Herr der mitgekommen war. Der Fahrer bot mir jetzt auch die von mir geplante Weiterreise nach Kotschkor und Karakol an. Der junge Typ hatte ihm das scheinbar inzwischen alles verklickert. Nun wurde mir der Fahrpreis per Finger auf die verstaubte Karosse geschrieben. Umgerechnet 30.-€. Viel zu viel für eine Strecke die auf der Karte ohne km Angaben kürzer war als die vorher gefahrene. Aber ich wollte endlich weg, damit mir nicht noch die Nacht auf den Hals kommt. Ich willigte ein.

Musste auch gleich zahlen, damit man Treibstoff kaufen könne. Danach ginge es sofort los. Ich zahlte, weil ich weiter wollte. Als ich gezahlt hatte sagte der Fahrer in 30 Minuten würde gestartet. Nach 45 Minuten standen wir noch immer. Zwischendurch wurde permanent telefoniert. Dann platzte mir der Kragen. Ich wurde laut, was ich normalerweise zu vermeiden suche. Ich sagte dem Fahrer er solle mir sofort mein Gepäck herausgeben und auch mein Geld. Er hätte mir sowieso zuviel abgenommen, ich hätte nur gezahlt weil ich endlich weiter wollte. Ich fühlte mich über den Tisch gezogen und ärgerte mich über mich selbst, dass mir das passieren konnte.

Jetzt klappten die Türen zu und los ging es. Aber nicht weit. Dann wurde getankt und wieder telefoniert. Ich saß auf der Hinterreihe in der Mitte. So konnte ich die Beine zwischen die Vordersitze ausstrecken. Fotografieren war bei den verkratzten trüben Plastikscheiben sowieso nicht sinnvoll.

Dann erneuter Stopp. Eine hübsche junge Frau stieg zu. Ich war aber inzwischen so verärgert, dass ich nicht bereit war Platz zu machen. Sie musste sich den Sitz mit dem Jungen Typen teilen. Dann wurde noch eingekauft, und die junge Frau, wahrscheinlich in der Hoffnung ich sei Kavalier, direkt neben mir platziert. Bei mir hatte sich inzwischen die Sturheit eingestellt. Ich sagte, ich hätte eine viel zu hohen Preis gezahlt und nun ein Recht auf ausreichend Platz.

Inzwischen hatte ich die Sache analysiert. Die Kleine hatte bereits vorher zum Fahrer Papa gesagt. Also war sie die Tochter, und ihre Mutter mit der schweren großen Tasche die Ehefrau die vom Einkaufen kam. Der Alte war scheinbar der Opa. Der junge Typ der Sohn, der sich in Schlepperdiensten für die Familie betätigte, und die junge Frau die ältere Tochter die von der Arbeit kam. Ihr Feierabend war wohl der Grund für die Telefonate und die späte Abfahrt. Da wurde nur noch ein Trottel gebraucht der die Sache finanzierte, und der war ich. Von den Anderen hat keiner gezahlt.

Die Straße stellte sich als sehr schlecht und viel länger als angenommen heraus. Es ging in vielen Kehren über mehrere Pässe. Einer davon lag oberhalb 3000m. Die Landschaft war sehr schön. Mein Frust verflog langsam. Der Preis schien mir jetzt auch nicht mehr so total daneben, zumal mein Budget genügend Reserven hatte. Da schnappte sich der junge Typ das Fladenbrot, das er bei einem Zwischenstopp gekauft hatte, und stieg aus. Nun war mir klar, er hatte sich mit seinem Schlepperdienst die freie Fahrt in sein Heimatdorf verdient. Seine Aufdringlichkeiten entstammten wahrscheinlich der Angst, wenn ich von der Stange ginge würde er die Freifahrt verlieren.

Jetzt hatte sich das Ärgernis entsorgt. Es wurde noch eine schöne Fahrt. Ich gab nun mehr Platz frei, half der älteren Tochter in die Jacke und zeigte ihr auch die Zieladresse, die ich vom Internet ausgedruckt hatte. Scheinbar konnte sie das lesen. Sie beschenkte mich mit Süßigkeiten, und die kleine busselte mich ab. Wir hatten noch viel Spaß. Erst bei Dunkelheit kamen wir an. Ich musste nicht, in einem Ort von dem ich keinen Plan besaß, wie befürchtet nach der angepeilten Bleibe suchen. Ich wurde direkt vor die Tür gefahren. Die Chemie stimmte jetzt, wie man modern sagt. So leicht löst sich zwischenmenschliches wenn die Sachlage klar und der Übeltäter weg ist. Dabei hat der Typ sich nur höchst ungeschickt benommen. Mit mehr Offenheit wäre es einfacher gewesen.

Das Quartier war sehr schön. Eine über Sonnenkollektoren beheizte Dusche im Garten gab es auch. Musste mich nur beeilen damit die Sache nicht kalt wird.

Eine kleine Gruppe Italiener saß bereits im Garten beim Abendessen. Ich gesellte mich dazu. Die Managerin war äußerst freundlich und sprach englisch. Sie besorgte mir auch den Jeep für den nächsten Tag.

Die Strecke über Naryn nach Kotsckor war etwas länger. Ich zahlte 25.-€. Ich durfte mir den Platz neben dem Fahrer aussuchen, weil ich das meiste gezahlt hatte. Die Managerin sagte mir, hinten drin säßen 2 Studentinnen die nach Bischkek müssten und wenig Geld hätten, deshalb hätte man die Zahlungen ungleich verteilt. So kann man es auch machen. Ich hatte nichts dagegen. Schließlich weiß ich, dass diese Leute weniger Geld haben als ich. Ich verabschiedete mich von der ewig lachenden Wirtin indem ich sie umarmte und drückte. Zum Schluss gab ich ihr noch einen Kuss auf die Backe. Ein sehr harmonischer Abschied. Es wurde eine schöne Fahrt in einem großen bequemen Audi. Ich wurde bis vor mein ausgewähltes Quartier gefahren.

 

KOTSCHKOR

Das Quartier war sehr schön und sauber, die etwas englisch sprechende Wirtin sehr freundlich, der Preis angemessen, Bad und Toilette diesmal im Haus. Am nächsten Tag ging ich zum Geldtausch bei der Western Union. Auf das verschissene Plumpsklo in einer Holzbude hinter dem Haus müssen die allerdings nicht stolz sein.

Die Abfertigung war auch die bis dahin schlechteste.

13:00 war Arbeitsbeginn. Die Tür stand offen. Eine Frau saß am Schreibtisch. Ich sagte dass ich Geld tauschen wolle. Sie schrieb auf einen Zettel 13:00. Ich zeigte auf die im Raum hängende Uhr. Die zeigte 13:01. Sie deutete, es würde gleich los gehen. Danach telefonierte sie. 13:15 kamen 2 weitere Angestellte. Eine befasste sich mit dem Geldtausch. Zunächst fragte sie den Tauschkurs am Computer ab, obwohl der außen angeschrieben war. Dann rechnete sie auf dem Computer den Zahlbetrag aus, was man bei einer Summe von 100.-€ nicht rechnen muss.

13:30 erschien eine weitere Angestellte. Die winkte mich in einen Nebenraum mit einem Durchgabefenster über dem Kasse angeschrieben stand. Ich reichte ihr zwei 50€ Scheine hinein. Sie gab mir ohne zu rechnen die außen angeschriebene Summe, und die Sache war erledigt. So ein Zirkus ausgerechnet bei einer westlichen Bank. Wahrscheinlich hat diese Filiale bereits zu Sowjetzeiten bestanden und das Personal wurde nicht getauscht.

Ein Internetcafe wollte ich auch besuchen. Ich habe mir inzwischen einige Kyrillische Buchstaben ins Gedächtnis zurückgerufen. Einfache Worte kann ich lesen. Ich fand auch Internet Cafes, aber alle waren geschlossen. Wahrscheinlich pleite. Und Kaffee gibt es da wo Cafe dran steht meist sowieso nicht. Habe auch einige male gefragt, und wurde in viele Richtungen geschickt. Dann habe ich es aufgegeben bzw. auf Karakol verschoben, wo ich mit der Marzy, einer Perserin die gerade in Kanada Urlaub macht, bereits mehrere Internetkontakte hatte. Hatte von Kotschkor aus auch schon Handykontakt mit der Ainara, Marzys Managerin. In Kirgisien funktionierte mein Handy, zu den Philippinen dagegen nicht.

Leute die beweglich sind wie die Marzy, können jetzt in Kirgisien auf redliche Weise ausreichend verdienen um auch mal einen Kanadaurlaub zu machen. Sie hat in Indien Zahnmedizin studiert, hat an diversen Entwicklungsprojekten gearbeitet und man merkt schnell dass sie intelligent ist. Schlafmützen wie die von der Western Union werden in 20 Jahren vielleicht voll Neid auf diese bösen Kapitalisten schimpfen. So ist das überall.

 

SON KÖL

Habe mich vom Ehemann meiner Wirtin per Jeep zum Son Köl, einem Bergsee auf 3000m Höhe im Tien Shan Gebirge fahren lassen. Hatte Pech, das Wetter war schlecht. Die Familien vermitteln gern innerhalb ihrer Familien weiter. Die Schwester der Wirtin lebt mit ihrer Familie und ihren Herden am Son Köl. Sie hat auch eine Gästejurte. Ich war der einzige Gast. Fast alle Familien am See haben Gästejurten, während sie selbst in Zelten, wahrscheinlich ehemaligen sehr robusten Militärzelten mit Boden, daneben leben.

Die Jurten haben keinen Boden. Da sind nur bunte Gewebestücke am Boden ausgebreitet. In der Gegend am See ist es von unten her feucht und kalt. Im Zelt mit Boden hockt die Familie dicht beieinander und es wird permanent mit Kuhmist geheizt. In den Gästejurten wird nur geheizt wenn ein Gast anwesend ist. In dieser kurzen Zeit wird aber nicht alles trocken. Es gibt zwar viele dicke Decken, aber alle sind feucht.

Mein Ziel war es am See zu wandern. Am liebsten wäre ich um den ganzen See gewandert. Aber 70km das war mir doch zu lang, zumal es wenig Abwechslung gibt. Trotz Schlechtwetters bin ich noch am Anreisetag 3h nach rechts und anschließend wieder zurück.

Am nächsten Tag bin ich 8h nach links. Das Wetter war etwas besser. Am Mittag sprach mich ein Junge an: "Nemet". Nachdem ich bejahte kamen Fragen wie, woher kommst du, wie heißt du, dann die Zahlen 1 bis 10 und die Monate nacheinander, alles auf deutsch. Schließlich erzählte er noch dass er aus Kotschkor komme und Gitarre spielen könne. Er lud mich zum Tee in der Jurte ein. Da es Mittag war ging ich mit. Ich sollte auch da übernachten. Das Wetter war momentan besser. So bin ich nicht geblieben, sondern bis zum Spätnachmittag gelaufen. Dann fing es an zu tröpfeln. Ich hatte zwar Zelt, Thermomatte, Schlafsack, Daunenjacke und was man so braucht dabei, aber ich hatte keine Lust mein Zelt aufzustellen. Ich fand eine schöne, aber auch wieder feuchte, Jurte für die Nacht. Das Plumpsklo Häusel weitab in der Wiese.

In der Nacht begann es stark zu regnen. Musste immer mit Goretex Bekleidung raus. War froh das Zelt nicht aufgestellt zu haben. Auch am Morgen Schneeregen und kräftiger Wind, sehr kalt. Ich musste gegen den Wind laufen. Ein kleiner Bach, den ich am Herweg über eingeworfene Steine gequert hatte, zeigte sich jetzt als auf diese Art unpassierbar. Ich ging am Bach aufwärts. Konnte dann einen Seitenarm queren, aber die Gesamtüberquerung gelang nicht. Ein Reiter sah meine Bemühungen und nahm mich mit auf sein Pferd.

Wir sind zu seinem Zelt geritten, wo ich 2 Schalen heißen Tee zu mir nahm. Dann musste ich weiter. Durch den Umweg verlängerte sich der Rückweg auf 9h. Völlig ausgelaugt erreichte ich meine Jurte. Ich wickelte mich in die stark feuchten Decken und sagte der Tochter sie möge doch bitte einheizen. Sie tat nichts. Ich zog mir die Decken über den Kopf und fror jämmerlich.

Inzwischen war der Fahrer, der erst für den nächsten Morgen bestellt war, vor Ort. Auf seine Frage wie es mir ginge sagte ich nur: "Schlecht". Er fragte wenn ich fahren wolle. Ich antwortete: "Möglichst gleich".

Wir fuhren. Die Tochter, die nicht eingeheizt hatte, fuhr mit. Sie wollte nach Kotschkor, weil 2 Feiertage anstanden. Deshalb hatte sie wohl auch nicht geheizt. Im geheizten Jeep fühlte ich mich zunächst wohler. Aber ich hatte mich stark erkältet, und wohl auch etwas überanstrengt. Die nächsten 2 Tage fühlte ich mich krank, mit Durchfall und allem was so an Unannehmlichkeiten auftreten kann.

Es standen 2 Feiertage an, ein islamischer und der 20te Jahrestag der Unabhängigkeit von den Russen, d.h. das Fest der Freiheit. Das ist ein schönes Fest. Schließlich standen diese Völker vor der Sowjetherrschaft auch schon viele Jahre unter der Knute der Zaren.

 

KARAKOL

Der Ehemann der Wirtin brachte mich zum Sammeltaxistand und zum richtigen Taxi. Diesmal VW Passat. Mindestens 50% der Fahrzeuge in Kirgisien sind deutsche Fabrikate, während in Tadschikistan die japanischen Jeeps überwiegen. Ich hatte den Beifahrersitz. Das Wetter war inzwischen wieder klar. Ich sah weiße Berge. Aber es ergab sich keine gute Fotografierposition.

Ich musste umsteigen. Ich hatte den Stadtplan von Karakol mit Marzys Gästehaus ausgedruckt, war mir aber nicht sicher ob der Fahrer das verstand. Der Fahrer sprach nur russisch. Lange fuhren wie an einem See entlang, der auf der falschen Seite lag. Hoffentlich geht das gut, dachte ich mir. Es ging gut.

Marzys GH war die mit Abstand beste Bleibe auf der ganzen Reise. Sehr empfehlenswert! Ein schöner Raum mit eigenem Bad, und sogar ein großes Badetuch der Firma Adidas war dabei. Hier konnte ich mich endlich richtig erholen und blieb gleich zwei Tage länger als geplant. 

Zunächst trafen 4 Schweizer aus der Gegend von Bern, also deutsch sprechend, ein. Da hatte ich etwas Unterhaltung. Außerdem konnte ich den sehr schönen Garten genießen, die warme Dusche, meine Fotos im PC sortieren, etwas am Bericht schreiben, E-mails versenden, die ländlich wirkende Kleinstadt mit Park etc ansehen, und vieles mehr. Es wurde also nicht langweilig. Äpfel konnte ich frisch vom Baum ernten. Das Personal ist äußerst freundlich. Schade dass sie im wesentlichen vorwiegend russisch verstehen.

Einen kleinen Schönheitsfehler hat die Gegend. Aufgrund der direkt benachbarten Siebentausender wird es sobald die Sonne verschwindet empfindlich kalt, obwohl Karakol auf nur knapp 1800m liegt.

Nun wollte ich ins Gebirge. Eine Karte wollte ich mir am Folgetag bei der Tourist Information kaufen. Die hatte geschlossen weil Wochenende war. Ich ging in ein Restaurant und aß eine große Schüssel Pilze, dazu eine Maß Bier. Das muss mir nicht bekommen sein. In der Nacht musste ich mehr als zwanzigmal zur Toilette. Meine Medikamente halfen nicht. Schließlich bekam ich einen starken Tee und alles war schlagartig behoben. Ich schaute auf den Teebeutel. Rejong England, pure Cylon Tea stand darauf, also nichts besonderes. Allerdings hatte die Administratorin, wie die dort genannt wurde, nur knapp 2 cm kochendes Wasser in die Tasse gegeben. Gewusst wie, dann geht es ganz einfach und per Natur. Musste meine Abreise ins Gebirge verschieben und damit den Gebirgsaufenthalt verkürzen.

Habe die Zeit vorwiegend im schönen Garten verbracht und die Umgebung und die große weite Welt genossen, soweit ich nicht gerade auf der Toilette war. Ein bisschen Nachlauf hatte mein Durchfall schon noch.

Unweit von Marzys gibt es ein schönes Restaurant, wie üblich als Cafe bezeichnet. Dort gibt eine grosse Auswahl an Speisen, u.a. auch sehr viele Salate und sogar Kaffee. Nach der vorhergegangenen diesbezüglich mageren Strecke war das eine

Wohltat. Meine ursprünglich geplante 4 Tage Tour habe ich wegen des Zeitverlustes, auf 2 Tage verkürzt.

 

TIAN SHAN GEBIRGE

Am Montag bin ich dann per Matrutschka nach Ak Suu und noch etwas weiter zum Beginn des Wanderweges. Marzys Personal hatte mir alles ganz präzise erklärt, so dass nichts schief gehen konnte.

Ich war bereits ein Stück zu Fuß gegangen, da überholte mich ein alter Klapperkasten vom Minibus und stoppte. Der Fahrer winkte, ich solle mitfahren. Sitze oder ähnliches gab es nicht. Zwei Mitfahrerinnen saßen am Boden zwischen vielen Melonen. Ich setzte mich auf meinen Rucksack. Eigentlich hatte ich nur an eine kurze Fahrstrecke gedacht, aber der Fahrer wollte dass ich bis zum Ende mitfahre. Das habe ich dann auch getan. Dadurch hatte ich oben mehr Zeit. Eine der Frauen sagte sie hätte ein Gästehaus, da könne ich übernachten und auch essen. Die holprige Fahrt ging bis auf 2560m. Ich brachte mein Hauptgepäck in das Gästehaus und begann sofort zu wandern. Die Tal Fortsetzung, mit einem Eisberg sehr weit hinten, war auf eine lange Strecke sehr flach. Ich wählte deshalb ein steiles Seitental um möglichst Schnell einem Überblick zu bekommen.

Ich sah einen Sattel. Dachte da könnte ich zur anderen Seite hinab sehen. Es folgte ein nächster Sattel und so ging es lange Zeit bis auf 2960m. Dort kam ein kleiner Bach über den Rand. Ich vermutete einen See. Es folgte nur eine Schlammpfütze mit einem Rinnsal in der Mitte. Danach sah ich ein langes flaches Tal und am Ende erneut Berge. Die waren zu weit entfernt. Habe da gerastet und gegessen. Bis ich wieder am Gästehaus war, war dort Schatten und es wurde kalt.

Inzwischen waren einige Trecker eingetroffen die die ganze Runde gegangen waren. Soll anstrengend sein. Ich fühle mich immer wohl unter den jungen Leuten. Sie bauten ihre Zelte auf, während ich im bescheidenen Gästehaus übernachtete.

Am nächsten Tag bin ich nach Ak Suu gelaufen und dann per Marschrutka nach Karakol zurück gefahren. Noch ein Tag dort und dann per Fernreisebus nach Bischkek.

 

BISCHKEK

Die Fahrt verlief gut. Der Taxifahrer vom Busstand verlangte wie üblich zuviel. Ich zog etwas ab. Die Tayangule sagte mir später, sie hätte weniger gezahlt, aber für mich der ich den richtigen Preis nicht kannte, wäre das schon in Ordnung.

Das Gasthaus der Tayangule ist erst im Aufbau. Sie hat mit der Marzey in Indien Zahnmedizin studiert und ihr Mann arbeitet als promovierter Zahnarzt in Indien, während sie mit ihrem Freund, einem Franzosen der mir erzählte dass er jetzt für ein Jahr bei der Tayangule bleiben wolle, das Gästehaus aufbaut.

Die Steckdosen sind bei der Tayangule die am ordentlichsten installierten in ganz Kirgisien. Die Kirgisen spreizen die Krallen einfach ins Mauerwerk, ohne den erforderlichen Plastikeinsatz. Nach kurzer Zeit bricht dann das Mauerwerk etwas aus und die Dose hängt lose an den Drähten in der Gegend. Der Franzose weiß natürlich wie das richtig gemacht werden muss. Vielleicht macht der irgendwann auch die Steckdosen von Marzey stabil fest.

Alles Andere ist bei der Marzy hervorragend, während bei Tayangule vieles einem Provisorium gleicht. Während meines Aufenthaltes wurden jedoch einige der Provisorien recht gut ausgebaut.

Tayangule erzählte mir auch, dass Marzys Mann Manager bei der Firma Nestle ist. Die Ordnung in Marzys Gästehaus hat auch irgendwie etwas schweizerisches.

Ich erzählte dass ich in die Berge wolle, und fragte ob sie mir mit Auskünften behilflich sein könne. Bei Marzys Verwalterinnen hatte das alles sehr gut funktioniert. Tayangule meinte sie könne das auch. Aber sie wollte es nur können. Leider ging alles gründlich daneben. Sie hatte zwar den guten Willen, aber keine Ahnung.

Sie hat viel telefoniert. Ich weiß nicht mit wem, aber sicher mit den falschen Leuten. Sie kannte die Leute nicht. Später, als alles schon vorbei war, sah ich dass sie die Nummern einem kostenlosen Stadtplan, wie sie auf den Ankunftsflughäfen ausliegen, entnahm. Da sind Werbeadressen drauf, von Leuten die Geschäfte machen wollen, evtl. auch unsaubere Geschäfte. Diese Leute haben sie ordentlich über den Tisch gezogen. Wenn die merken da ist ein Ahnungsloser, ist es wahrscheinlich egal wer das ist. Davon bleibt auch ein Kirgise nicht verschont. Aufgrund der guten Erfahrungen bei Marzy habe ich gar nichts geprüft, obwohl ich es in gedruckter Form besaß. Wahrscheinlich hatte sie mit einem Taxiunternehmen telefoniert, und die hatten so beraten wie für sie das beste Geschäft heraussprang. Sie hatten gesagt es fahren keine Marschrutkas zum Nationalpark. Im Reisführer konnte ich lesen, dass diese am Osch-Bazar abfahren. Leider habe ich das erst gelesen als alles bereits daneben gegangen war.

Das Taxi kostete ein Vielfaches einer Fahrt per Marschrutka. Das hätte mich nicht umgebracht, aber leider merkte ich auch erst viel zu spät dass der Fahrer ein ahnungsloser Dummkopf war. Der wollte mich nicht über den Tisch ziehen, das hatte sein Manager bereits besorgt. Er wäre auch viel zu dumm gewesen. Der Preis war mit seiner Gesellschaft abgestimmt. Aber der kannte sich überhaupt nicht aus, und merkte nicht einmal als er sein Ziel erreicht hatte, dass er es erreicht hatte.

Ich bin am 09.09.2011, ausgerechnet am Geburtstag meiner geliebten Großmutter wo normalerweise nichts schief geht, volle 10 Stunden in brütender Hitze mit Rucksack ununterbrochen stramm gelaufen, und anschließend für nur 33% des Anreisepreises per Taxi zu meinem Gasthaus zurückgefahren. Das alles nur weil mir der Taxifahrer mit einer schneidigen Handbewegung den falschen Pfad gewiesen hatte, und ich in der Annahme das sei richtig ohne Prüfung so gegangen bin. Wegweiser oder Markierungen gibt es dort nicht. Eine ordentliche Karte hatte ich wie üblich auch nicht. Kann ich irgendwann richtig machen. Habe die Matterhorn Nordwand auch erst beim 5ten Versuch durchstiegen.

Den Rest von dem Quatsch spare ich mir zu schreiben. Das war alles so blöd, dass es blöder nicht geht. Am Folgetag war ich hundemüde. Hatte mir einen Flug nach Taschkent gebucht und da auch ein Hotel, weil die Landung erst bei Dunkelheit erfolgte. War zum Umbuchen zu faul. Habe gut gegessen, die Zeit verbummelt und noch etwas fotografiert. Habe mich gewogen. 68 kp mit Bergschuhen etc. D.h. nackt etwa 66 kp. Da konnte ich mir schon mal recht viel von den guten und preiswerten Zanderfilets in den Bauch hauen. Das war doch auch etwas.

Von der Tayangule habe ich mir nicht mehr helfen lassen.

Die inzwischen fertig gestellten Räume sind sehr schön, auch die Installation. Das rundherum ist noch provisorisch. Von Gästehaus Management und Verwaltung hat sie allerdings keine Ahnung. Auch das muss gelernt sein. Da wäre es wohl sinnvoll sich in Karkol bei Marzy anlernen zu lassen, sonst werden die Gäste wohl jeweils nur einmal vorbeikommen.

Von Hilfestellung für Gebirgsfahrten sollte die allgemein recht hilfsbereite Tayangule wohl besser die Finger lassen. Die Marschrutkas nach Ala Archa fahren jedenfalls vom Osch Bazar, da braucht man kein Taxi, und der Marschrutkafahrer weiß auch wo die Leute hin wollen. Übernachtung und Essen gibt es in Ala Archa auch in jeder Preislage. An einem Geschäft steht „Climbing extreme Sport", da kann man seine Bergausrüstung ergänzen und auch Müsli Riegel kaufen. Alle Hütten weiter oben stehen offen und sind total leer. Es gibt keinerlei Wegmarkierungen oder Wegweiser. Für Auskünfte sollte man nur die Leute ansprechen die man an ihrer Ausrüstung als Alpinisten erkennt. Die sprechen meist auch etwas englisch. Der Rest gibt auch Auskünfte, obwohl er ahnungslos ist.

Für mich war Bischkek ein Horror. Wegen des gebuchten Fluges, den ich nicht ändern wollte, musste ich einige Tage bleiben. Der Ort ist sehr heiß, die Luft ist stark verschmutzt, die Straßen sind reparaturbedürftig, die Gullys meist ohne Deckel, die Sonne strahlt so grell wie ich es sonst noch nie erlebt habe. Trotz meiner Sonnenbrille mit 100% UV-Schutz sah ich oft überhaupt nichts. Die Autofahrer wissen wo die Hupe ist, was die Lage der Bremse anbelangt habe ich Zweifel. Es gibt viel Russen dort, z.T. rücksichtslose Russen, und der Wodkaspiegel ist auch unklar. Da sehnt man sich schon zurück nach dem gemütlichen Karakol.

Ein schönes kleines Lokal habe ich in der Innenstadt gefunden. Dort gab es auch viele Salate, zahlreiche Varianten an Fisch und vieles mehr. Ich aß meist Zander in einer der Variationen, eine Salatschüssel z.B. griechisch, eine kleine Süßigkeit mit einem Capuccino und ein Baltisches Bier. Alles sehr gut und reichlich. Dafür zahlte ich dann 8.- bis knapp 10.-€. Eine Toilette mit Wasserspülung haben die auch, was nicht selbstverständlich ist. Bier trinke ich selten, aber in Bischkek pappte mein Mund permanent so, dass nur kaltes Bier half. Ansonsten gibt es massenhaft Burgerbuden. Aber das Zeug mit den zermahlenen Abfällen mag ich grundsätzlich nicht.

Den Otschitel kann ich in 3 bis 4 Jahren nacholen.

 

TASCHKENT ( Usbekistan )

Ich kam nachts an. Warum das bei der kurzen Flugstrecke so ist soll verstehen wer will. Dann waren diverse unnütze Formulare auszufüllen. In den Nachbarstaaten ist dieser Quatsch bereits abgeschafft. Zwei Frauen, die nur russisch sprachen, kontrollierten das und hatten bei mir und einem Engländer viel zu beanstanden. Dabei gab es weder Tisch noch Stuhl zum Schreiben. Ich kniete am Fußboden. Anschließend wollte ich Geld wechseln um das Taxi zu bezahlen. Doch die Banken hatten schon geschlossen. Man sagte ich soll im Hotel wechseln. Ich sagte ich habe einen Reise Check, damit muss ich zur Bank. Das war ein Fehler!

Wie hoch ist der Check? 500.-$. Das ist kein Problem, ich solle endlich einsteigen. Dann flogen einige Pakete nagelneue Geldnoten auf den Hintersitz, soviel dass sie einen Rucksack gefüllt hätten. Ich gab dem Fahrer die Hoteladresse und los ging es. Nach kurzer Strecke bog er in eine schmale dunkle Seitenstraße, schaltete das Licht aus und hielt. Er wollte den Check tauschen, was er normalerweise nicht darf. Er sagte er hätte Schwarzmarktgeld, da bekäme ich 12% mehr. Das alles sollte sich im schwachen Licht der Armaturenbrett Beleuchtung abspielen.

Ich hatte noch nie eine usbekische Banknote gesehen. Wusste nicht ob das Blüten sind. Ich wollte nicht. Ich forderte dass er mich zum Hotel fährt und zahlte bar in $. Es war zuviel, aber ich wollte Ruhe haben. Im Hotel lief dann alles sehr anständig auf pump. Es war Wochenende.

Ich denke, die usbekische Regierung macht da einen Fehler. Diejenigen die eingesetzt sind um Korruption zu verhindern, sind selbst Teil der Korruption. Die Frau die die Banknoten ins Auto warf, war vorher als Kontrolleuse tätig.

 

BUCHARA

Bin am nächsten Tag per Fuß zum Bahnhof und habe mir ein Ticket nach Buchara gekauft. Das Geld bekam ich geliehen. Am Montag fuhr ich nach Buchara. Zufällig waren 2 Schweizer im Zug die bereits ein Hotel in der Altstadt gebucht hatten. Per Sammeltaxi ging es nach dort. Wollte im Hotel Asia Orient meinen noch immer ungetauschten Reise Check tauschen. Erfuhr dass das nur die Nationalbank darf. Habe mir die Altstadt angeschaut und nebenher ein kleines gemütliches preiswertes Hotel gefunden.

Ein Bursche im Hotel fragte ob ich nach Xiva wolle. Er könne mir ein Sammeltaxi vermitteln, bei dem nur noch ein Mitfahrer fehlte. Abgemacht. Wieder etwas das daneben ging. Der Fahrer war ein Lügner.

Am Morgen stand der Taxifahrer pünktlich 08:00 vor der Tür. Er hatte es sehr eilig, schnappte meinen Rucksack und rannte zum Fahrzeug das weit ab geparkt war, obwohl er vor das Hotel hätte fahren können. Als ich nur wenige Schritte danach ankam war der Rucksack bereits im Kofferraum. Ich wurde werbewirksam auf dem Beifahrersitz verstaut.

Der Fahrer verschwand. Er sagte er müsse noch 2 der Mitfahrer holen, die hätten sich um 10 Minuten verspätet. Vom dritten Mitfahrer sagte er nichts. Die bekannte Taxifahrermasche. Ich konnte nicht weg, und der Fahrer konnte nun weitere Mitfahrer anwerben, die es noch gar nicht gab. Endlich, nach gut 20 Minuten kam er zurück in Begleitung eines weiteren Mannes. Das war allerdings kein Mitfahrer. Beide versuchten mir nun zu erklären, dass einer der erfundenen Mitfahrer ausgefallen wäre, und sich der Fahrpreis pro Person dadurch erhöhen würde, weil er für ein volles Fahrzeug kalkuliert sei. Außerdem sprachen die plötzlich von Dollars und nicht mehr wie vorher von UZC, was gleich 40% Preissteigerung ausgemacht hätte.

Die hatten Pech. Habe mir meinen Rucksack geben lassen und bin zurück ins Hotel. Der Fahrer folgte. Er musste wohl noch etwas mit dem Burschen klären der den Deal eingefädelt hatte. Ich mag die Taxifahrer sowieso nicht. Das sind für mich Leute deren gesamte Intelligenz zwischen Gaspedal und Hupe reichlich Platz hat, und die mit üblen Trixereien versuchen an schnelles Geld zu kommen. Am Morgen bin ich dann sehr früh ohne Frühstück zum Stand der Marschrutka 68 gelaufen um den Taxifahrern das Geschäft zu stehlen.

Ich bin zur Nationalbank, die schwer auffindbar war weil niemand wusste wo die ist. Hatte umgeplant. Wollte zunächst per Bahn nach Samarkand und von dort später per Schlafwagen nach Urgent, das nur 30 km von Xiva entfernt ist. Mir wurde erzählt, dass es Bahntickets nur am 16 km entfernten Bahnhof zu kaufen gäbe. Auf dem Rückweg von der Bank kam ich am Büro einer privaten Busgesellschaft vorbei, die ausnahmsweise ein Werbeplakat mit einem Bus an der Tür hatten. Ich fragte ob die auch Bahntickets hätten. Die Tante sagte, 20 m weiter sei ein Fenster ohne Kennzeichen, dort wäre ein Büro der staatlichen Bahngesellschaft. Habe da gleich alle Bahntickets für meinen gesamten Usbekistanaufenthalt gekauft. Habe viele Wege gespart, und mit dem Nachtschnellzug 1ter Klasse bin ich angenehm und nicht teurer gefahren als per Sammeltaxi, aber niemand kannte diese Möglichkeit. Habe die Kosten für 2 Hotelnächte gespart und auch Zeit gewonnen. Ein guter Meister bleibt ewig Lehrling. Ich fühle mich sehr wohl in dieser Rolle.

 

SAMARKAND

Samarkand habe ich immer nur tageweise während des Umsteigens besucht. Ein kleines nettes und preiswertes Hotel fand ich unweit vom Amir Timor Mausoleum, der Hauptattraktion von Samarkand. Die Monumentalbauten erinnern stark an Isfahan. Im Bazar war ich auch. Aber Bazare gibt es sowieso überall in Asien.

 

XIVA

Xiva hat mir eigentlich in Usbekistan am besten gefallen, noch vor Buchara. Es wirkt wie ein kleines asiatisches Dorf, und es lebt. Man ist hier auch fair, d.h. man muss nicht befürchten über den Tisch gezogen zu werden. Habe im La,li Opa, einem angenehmen und billigen Hotel vor dem Westtor übernachtet. Die Mansu, ich nenne sie so, das ist meine Freundin in Buchara, nennt mich Opa, obwohl mir junger Freund lieber wäre. Ich bin für freie Meinung, da kann jeder den Anderen nennen wie er will. Die Manu will Sprachlehrerin werden. In einem Jahr hat sie Abschluss. Ihr Studium verdient sie sich als Bedienung. Ich habe mir mein Studium am Schraubstock verdient. Das sind so Gemeinsamkeiten die Sympathien schaffen.

 

SABRISABZ

Sabrisabz war die letzte Station der Reise. Amir Timor Museum und Monumentalbauten. Nur per Taxi bzw. Sammeltaxi zu erreichen. Schönes aber relativ teures Hotel. Schöne Fahrt durchs Gebirge. Ein Taxifahrer, fair, der Andere nicht ganz so. Monumentalbauten haben für mich immer den negativen Beigeschmack dass sie etwas mit Despoten zu tun haben. Da ist mir so etwas wie Xiva schon lieber. Aber das interessanteste sind für mich immer die Menschen und vor allem lachende Gesichter. Ich fotografiere gern schöne Frauen und lachende Kinder, aber meist fotografiere ich nur deren Gesichter.

 

HEIMREISE

Irgendwann ging es zurück nach Taschkent. Hatte dort noch etwas Probleme, weil das mit der telefonischen Flugrückbestätigung nicht klappte. Für mich ist diese Sache eigentlich etwas völlig überflüssiges, wo man doch heute über checkmytrip alles abfragen kann. Meiner Meinung nach dient diese juristische Spitzfindigkeit nur dazu, falls etwas schief geht und Zusatzkosten anfallen, den Kunden mit in die Verantwortung zu ziehen und sagen zu können: "Hättest Du unsere Empfehlung befolgt, dann wäre das nicht passiert". Solange die Telefone qualifiziert besetzt sind, ist das keine Schwierigkeit. Wenn aber Ahnungslose ohne die erforderlichen Sprachkenntnisse dort sitzen, kann das sehr nervig werden.

Bin gut in München gelandet. Es war sehr schön. Kleine Pannen geben die Würze einer Individualreise.

 

Harry Rost, geschrieben während der Reise.

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updated  02.05.14

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