USA Reise 2013

USA   Kurzbericht - Reiseroute

Zentralasien 2012 kurz

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Zentralasien 2012 lang

USA REISE 2013 vom 15.04. bis 15.10.

Appalachian Trail vom 17.04. bis 12.10.2013

 

Georgia

Am 15.04.2013 flog ich von München via London nach Atlanta im Staat Georgia der USA. Ich erreichte Atlanta am Abend. Ich wollte, da ich mich in Atlanta nicht auskenne, am Flughafen nächtigen, wie ich das anderenorts schon oft getan habe. Aber da war keine ruhige Ecke für mich. Ich ging zum Informationsstand. Die Leute waren äußerst freundlich. Sie zeigten auf eine Tafel mit Telefonen und Hotelwerbung. Sie sagten, das telefonieren ist kostenlos und das Shuttle zum Hotel auch. Ich sollte nur auswählen, und sehen ob etwas frei ist. Ein Amerikaner hatte gerade reserviert, und zwar Econo Lodge. Er sagte mir, die hätten weitere Zimmer frei und wären preisgünstig. Ich konnte in dem Shuttle mitfahren das er benutzte. Das war für mich sehr einfach. Zunächst ging es zum anderen Flughafen, dort umsteigen, und von da zum Hotel.

Am Morgen fragte ich in der Rezeption wie ich zur MATRA komme. Das ist die S-Bahn, an deren Endstation ich 14:00 von einem Shuttle des Hiker Hostel abgeholt werden sollte. Das hatte ich per Internet von München aus organisiert.

Der Mann in der Rezeption bestellte ein Shuttle, das mich wieder kostenlos, zur Matra Station brachte. Ich kam mir vor wie im Schlaraffenland, alles kostenlos und lauter freundliche Leute.

In der Station am Ticketautomaten war ich wohl etwas unbeholfen. Eine dunkelhäutige sehr hübsche junge Amerikanerin bemerkte das, und war sofort behilflich. Ich hatte das Geld nicht passend. Sie zahlte den Differenzbetrag und wollte von mir keine Gegenleistung annehmen. Während der Fahrt saßen wir nebeneinander. Auf meinen Wunsch hin sprach sie langsam und wir konnten uns gut verstehen. Sie erklärte mir noch, wie ich von der Station vor dem Strecken Ende zum Rei Shop komme, wo ich eine Gaskartusche kaufen wollte. Als sie ausstieg übergab sie mich einer Blondine, die mich auf der weiteren Strecke betreuen sollte.

Im Hostel angekommen vermittelte mir Leigh, der Wirt, einen Deutschen als Dolmetscher. Ich wollte mir eine Prepaid Simkarte für die USA kaufen. Ich bekam diese von ihm geschenkt. Es handelte sich um eine sehr gute Karte, gültig für alle Staaten der USA, und evtl. wieder aufladbar. Der Mann, ein höherer deutscher Regierungsbeamter, wollte eigentlich auch den Trail gehen. Dann gab es aber Zoff mit seiner Frau, und er reiste heim. Er sagte, damit sei die Karte für ihn wertlos. Er half mir noch zu einem Testanruf, dann verabschiedeten wir uns.

Am nächsten Morgen fuhr Leigh mehrere Hiker inkl. mir zu einem Parkplatz am Fuß von Springer Mountain. Dieser Parkplatz ist auf der Rückseite des Berges, aber vom Hostel aus leichter erreichbar. Er erklärte uns noch, dass der Trail nach rechts verläuft, während der Aufstieg zum Gipfel links ist. Wer also zunächst auf den Gipfel wollte, musste ca. 1,5 Meilen nach links, und dann zurück über den Parkplatz zum Trail. Schon war er weg.

Ich fragte, ob das ein Witz ist. Nein es war richtig. Einer der Hiker, wie ich später erfuhr Powel, ging gleich nach rechts. Zwei andere folgten. Die Meisten gingen nach links. Ich betrachtete die Gipfelbesteigung von der Rückseite als einen Schildbürgerstreich, und ging auch gleich nach rechts.

Nun war ich also im Trail. Es war sehr warm und der Rucksack war schwer. Am ersten Shelter ging ich vorbei. Am Hawk Mtn, Shelter quartierte ich mich ein. Ich hatte Durst. Unterwegs hatten mir 2 Kiwis (Neuseeländer) bereits eine kleine Flasche Wasser geschenkt, aber die war schon lange leer. Hier am Shelter gab es, den blauen Markierungen folgend, Wasser. Ich konnte mir etwas kochen.

Nach und nach trafen immer mehr Hiker ein. Das waren die vom Gipfel. Powel und Freunde machten ein Feuer. Ich weiß nicht warum. Es war sowieso schon sehr warm. Der Rauch zog in den Shelter, was mich störte. Ich mag grundsätzlich keinen Rauch. Der kratzt mir im Hals. Ich sagte das. Das Feuer wurde ausgemacht. Sehr rücksichtsvoll. Diese Rücksichtsnahme begleitete mich über den gesamten Trail.

Die Shelter sind so wie in Deutschland Bus Haltestellen. Drei Wände und ein Dach, Frontseite offen. Meist befindet sich in der Nähe eine blau markierte Wasserstelle.

Außerdem gibt es da noch ein PRIVI (Plumpsclo) und einen Stahlseilaufzug zur bärensicheren Aufhängung der Verpflegung. Wenn ein Bär, in der Mitte einer 8 Tages Strecke in der kein Lebensmittelnachkauf möglich ist, die Verpflegung stiehlt, kann es schon sehr kritisch werden. Bei der ständigen Anstrengung verbrennt der Körper sehr viel.

Einige Hiker zelteten neben dem Shelter. Andere spannten nur eine Plane und hängten darunter eine Hängematte auf, oder schliefen auf der Luftmatratze am Boden.

Ich hatte weder einen Führer noch eine Karte dabei. In einer TV Sendung hatte ich gehört, der Trail sei durchgehend weiß markiert. Ein Märchen wie sich heraus stellte.

Die Kiwis sagten mir, dass nach 3 Tagen ein Hostel mit Ausrüstungs- und Lebensmittel Verkauf kommt, wo es auch spezielle Plastikkarten des Trails gibt. Habe dort später auch einige Ausrüstungsgegenstände, die für diesen Trail nicht optimal waren, getauscht. Was man nicht mehr braucht gibt man in die Hiker Box, wo sich andere bedienen können.

Habe nach 2 weiteren Nächten in Sheltern, in diesem Hostel übernachtet. Das war auch die erste Gelegenheit für eine warme Dusche. Ein ehemaliger Hiker kochte da für alle Hiker ein kostenloses Abendessen. Das alles war für mich etwas völlig neues. Eine Welt von Individualisten, die sich vorher nie gesehen haben, mit so viel Freundschaft und Rücksichtnahme hatte ich nicht erwartet. Die menschliche Seite wurde bei diesem Trail für mich zum größten und eindrucksvollsten Erlebnis.

Es ging bei meist schönem Wetter auf bequemen Wegen durch die bewaldete Landschaft. Anfangs waren die Bäume noch kahl, aber bald begann alles zu grünen. Eine gute sauerstoffhaltige Luft befreite mich von meinen permanenten Kopf- und Augenschmerzen, die mich in München ständig begleiten.

Powel, der in Bad Tölz geboren wurde, verwendete wo es möglich war auch einige deutsche Worte. Mit den beiden jungen Frauen die ihn begleiteten machte er täglich eine Mittagspause, während der oft gekocht wurde. Ich startete morgens allgemein sehr zeitig, weil ich nicht so schnell laufen kann wie die jungen Leute. Diese überholten mich später. Um zeitlich klar zu kommen verzichtete ich auf eine Mittagspause. Wenn ich dann an den Freunden vorbei ging rief Powel immer: "Herry, Mittagessen". Ich hatte allerdings keine Zeit.

Paul und die Frauen zelteten öfter. Ich musste am 23.04. erstmalig mein Zelt aufbauen, weil ich es zum nächsten Shelter nicht schaffte. Am Übergang vom Staat Georgia zum Staat North Carolina war eine Straße zu queren. Da saßen 2 Herren neben ihrem Auto, an dem ein Plastiksack hing. Der hing dort damit die Hiker ihren Müll entsorgen können. Außerdem wurde eine kurze Erholung in einem Sessel, sowie Cola und Kekse angeboten. Eine sehr nette Geste. Ähnliches wiederholte sich während des Trails mehrmals

 

North Carolina.

Einige Hiker mussten später den Trail verlassen, um Verpflegung nach zu kaufen. Ich hatte mich im Hostel gut eingedeckt und konnte noch einige Tage gehen. Bei der Trennung bekam ich von allen die da abbogen die noch vorhandene Verpflegung geschenkt. Da konnte ich dann gleich noch etwas länger aushalten.

Später, in der Gegend von Franklin, nahm mich die 59 jährige Merry in Schlepp (Ich nannte alle Frauen Merry. Da kann man die Namen nicht verwechseln.) Sie hatte ein Taxi bestellt das uns über eine Asphaltstraße in den Ort brachte. Dort hatte Merry im Budget Motel bereits Zimmer reserviert. Ich konnte Verpflegung kaufen, warm duschen, Wäsche waschen, und auch ein Steak essen. Am nächsten Morgen war ich noch so voll, dass ich auf das Frühstück verzichtete.

Ein Taxi brachte uns zum Trail. Es regnete. Merry war schneller als ich, und bald hatte ich sie aus dem Blickfeld verloren. Der Regen wurde stärker. Am Wayah Bald Shelter musste ich das Privi benutzen. Da lag auch ein Schirm, mit dem ich den kurzen Weg vom Shelter zum Privi trocken überwinden konnte. Da bin ich gleich geblieben. Merry ist wahrscheinlich bis zum nächsten Shelter gegangen. Ihr standen nur ihre 4 Wochen Jahresurlaub zur Verfügung. Irgendwo hat sie dann abgebrochen. Ich habe sie nie mehr gesehen. Wir wollten noch die E-mail Adressen austauschen, wegen der Bilder. Dazu kam es nicht.

Zwei Tage später kam ich am Wesser Outdor, einem Geschäft zum Ausrüstung nachkaufen, vorbei. Die haben auch einen Geldautomaten. Dort habe ich das erste Geld abgehoben. Es funktionierte. Ich wollte auch noch Protein Riegel kaufen. Eine Frau sagte mir, ich solle das nicht tun, sie hätten ein ganzes Auto voll dabei. Da erlebte ich erstmalig die andere Art den Trail zu gehen.

Ein Freund der beiden hatte sein Auto mit allem voll gepackt was auf dem Trail irgendwann gebraucht werden könnte. Er stand dann immer zur rechten Zeit da wo der Trail und eine Straße sich kreuzen. Dort konnten die beiden regelmäßig nach fassen. Sie hatten dadurch immer leichte Rucksäcke, und mussten nie aus dem Trail heraus zum Einkaufen. Ich sollte mir reichlich Proteinriegel mitnehmen. Habe 4 genommen. Mehr wollte ich nicht wegen des Rucksackgewichts.

Die Frau erklärte mir dann noch, dass ich 2 Tage später in Fontana übernachten, einkaufen, Wäsche waschen und schlafen könne. Dort gibt es an der Straße ein Telefon mit dem man ein Taxi bestellen kann das zum Ort bringt. Sie schrieb mir zusätzlich auf einen Zettel, dass die Leute mir behilflich sein sollen, falls das mit dem Taxi nicht klappt.

Das Telefonieren war einfach. Das Telefon ist nur für den Taxiabruf geschaltet. Man nimmt nur ab, muss nicht wählen und hört nur eine Stimme: "Ich komme in 10 Minuten". Man zahlt 3.-$ und wird im Ort zu allem transportiert was man benötigt, Quartier, Laundry, Lebensmittel- und Ausrüstungsshop sowie später Restaurant. Am Morgen auch zur Trail Fortsetzung. Als Quartier war nur noch ein kleines Haus frei, das wohl eher für einen Familienurlaub gedacht ist. Es war schön aber auch teuer. In der Laundry traf ich einige Hiker Freunde, die ich schon von vorher kannte. So auch Charly. Einige der Hiker gingen wegen der ungünstigen Quartiersituation noch am Abend zum nahe gelegenen Fontana Dam Shelter.

Am Morgen schaffte mich das Taxi zu einer Tankstelle am Ortsausgang. Von dort ging es zu Fuß weiter. Ich war nach kurzer Zeit am Abzweig zum Fontana Dam Shelter und einer Tourist Info. Da ist auch ein Parkplatz. Ich wollte mir den Weg zur Tourist Info sparen, und fragte ein Pärchen das dort parkte nach der Fortsetzung des Trails. Der Bursche zeigte über die Straße wo ein Pfad in den Wald hinein führt. Ich folgte diesem Pfad. Das war falsch. Es ging weit hinab ohne Markierung, dann überschritt ich eine Straße und dem Pfad folgend kam ich an eine Stacheldraht Absperrung mit Schild, Privatgrund, betreten verboten; oder ähnlich. Ich ging zurück zu Strasse und folgte dieser bis zu einem Campgrund. Ich sah nur riesige Campingfahrzeuge, aber keine Menschen. Es war sehr heiß. Alles schien zu schlafen. Ich klopfte an einem Fahrzeug, und fragte ob da jemand wüsste wo die Trail Fortsetzung verläuft. So richtig wusste es niemand, aber es müsste auf der anderen Seite des Flusses sein. Dort gibt es keine Brücke. Schließlich erklärte sich ein Mann bereit mich am Fluss entlang zur nächsten Brücke zu fahren, er müsste sowieso tanken. Es kam leider keine Brücke. Dann sagte er, er würde jetzt zur Tankstelle fahren, dort wäre sicher jemand der sich auskennt. Die Tankstelle war die, von der ich am Morgen gestartet war. Man erklärte mir, dort wo ich links dem Pfad folgend in den Wald abgebogen war, müsste ich gerade weiter und über den Staudamm gehen, bis rechts eine Trail Markierung kommt. Es war inzwischen Mittag. Ein halber Tag war verloren. Das passierte mir öfter. Ich schaffte es an diesem Tag noch bis zum Mollies Ridge Shelter.

Weiter ging es bergauf bergab, teilweise bei Sonnenschein, teilweise durch ununterbrochenen Dauerregen. Auf einem Gipfel vor Gatlinburg habe ich mich total verlaufen. Ich hatte Glück, zwei junge Frauen brachten mich mit ihrem Auto zum Hiker Hostel. Dort traf ich einen Vater, der mit seinem Sohn unterwegs war. Wir hatten schon mehrmals im gleichen Shelter übernachtet. Sie luden mich zum BBQ + Eis ein. Ich war noch am nächsten Morgen satt, so groß war die Portion.

Von Shelter zu Shelter traf ich immer wieder Bekannte. Als meine wenige Verpflegung ging wieder einmal zur Neige ging sollte bald eine Straße mit Geschäften kommen. Es kam eine Strasse, aber ohne Geschäfte. Es war nicht die Richtige. Das konnte ich nicht wissen, denn diese Strasse war im Plastik Guide nicht vermerkt. Ich fragte einen Mann, der da zufällig an der Strasse stand, nach einem Hostel. Der sagte 7 Meilen an der Strasse nach links wäre ein Hostel. Das freute mich wenig, aber ich brauchte etwas zu essen. Nach etwa 3 Meilen kam mir ein Motorradfahrer entgegen. Er fragte wohin ich wolle. Ich sagte ihm dass ich zum Hostel wolle, das da irgendwo kommen sollte. Er fragte mich ob er mich hinbringen kann. Ich sagte ihm, dass das sehr nett wäre. Er drehte um, und ich stieg auf den Socius. Die Straße ist kurvig und ich fühlte mich mit meinem Rucksack dahinten drauf nicht sonderlich wohl. Doch besser als laufen war es allemal. Es waren nicht 7 sondern 11 Meilen, und es war kein Hostel sondern ein Motel. Die Laundry ist von diesem Motel leider 2 Meilen entfernt, und etwas zu essen konnte ich leider nur an einer Tankstelle holen. Mit der Wirtin konnte ich glücklicherweise aushandeln, dass sie mich am nächsten Morgen zum Trail zurück fährt.

Auf der Rückfahrt zum Trail am nächsten Morgen stellte die Wirtin plötzlich fest, dass sie zu wenig Benzin für die Rückfahrt im Tank hat. Sie kehrte um und ich bin die letzten 3 Meilen gelaufen. Der Trail führt dann über einen kleinen Hügel und nach weiteren etwa 3 Meilen kommt noch einmal eine Strasse. Das ist die Richtige. Dort ist das Hostel und es gibt auch Geschäfte. Ich konnte einkaufen. Im Hostel schlafen und duschen konnte ich nicht. Dafür war es noch zu früh.

 

Tennesee

Inzwischen war ich im Staat Tennesee. Bin noch bis zum Bear Farm Hostel gelaufen. Das war eine besonders angenehme Sache. Es gibt da eine Küche mit vielen Gerätschaften, und es gibt einen Selbstbedienungsladen mit vielen Dingen, die man nicht tragen will, aber gern sofort verzehrt wie z.B. Konserven. Die Preise sind angeschrieben, das Geld wirft man in einen Karton. Die junge Merry (Begleiterin von Powel) tauchte dort auch wieder auf. Aber sie blieb nicht. Sie bereitete sich nur eine Pfanne voll Eier, und ging anschließend weiter. Ich startete erst am nächsten Morgen.

Am 12.05. erreichte ich am Spätnachmittag das Hot Springs Hostel. Hot Springs war für mich ein wichtiger Punkt. Hier wollte ich im Outdor Shop einige Ausrüstungsgegenstände durch leichtere ersetzen. Leider machte der Laden erst nach 09:00 auf. Ich kam also erst spät weg. Auf dem Weg zum Spring Min Shelter habe ich mich dann auch noch verlaufen, und kam erst bei Dunkelheit an. Der Shelter war absolut voll. Ich musste etwas oberhalb auf einem Hügel bei Stirnlampen Beleuchtung mein Zelt aufschlagen. Hier traf ich wieder auf Alana, die zweite Begleiterin vom Powel. Schließlich musste ich noch einmal weit hinab. Die Wasserstelle liegt weit unterhalb des Shelter. Meine Verpflegung habe ich bärensicher an einen Ast gehängt. Es war schon sehr spät als ich fertig war.

Am Morgen stellte ich fest, dass Mäuse die linke Tasche meines Hüftgurtes durchgefressen hatten. In dieser Tasche befanden sich leere Staniolhüllen von Schokoriegeln. Wahrscheinlich klebte da noch etwas Schokolade dran. Die Mäuse hatten auch einen Teil des Staniols gefressen. Scheinbar vertragen sie das. Sie werden wohl Erfahrung haben.

Es folgte eine sehr heiße Zeit. Streckenweise führt der Trail nun über einen Felsgrat. Es dauerte einige Tage bevor ich das Nolichuky Hostel erreichte, wo man Verpflegung nachkaufen kann, und es außerdem einen Pizza Service gibt. Dort traf ich eine junge Frau aus dem Münsterland. Sie war aufgrund einer TV-Sendung zum Trail aufgebrochen, musste aber leider auch feststellen, dass zwischen dieser Sendung und der Realität ein himmelweiter Unterschied besteht.

Schlangen hatte ich inzwischen schon einige gesehen, aber eine Schlange die im Dach des Curley Maple Gap Shelter lebt, das war neu. Am Tag danach kam ich durstig auf einer kleinen Bergkuppe an, die auch per Auto erreichbar ist. Dort saßen Männer und ich sah Cola Flaschen stehen. Ich fragte ob die mir eine verkaufen. Sie meinten hier ist alles frei, ich soll mich bedienen. Sie hatten auch einen Plastiksack voll Grillhendel dabei. Ich durfte mir eine Keule abreißen. Es ist einfach unglaublich. So viel Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Aber es kamen auch wieder große Anstrengungen. Ich konnte an meinem Körper sehen, dass ich stark abgenommen hatte.

Der Roan High Knob Shelter ist der Erste den ich mit Tür antraf. Es ist der am höchsten gelegene Shelter im ganzen Trail. Es regnete und war kalt. Ich dachte, die Tür wäre wegen der Kälte eingebaut worden. Später erfuhr ich, dass es in dieser Gegend aggressive Bären gegeben habe. Das gibt es also auch.

Am 22.05. regnete es den ganzen Tag. Ich hatte wieder einmal alles auf gegessen. Abends erreichte ich ein B&B. Ich hatte nicht reserviert. wie üblich, und war wohl auch in meiner klatschnassen verschmierten Bekleidung nicht so recht willkommen. Der Tisch war bereits für die Gäste des Hauses gedeckt, sehr elegant. Ich fragte ob ich wenigstens hier essen könnte, oder ob man mir etwas zu essen verkaufen würde. Aber ich durfte nicht einmal ins Haus mit meinen dreckigen Schuhen, wofür ich Verständnis habe. Die Schuhe hätte ich allerdings selbstverständlich am Eingang ausgezogen. Man bot mir die Übernachtung im Vorzelt eines großen Hauszeltes im Garten zum Preis von 8.-$ an. Auch darum war ich froh, konnte ich mir doch den Zeltaufbau im Regen sparen.

Weiter unten am Hang steht eine Hütte, die man wohl besser als Schuppen bezeichnen würde. Dort könnte ich vielleicht etwas zu essen kaufen, sagte man mir.

Es wurde ein Glücksfall. Es lag viel ess bares herum, echte Kraftnahrung. Ich wollte zahlen. Mir wurde gesagt ich solle das am nächsten Morgen tun. Am Morgen habe ich reichlich gefrühstückt, und bekam noch allerhand mit. Soviel wie ich mitnehmen sollte, konnte ich allerdings nicht schleppen. Zahlen konnte ich wieder nicht. „All is free for you" sagte mir die - ich nehme an - Chefin. Sie gab mir noch ihre Visitenkarte. Eine Promovierte wie ich sehen konnte.

Der Trail kreuzt mehrmals Autostrassen. Wenn ich eine Autostrasse kreuzte stand die Junge Frau dort und reichte mir weitere Proteinriegel, weil ich nicht so viel tragen wollte. Das ging so über mehrere Tage. Ich habe auf diesem Trail so viel Freundlichkeiten erlebt, dass man sich das normalerweise gar nicht vorstellen kann. Das war der Ausgleich zum teilweise recht ungemütlichen Dauerregen, oder zur als Abwechslung zwischendurch auch mal brutaler Hitze. Es folgte auch immer wieder herrlich saftiges Grün und schöne große Seen im Sonnenschein.

Gelegentlich standen am Wegrand Kühlboxen mit eisgekühlten Getränken und Waffeln, die irgendwer für die durstigen Hiker hier abgestellt hatte. Das geschieht einfach so, von Individualisten für Individualisten. Da braucht es keine Organisation, nur ganz einfach Freundlichkeit.

 

Virginia

Ich hatte wieder mal gebummelt und kam in die Finsternis. Als dann der Pfad aus dem Wald in eine Wiese führte fand ich keine Markierungen mehr. In der Wiese waren viele stachelige Sträucher die mir die nacktern Beine ritzten. Manche davon sind giftig. Also am Waldrand entlang. Der Weg war sumpfig. Nach einiger Zeit sah ich Licht. Das musste wohl der nächste Shelter sein. Er war es nicht. Es waren die beiden Kiwis, die da mit der Stirnlampe ihr Zelt aufbauten. Daneben war noch ein schmaler trockener Streifen für mein Zelt frei. Die Freunde waren fast fertig und halfen mir noch beim Aufbau.

Am Morgen sah ich dann Wegweiser zum Mt. Roger. Ich dachte ich müsste den überschreiten. Das wurde wieder mal ein total unlohnender Umweg. Der Gipfel bot wegen der hohen Bäume keine Aussicht, und die Kiwis die nach mir gestartet waren, befanden sich nun weit vor mir.

Der Thomas Knob Shelter, den ich nicht erreicht hatte, zeigte sich als sehr schön. Habe aber nur das recht komfortable Privi genutzt, weil es noch früh am Tag war. Es gab viele schön blühende Bäume am Wegrand. Wo kein Shelter war wurde gezeltet, und wo nichts zum Aufhängen der Verpflegung da war, wurde diese an einen herausragenden Ast aufgehängt. Ein Stein an einer Schnur wurde darüber geworfen. Manchmal sind Vierkantrohre mit Haken am oberen Ende in den Boden gerammt. Da kann man Rucksäcke mit Hilfe von Stangen aufhängen. Weiter nördlich folgen Stahlboxen. Das ist die einfachste Art der Verpflegungssicherung.

Wenn ich mal einen Schmetterling aufs Bild brachte, habe ich mich gefreut. Meist brauchte das Smartphon zu lange um in Bereitschaft zu kommen. Der Schmetterling ist dann inzwischen weg. Ich selbst bin noch nie so oft fotografiert worden wie auf diesem Trail. Ich habe immer gesagt: "Fotografiert doch die Mädchen, die sind hübscher". Aber die wollten mich fotografieren, manchmal auch mit irgendwelchen Frauen.

Vor dem Hostel in Damascus wartet die Merry bereits auf mich. Dort gab es keine großen Räume mit Bunks, dort gab es Zweibettzimmer. Merry hatte bereits ein Zweibettzimmer belegt. Aber es war natürlich günstiger ein solches Zimmer in 2 Personen zu teilen. Der Preis pro Person betrug dann noch 10.-$.

Ich ging am nächsten Morgen weiter, während Merry noch einen Tag im Ort blieb. Immer individuell unterwegs, so wie es jedem gerade gefiel, und so wie ich es liebe. Tagelang war ich dann wieder allein unterwegs, bis ich am Trimpl Shelter wieder einige alte Bekannte traf, so die Kiwis, die Katie aus Masachusetts mit ihrem Sohn und Brian mit seiner Frau. Es war immer ein sehr freudiges Wiedersehen. Einmal, als ich nicht rechtzeitig Gas nachkaufen konnte, gab mir der Brian seine kleine Reservekartusche, auf das Risiko hin dass er selbst eventuell irgendwann ohne Gas dasteht. So ist das unter den Hikern. Alles nette Leute.

Den Chartfield Shelter erreichte ich nicht. Ich musste 3 Meilen vorher zelten.

So ging es ohne große Besonderheiten über viele grüne Buckel. Vorwiegend benutzte ich Shelter zur Übernachtung, zwischendurch das Zelt, und gelegentlich, wenn vorhanden und in Trail Nähe, auch mal ein Hostel. Da war dann meist auch die Möglichkeit zum Einkauf, zum Duschen und Wäsche waschen, und vielleicht auch um ein New York Steak zu essen. Immer nur Nudelsuppe ist nicht besonders gut fürs Blutbild.

Ich sah viele Tiere, vor allem schöne Vögel. Aber fürs Fotografieren waren Schildkröten besser geeignet. Rehe hatten ebenfalls keine Scheu.

Das 4 Pine Hostel bei Newport hat einen großen Raum mit ungeordnet herumstehenden Bettgestellen. Es gibt Dusch- und Kochgelegenheit. Einen Übernachtungspreis gibt es nicht, nur Donation, d.h. Spenden. Der Wirt fährt die Hiker zum Einkauf und zur Trail Fortsetzung. Alles so nebenbei. Wovon er lebt weiß ich nicht. Ich habe mir in Newport einen leichteren Schlafsack gekauft. Dem Wirt wollte ich etwas gutes tun. Habe ihm neben der Spende meinen fast neuen Rab Daunensack geschenkt. Mir hat das vorerst den Versand erspart. Weiter nördlich, wo es wieder kälter wurde, musste ich mir dann wieder einen wärmeren Schlafsack kaufen. Da habe ich allerdings den dünnen Schlafsack heim geschickt. Wenn man alle Ausrüstung weg gibt, ist man irgendwann pleite.

Ich traf in Newport auch wieder mal kurz die Merry. Man begegnet sich oft und freut sich immer. Ich traf aber auch 3 nicht mehr ganz junge Hiker wieder. Ihr ältester ist 75. Mit denen war ich dann fast durchgehend bis Harpers Ferry unterwegs. Ihre Tagesleistungen passten einigermaßen zu den meinen, aber sie gingen schneller. Ich kam dann oft am Abend mit der Stirnlampe an. So lange ich in der Nähe dieser 3 war, habe ich mich seltener verlaufen. Von ihnen konnte ich meist erfahren was mich am nächsten Tag erwartete. Es war wie immer, man freute sich wenn man sich sah. Die menschliche Seite des Trails war fantastisch.

In Buena Vista habe ich zusammen mit anderen Hikern das Budget 3 Motel aufgesucht. Es war sehr heiß. Ich wollte duschen, musste Verpflegung nachkaufen und brauchte auch Gas. Meine Kartusche war fast leer. Die Einkaufsmöglichkeiten liegen dort z.T. abseits. Ich musste einen Tag pausieren. Gas bekam ich nicht, weil das nur weit entfernt zur Verfügung stand. Als ich zum Weiterweg startete überreichte mir ein anderer Hiker eine volle Gaskartusche. Geschenk einens Hikers der einen Tag länger in Buena Vista verweilte. So ist das auf dem AT.

Nach 2,5 sehr langen, anstrengenden, heißen Tagen erreichte ich den Ortsrand von Wayborne. Ich fühlte mich sehr schwach. Wollte einen Arzt aufsuchen um meinen Hb Wert prüfen zu lassen. Ich fragte einen Mountainbiker der seinen Pkw am Strassenrand abstellte, wo ich in Wayborne einen Arzt finden könnte. Der wusste das nicht, fuhr mich aber zur Tourist Information. Dort bestellte man ein Taxi das mich ins Wayborne Hospital brachte.

Mein Hb wurde mit 12 festgestellt. Das ist niedrig und man ist oft müde. Man wollte mir Eisentabletten geben. Aber die vertrug ich zu dieser Zeit nicht. Ich wollte eine Spritze. Diese gibt es aber nur wenn der Hb auf 11 abgesunken ist, weil sonst das Thromboserisiko zu groß ist, vor allem wenn man ohne ärztliche Kontrolle allein durch den Dschungel läuft. Das ist bei uns auch so. Man riet mir einen Ruhetag einzulegen, öfters Pausen zu machen, viel zu trinken und immer wieder Ruhetage einzulegen. So einigermaßen habe ich das beherzigt, aber nur einigermaßen. Ich wollte doch das Trailende erreichen, und da war die noch zur Verfügung stehende Zeit ganz einfach für Pausen rechnerisch zu kurz.

Am 01. und 02.07. sah ich jeweils einen jungen Bären über den Pfad laufen. Das waren aber auch die einzigen Bären die ich gesehen habe. Zum Fotografieren hat es nicht gereicht.

Am 04.07. wollte ich dafür den Sonnenuntergang fotografieren. Habe mich dabei mit der Zeit vertan. Um den Birds Nest Hut zu erreichen musste ich die letzten 2 Meilen mit der Stirnlampe gehen.

Es begann stark zu regnen. Auf dem Pfad bildeten sich Pfützen. Unter einer solchen Pfütze war ein tiefes Loch, das ich nicht sehen konnte. Ich stürzte. Da muss ein scharfkantiger Stein gewesen sein. Der schnitt mir die rechte Wade auf. Es blutete stark. Ich band mein Taschentuch darum, und ging weiter zum Birds Nest Hut.

Am Morgen habe ich dann die Wunde mit Pflastern und Binden so gut als möglich versorgt.

Nach 2 Tagen sah mein Verband recht vergammelt aus. Für eine Neuauflage hatte ich kein Material. Ich war kurz vor Front Royal. Dort traf ich nahe einer Straße wieder den Brian. Ich fragte ob er in der Gegend einen Arzt oder eine Apotheke weiß. Der rief eine Ranger, der ein Taxi besorgen sollte. Der hat mich gleich selbst ins Hospital gefahren.

Mich hatten über die Tage viele Insekten gebissen und gestochen  Die spritzen Antigerinnstoffe ein, damit sie das Blut gut absaugen können. Wahrscheinlich war mein Blut dadurch entsprechend verdünnt. Die Wunde hatte auch immer wieder durch den Verband hindurch geblutet. Als der Verband abgenommen wurde zeigte sich die Wunde als total sauber. Scheinbar hatte aufgrund der Blutungen eine Art Selbstreinigung stattgefunden. Ich wurde neu verpflastert und verbunden, bekam etwas Material mit, legte im Quality Inn einen Einkaufstag ein, und schon ging es weiter.

 

West Virginia

Es folgten noch einige Shelter bevor ich Harpers Ferry erreichte. Von dort fuhren Brian und seine Frau zum Mont Kathadin um von dort nach Harpers Ferry zu wandern. Aus klimatischen Gründen tun das viele Hiker. Man wandert während der heißen Zeit im kühleren Norden, und wenn es kälter wird im wärmeren Süden. Mir wurde das auch empfohlen. Aber an so eine Variante müsste sich meine Denke erst gewöhnen. Mehrmals habe ich unterwegs gelesen, gehe Deinen Hike. Jeder soll handeln wie es ihm gefällt. Manche gehen in 4 Wochen Einheiten ihrem Jahresurlaub entsprechend und addieren das ganze. Andere gehen mit Fahrzeugbekleidung mal süd – nord, mal nord - süd. Einige sind von Wayborne 150 Meilen mit den Boot gefahren u.a.m. Es passt zur freiheitlichen Einstellung der Amerikaner. Manche kündigen für den Trail ihren Job, und suchen danach etwas neues.

Ich habe 2 Nächte im Teahouse Hostel in Harpers Ferry verbracht, und dazwischen eine Einkaufstag eingelegt. Leider war der dortige Outdoor Shop nicht gut bestückt.

 

Maryland

Nach 2 Tagen wurde ich ganz ungewollt Teilnehmer einer Feier. Ich wusste nicht was gefeiert wurde, und weiß das bis heute nicht. Es wurden einfach alle die vorbeikamen eingeladen, es gab reichlich zu essen und auch gekühltes Bier. Alles war heran geschleppt worden, ganz einfach nur um miteinander ein paar Stunden fröhlich zu sein.

Meine Füße und Schuhe hatten inzwischen arg gelitten. In Boiling Springs fragte ich in einer Tourist Info wo ich neue Schuhe kaufen könne. Man bestellte ein Taxi für mich, das mich zu einem Schuh Markt brachte. In kurzer Zeit hatte ich neue Schuhe, neue Socken und für meine Hammerzehen besonders gut geeignete Einlegesohlen. Das alles zu einem Drittel des Preises den ich in München hätte zahlen müssen.

Anschließend ging es weiter zum nächsten Shelter. Eine Versorgungsbox mit gekühlten Getränken stand auch wieder mal am Wegrand. Später kam dann auch die Anzeige der Trail Mitte. Zu dieser Zeit war ich noch fest überzeugt das Trail Ende am Mt. Kathadin zu erreichen.

 

Pensylvania

Zu Anfang gleich wieder eine Box für durstige Hiker. Man tut alles um den Hikern das Leben zu erleichtern. Aber die Wege in Pensylvania sind steiniger als vorher. Ich war noch immer besessen das Trail Ende zu erreichen. Wahrscheinlich war ich etwas zu schnell unterwegs. Ich stolperte und fiel zwischen die Blöcke. Ich bin ungünstig gefallen. Eine scharfe Gesteinskante hat mir einen kleinen Fleischfetzen aus dem Schienbein gerissen, so dass der weiße Knochen sichtbar wurde. Ich hatte genügend Material um die Wunde selbst zu verpflastern. Ich ging weiter. Aber es war schmerzhaft.

Die Schmerzen nahmen im Lauf der Zeit zu, und es begann zu hacken. Ein Zeichen von Infektion. 3 Tage nach dem Sturz erreichte ich kurz vor Palmerton eine Strasse.

Da stand ein Jeep, und der Fahrer kam gerade von einem Spaziergang zurück. Ich fragte ob er nach Palmerton fährt, ob da ein Arzt oder eine Klinik ist, und ob er mich mitnimmt. Um die Klinik noch bei Tageslicht per Fuß zu erreichen war es bereits zu spät.

Er fuhr mich zur Klinik. Kopie der Versicherungs Police an der Rezeption total unkompliziert wie üblich, dann die routinemäßige Prozedur, Blutbild, EKG, Blutdruck, Puls, Wundsäuberung etc. Danach kam der Arzt und wünschte wegen des frei liegenden Knochens zusätzlich ein Röntgenbild.

Ich bekam nicht nur einen Verband mit Desinfektionsmittel und viel Antibiotika Salbe, ich bekam auch eine abnormal große Spritze mit dicker langer Nadel ins Gesäß. Eine Spritze die eine Stunde schmerzte. Dann bekam ich noch eine große weiße Tablette. Das muss wohl für einen Elefanten ausgelegt gewesen sein. Eine Schwester fuhr mich zum Hostel. Der Arzt sagte ich könnte nicht allein gehen. Ich hatte nichts dagegen.

Die Spritze enthielt eine besonders starke Antibiotika, vermischt mit einem Entwässerungsmittel. Bei der weißen Tablette handelte es sich um eine starke Schlaftablette. Der Arzt meinte, ich müsste wahrscheinlich sehr oft zur Toilette. Die Schlaftablette war zur Schmerzreduzierung gedacht. Das war wie sich später herausstellte keine gute Idee.

Die Schwester hatte einen Brief an die Polizei dabei. Das Hostel steht unter Polizeiverwaltung und ist kostenlos. Aber man darf nur eine Nacht bleiben. Der Arzt hatte für mich ein Bleiberecht für 3 Nächte beantragt. Vor Trail Fortsetzung sollte ich noch mal zur Kontrolle kommen.

2 Stunden habe ich etwas geschlafen. Dann begann die Entwässerung zu wirken. Die Toilette war eine Etage höher. Ich bin die ganze Nacht die Treppe auf und ab gerannt. Die Blase entleerte sich ständig. Das begann schon auf der Treppe. Auch meine Schließmuskelprothese war da wirkungslos. Die noch wirkende Schlaftablette nahm mir die Orientierung. Ich rannte immer mit ausgestrecktem Arm um nicht gegen eine Wand zu knallen. Ich war total verwirrt. Eine Erfahrung mehr. Ich weiß jetzt was im Kopf eines Idioten vorgeht.

Ich hatte meine Daunenjacke als Kissen unter dem Kopf. In der Brusttasche mein Geld und die Kreditkarten. Als ich irgendwann von der Toilette kam war die Jacke nicht mehr da. Ich sagte das einem vorbeigehenden Hikert. Plötzlich waren 3 schwarze Sheriffs da, und wollten mich verhören. In dem Zustand unmöglich. Man holte eine Dolmetscherin. Dann wurde die Jacke mit meinen Skistöcken unter dem Bett heraus geangelt. Ich musste ein Protokoll unterschreiben, dass ich nicht verstand.

Gegen 10:00 wurde mein Kopf wieder klar, und alles war vorbei. Ich ging in die Bibliothek an den grossen PC zur Konto Überprüfung, so wie das meine Bank alle 2 Monate vorschreibt. Ich aß zweimal am Tag New York Steak, für mein Blutbild. Unterwegs reicht es allgemein nur für 3 Minuten Nudelsuppe, damit der Rucksack nicht zu schwer wird.

Ein Mann stellte sich als Ridge Runner vor.  Ich weiß nicht wer die Ridge Runner bezahlt. Ihre Aufgabe ist es wenig begangene Strecken abzulaufen, damit da keiner unentdeckt liegen bleibt, z.B. nach einem Unfall. Er wollte mich, wenn ich starte zum Ortsrand fahren, wo die Trail Fortsetzung beginnt, und mir den Weg zeigen.

Das hat dann auch alles geklappt. Leider regnete es. Ich habe den Regenponcho übergezogen. Es begann mit leichter Kletterei über eine ziemlich steile Wand. Zum Abschluss kommt ein kleiner Überhang mit großen Griffen. Eine leichte Angelegenheit. Aber unter dem Poncho konnte ich meine Füße nicht sehen. Musste den Poncho ablegen. Es regnete inzwischen stark. Oben angekommen war ich klatschnass, und habe den Poncho verpackt.

Als ich über das Plateau lief kam mir der Ridge Runner entgegen. Ich fragte verwundert wieso er jetzt plötzlich vor mir ist. Er war mit dem Auto gefahren, und dann seitlich in den Trail gelaufen. Wollte nur sehen ob alles gut gelaufen ist. Bei dem Regen hätte er mir diesen Trick verraten können.

Ich erreichte in der Nacht den Leroy A Smith Shelter. Da standen 2 Grosse Zelte von Zweitagestouristen drin, so dass ich kaum Platz fand. Bei Fox Gap habe ich gezeltet. 

Das Water Gap Hostel war, am 05.08. meine letzte Übernachtung in Pensylvana.

 

New Jersey

New Jersy ist teilweise eine recht liebliche Landschaft. Schöne Seen sind eingebettet, so dass ich an vielen Orten Lust zum Verweilen gehabt hätte. Das dürften auch Leute gehabt haben, die da an verschiedenen Stellen Figuren aus Steinen aufbauten. Wahrscheinlich haben sie für mehrere Nächte gezeltet und sind mit Gummibooten auf so einem See gefahren. Die Seen sind teilweise leicht von der Strasse zu erreichen. Ich fragte mich manchmal, warum legst Du nicht einmal hier eine Pause ein, es wäre doch so schön. Die permanente Antwort lautet: "Ich bin zu jung und will mich nicht vorzeitig alt machen". Ich wollte gern das Trail Ende erreichen, so wie die Jungen denen ich mich noch immer zugehörig fühle. Man ist so alt wie man sich fühlt.

Wenn das Wetter gut ist, ist alles wunderschön. Wenn es klar war nutzte ich die Feuertürme für weite Ausblicke, nicht nur im Staat New Jersy. Auch dunkle Moorseen sind eingelagert, und sorgen für Abwechslung.

Wenn das Wetter umschlägt sieht alles gleich ganz anders aus. Das kann sich auch mal aufs Gemüt schlagen. Aber nur kurzzeitig. Mit der richtigen Einstellung kommt die Lebensfreude sehr schnell zurück. Gaston Rebuffat sagte zu solchen Situationen: "Der Körper ist unzufrieden".

Dann hatscht man einige Zeit klatschnass durch die Pampe, und plötzlich scheint wieder die Sonne. Wenn dann ein trockner Shelter kommt ist Gelegenheit seine Klamotten zu trocknen, und alles ist wieder eitel Sonnenschein. So ist nun mal das Leben.

Der nächste Dauerregen ließ nicht lange auf sich warten. Den folgenden Shelter habe ich nicht trocken erreicht. Das Gelände vor dem Shelter war glücklicherweise leicht abfallend, so dass sich kein See bildete. Aber der Gang zum Privi war trotzdem nicht angenehm. Ich war wieder, wie auf vielen Teilen der Strecke, allein.

Holzbrücken sind z.T. mit Sturmwarnungen versehen. Ein Zeichen dass es auch ernst werden kann. Da wo die Wiese sumpfig ist sind Holzstege ausgelegt, aber nicht immer. Manche Flussüberquerungen sind heikel.

Dann sah ich rechts etwas das wie ein Wanderzirkus aussah. Um das Rucksackgewicht niedrig zu halten hatte ich fast immer zu wenig Verpflegung dabei. Ich dachte sofort, hier kann man vielleicht etwas zu essen kaufen. Also hin. Es handelte sich um irgendeine Veranstaltung die da am Abend stattfinden sollte. Die Preistafeln waren schon aufgestellt. Eigentlich eröffnete der Laden erst etwas später, aber ich bekam schon etwas. Habe gleich warm gegessen. Was ich im Bauch hatte musste ich nicht tragen. Zugekauft für den Weiterweg habe ich außerdem. Wir haben uns auch unterhalten. Am Ende wollten alle auch noch von dem außergewöhnlichen Besucher fotografiert werden.

Musste am Spätnachmittag noch zu nächsten Shelter laufen. Am nächsten Tag erreichte ich die auf dem Pfad deutlich markierte Grenze zwischen den Staaten New Jersy und New York.

 

New York

Schon bald nach Eintritt in den Staat New York erreichte ich den höchsten Punkt dieses Staates. Er ist durch eine Flagge gekennzeichnet.

Ich bekam Schwierigkeiten mit dem Akku meines Smartphons. Deshalb quartierte ich mich im Greenwood Motel ein, weil es da in der Gegend viele Geschäfte gibt. Wollte einen neuen Akku kaufen. Am 13.08. war ich fast den ganzen Tag unterwegs. Wurde aber nicht fündig. Allerdings fand ich reichlich gute Restaurants. Vor dem Motel ist eine Bucht mit einem Bootshafen und eine schöne Wiese. Hier lässt es sich aushalten. Leider musste ich weiter, wenn ich das Trail Ende rechtzeitig vor der Trail Schließung am 14. Oktober erreichen wollte. 

In den Sheltern traf ich nur selten Hiker. Konnte entsprechend wenig fragen. Die Hiker aus dem Bereich New York gehen hier den Trail in Form von Tagestouren. Sie haben nur ganz kleine Rucksäcke, weil sie daheim schlafen. Morgens fahren sie an den Trail, laufen eine bestimmte Strecke, und fahren am Abend heim. Am Morgen fahren sie an die gleiche Stelle zurück, wo sie dann ihren Trail fortsetzen.

Mein Akku war zunächst mal wieder aufgeladen, obwohl ich damit sparsam umgehen musste. Es gab wieder Trinkwasser Vorratsboxen. Aber es gab auch Tiere. So konnte ich hier problemlos Rehe fotografieren, obwohl das Smartphon kein Zoom hat. Die Rehe liefen nicht weg.

Am Abend des 14.08. erreichte ich nach einem steilen Abstieg im Halbdunkel die Haywaybridge NY 17, die über eine Versorgungsstrasse für NY City führt. Die Beleuchtung war bereits eingeschaltet. Die Strasse über die Brücke hat eine Mittenmarkierung aus gelben Strichen  Durch die Beleuchtung wirkten diese weiß. Ich nahm an das ist die AT Markierung. Lief also die Strasse noch etwa eine Meile entlang. Aber da kam nichts. Ich ging zur Brücke zurück. Hier war alles hell erleuchtet. Unter der Brücke donnerten Lastzüge hindurch. Über die Brücke war kaum Verkehr. Am Rand befindet sich ein schmaler Gehsteig. Hier würde sicher kein Bär meine Verpflegung stehlen. Habe die Luftmatratze ausgebreitet, und meinen Rucksack am Geländer gesichert  Die Nacht war sternenklar. Brauchte kein Zelt.

Am Morgen bin ich erneut über die Brücke gegangen. Dort führte der Trail gleich am Brücken Ende rechts in die Botanik.

Am 16.08 führte mich ein langer steiler Aufstieg hinauf zum Bear Mountain Tower. Weiter unten holen die Besitzer des Bear Mountain Bridge Motel ihre Gäste per Auto ab. Ein junger Mann hat freundlicherweise das Reservierungsgespräch für mich geführt und mich zum Treffpunkt gefahren.

Nach der Brücke habe ich mich am nächsten Tag erst mal verlaufen. Eine hellblaue Markierung, die ich für weiß hielt, führte auf einen unbekannten Gipfel. Am Abend reichte es dann wieder einmal nicht zum angepeilten Shelter. Habe an der Wasserstelle unterhalb des Canopus Hill gezeltet.

Am 19.08. habe ich den ausgesuchten Shelter auch nicht gefunden. Es ging steil bergab. Dann kam jemand mit Stirnlampe und Hund von unten hoch. Der meinte ich wäre schon am Shelter vorbei. Also wieder hoch. Wieder nichts gefunden. Wieder runter. An der Strasse die ich nun querte stand ein leeres Auto. Vielleicht von dem Mann mit dem Hund. Aber da war auch eine Markierung. Es musste irgendwann der nächste Shelter kommen. Also weiter.

Erst ging es durch Wald. Dann kam ein sehr großes Sumpfgebiet durch das ein Laufsteg führt. Am Ende sah ich Licht. Es war eine Bahnstation mit dem Namen Appalachian Trail. Alles hell erleuchtet. Daneben eine große Gärtnerei mit einem Pavillon in der Mitte. Rundum viele beschilderte Blumentöpfe zum Verkauf. Es war inzwischen kurz nach Mitternacht. Bei dem vielen Licht würde hier kein Bär meine Verpflegung stehlen. Habe Luftmatratze und Schlafsack auf dem Tisch im Pavillon ausgebreitet und den Rucksack aufgehängt. Schon war mein Nachtlager fertig. Hatte sogar ein Dach über dem Kopf.

Weil ich nicht wusste ob jemand etwas gegen diesen Missbrauch des Pavillons hat, bin ich früh aufgebrochen. Die nächste Nacht verbrachte ich, wieder ordnungsgemäß, und zwar im Ten Mile River Shelter

 

Connecticut

Mein Akku war immer öfter leer, und zuletzt nur noch leer. Das ging so durch ganz Connecticut und auch durch Massachusetts. Habe von dieser Strecke leider nur sehr wenige Bilder.

 

Massachusetts

Wenn es trocken ist, ist Massachusetts sehr schön. Ich hatte leider oft auch Regen. Unterwegs sollte ich die Kate besuchen. Aber erstens klappte das Telefonieren sowieso nicht, und zweitens spukte das Trail Ende noch immer in meinem Kopf.

Sehr bald ist man auf dem höchsten Berg von Massachusetts, dessen Gipfel auch per Auto erreichbar ist. Oben ist auch ein Hotelrestaurant, das ich für einen Imbiss nutzte. Im Abstieg habe ich mich dann wieder einmal verlaufen. Es sind zwar viel Wegweiser im Gipfelbereich vorhanden, aber danach ist es mit den Markierungen schnell vorbei. Hätte allerdings nicht weniger Umweg laufen müssen, wenn ich, als ich den Fehler erkannte, nicht zu faul gewesen wäre wieder ein Stück hoch zu gehen. Später gab es wieder Regen und Matsch.

Habe mich zwischendurch gelegentlich mal selbst fotografiert, um später nachvollziehen zu können, wie die Anstrengung in den einzelnen Strecken mir körperlich zugesetzt hat. Der Boden war oft schlammig, was sich in Vermont teilweise fortsetzte.

 

Vermont

Vermont empfand ich als die bis dahin schwerste Strecke. Das Wetter tat ein Übriges. War die letzte Nacht in Massachusetts schon recht nass gewesen, ging es in Vermont gleich so weiter. Zum Einkauf hatte ich wenige trockene Stunden, aber danach schüttete es schon wieder kräftig.

In der zweiten Augusthälfte war es, wenn es zufällig nicht regnete, furchtbar heiß. An solchen Tagen habe ich mein Pensum auf 8 Meilen reduziert. Hatte irgendwann einen Rückstand von 2,8 Tagen errechnet, den ich an schönen trockenen  Septembertagen mit angenehmer Temperatur herein laufen wollte.

Es kam anders. Die ersten Septembertage waren sehr kalt. Meine Goretex Bekleidung hatte ich per Mail Drop nach Manchester vorausgeschickt. Es war das einzige Fall an dem ich Mail Drop anwendete. Ich hatte nur meine dünne kurze Hose und eine dünnen Schlafsack. Ich fror sehr oft. Ich blieb morgens lange liegen, und machte abends früher Feierabend. Außerdem ging ich vorsichtiger, weil Klinikaufenthalte auch Verlusttage bedeuten. Die Schmerzen in der linken Hüfte hatten sich in der Kälte verstärkt. Irgendwann wurde mir klar, dass das Trail Ende nun für mich nahezu unerreichbar war.

Die Strecke vom Story Spring Shelter zum Stratton Pond Shelter ist anstrengend. Es liegen große Blöcke im Weg, und manchmal ist es auch recht steil. Ich hatte am Morgen einen Berg hinter mich gebracht, und setzte mich in der nächsten Senke um etwas zu essen. Ich bin eingeschlafen. Als ich erwachte lag rechts der Käse und links ein Stück Brot auf dem Boden. Da dort alles gleich aussieht wusste ich die Richtung nicht. Habe mich beeilt. Wollte den Shelter erreichen. Dann war der Shelter da, und es war erst Mittag. Ich sah die Schrift, - Story Spring Shelter. Ich ärgerte mich über mich. Hätte doch die Skistöcke so platzieren können, dass es keinen Irrtum gab.

Verärgert ging ich den Weg noch mal an.

Es ging nach einigem auf und ab weit hinauf. Ich sah eine kleine weiße Hütte. Das war kein Shelter. Das Ding war verschlossen. Gleich danach folgte ein Feuerturm. Es war sehr windig. Ich stieg trotzdem hinauf und fror dabei  grimmig. Ein schnelles Foto und im Eilschritt bergab. Den Stratton Pond Schelter erreichte ich bei Dunkelheit. Im Shelter war zufällig ein Hiker anwesend. Der schlief bereits.

Bin am Morgen bei Dunkelheit aufgebrochen. Wollte unbedingt Manchester erreichen, wo der Mail Drop mit meiner Goretex Bekleidung lag. Habe im  halbdunkel wieder mal die Farbe der Markierung verkannt, und bin falsch gelaufen. Ich erreichte eine Asphaltstrasse. Die Wegfortsetzung auf der anderen Straßenseite war mit großen Steinen blockiert. Markierungen gab es nicht.

Da war ein Bach. Ich kochte Nudelsuppe. Danach ging ich die Strasse nach rechts. Etwas unterhalb sah ich linkerhand in einer Lichtung einen großen Camper. Alles stand offen. Auf dem Tisch eine halb ausgetrunkene Tasse Milchkaffee und ein Buch. Ein Stück entfernt ein zusammengefallenes Zelt. Alles war vergammelt. Dort konnte ich nichts erfahren. Schon in der ersten Träil Hälfte hatte ich ein zusammengefallenes Zelt gesehen, und daneben zwei Gräber. Scheinbar gibt es gelegentlich auch Unfälle.

Ich ging zurück. Wollte nicht den nächsten Verhauer einleiten. Endlich, nach etwa einer Stunde, kam ein Auto. Ich stoppte es, und fragte den Fahrer nach der Trail Fortsetzung Richtung Norden. Er meinte, eine halbe Meile die Strasse entlang. Er könne mich mitnehmen. Nach einer halbe Meile waren wir da, wo ich am Vortag diese Strasse schon einmal überquert hatte.

Da war wieder mal ein Sturm gewesen, der Trail wurde geändert, und die Markierung war wohl nicht ganz in Ordnung. Manchester lag auf der anderen Seite des Berges. Man konnte nur über den Berg hinweg oder auf der Straße um den Berg herum. Der Fahrer wollte zwar nicht nach Manchester, aber irgendwie auch in diese Richtung. Er bot mir an mich mit zu nehmen. Ich war heilfroh.

Im Outdoor Shop in in Manchester konnte ich meinen Mail Drop abholen,  und auch eine lange Unterhose kaufen. Einen wärmeren Schlafsack nach meinen Vorstellungen fand ich nicht. Ein Quartier bekam ich auch nicht, weil ein Feiertag war. Alles war ausgebucht. Die Frau im Shop rief ein Motel außerhalb an. Ich wurde abgeholt.

Im Motel gab es keine Waschmaschine. Am nächsten Tag wurde ich zur Laundry gebracht. Meine Bekleidung hatte eine Reinigung dringend nötig. Aber ich hatte wieder einen Tag verloren.

Dann ging ich weiter. 5 Shelter waren es bis nach Rutland. Dort wurde in einem Elektroladen endlich festgestellt, dass das Ladekabel der Übeltäter für die Akku Entladungen war.

In Rutland bin ich im Yellow Hostel gut untergekommen. Es war wieder ein Feiertag, an dem sogar die meisten Restaurants geschlossen hatten. Einkaufen klappte auch nicht richtig. Inzwischen war klar, dass es für mich absolut keine Chance mehr gab das Trail Ende zu erreichen. Ich hatte auch die Lust verloren. Die Wege waren schlecht und aufgeweicht. Meine linke Hüfte schmerzte immer mehr. Oft habe ich gefroren.

Nach einer feucht kalten Nacht im Stony Brook Shelter traf ich am Morgen Brian und seine Frau. Sie waren, wie viele andere auch, von Harpers Ferry zum Trail Ende gefahren, um von dort bei besseren klimatischen Verhältnissen und mit der Chance die Trail Schließung zu umgehen nach Harpers Ferry zu wandern. Sie haben Harpers Ferry im November erreicht. Mir war das auch empfohlen worden, aber ich habe oft meinen eigenen Kopf. Das war schon immer so.

Es folgte eine Zeltnacht und zwei weitere Shelter, bevor ich West Hartford erreichte. Hier gab es ein Cafe und zwei Ausrüster Geschäfte, die gerade Mittagspause hatten. Habe im Cafe gegessen und mir später einen warmen Schlafsack gekauft.

Brian hatte mir eine Liste mit Namen und Telefonnummern gegeben. Er hatte gesagt, in Norwich wäre es schlecht mit Quartieren, aber die Frauen auf dieser Liste wären bereit Hiker zu beherbergen. Für Norwich war es inzwischen zu spät. Trotz neuem Schlafsack hatte ich wenig Lust zum Zeltaufbau. Ich fragte im Cafe ob ich nicht auf dem Fußboden nächtigen dürfte. Ich durfte auf dem Fußboden der Nachbargarage schlafen. Das war auch gut.

Dem Chef vom Ausrüster hatte ich gefragt, ob er für mich das Telefonat nach Norwich tätigen kann. Er hat das getan, und mich später zu einem Treffpunkt mit Lizann gefahren. Brian und seine Frau haben wo anders geschlafen. Er hatte mir diese Adresse empfohlen. Es ergab sich anders. Das war ein Glücksfall für mich.

Ich konnte 2 Nächte bleiben, baden, meine Wäsche waschen, meinen dünnen Schlafsack, den ich erst auf dem Trail gekauft hatte, an meine Nachbarin nach München schicken und vieles mehr. Lizann hat mir bei allem geholfen, was die Sache sehr erleichterte

Eine Tochter von Lizann ist den ganzen Trail bis zum Ende gegangen. Es besteht also ein großes Interesse. Es ergab sich, dass Lizann über ihren Nachbarn Kontakte zur Familie meines Freundes Fritz Wießner hat. Ich erfuhr, dass im Süden von Vermont, wahrscheinlich nahe der Stadt Stove wo Fritz lebte und seine Fabrik hatte,

inzwischen ein Wald den Namen Wiessner Wood bekommen hat. Der Wald muss ziemlich groß sein, denn es gibt darin auch Hiking Routen. Ich erfuhr auch einiges über das derzeitige leben von Fritzens Familie, die ich nur aus seinen Erzählungen kenne. Für mich war das was ich erfuhr eine große Bereicherung.

Habe mir vorgenommen irgendwann ein paar Zeilen über Wießner, Herrligkoffer und Hechtel zu schreiben. Schließlich sind das 3 herausragende Persönlichkeiten die in der Erinnerung fest gehalten werden sollten. Für Bergsteiger, vor allem sächsische, ist das sicher sehr interessant. Bekocht wurde ich nebenher auch noch.

Eigentlich habe ich mich nur durch das Zureden von Lizann aufgerafft New Hampshire noch zu durchwandern.

 

New Hampshire

Lizann fuhr mich freundlicherweise am Morgen des 22.09.2013 zum Trail hinter Hannover. Damit konnte ich mir den Hatsch durch die Stadt ersparen. Wir sahen die Markierungen und konnten aufgrund der Lichtverhältnisse die Farbe nicht genau erkennen. Lizann meinte es wäre hellblau. Aber warum hellblau? Ich definierte es als weiß.

Ich ging also los. Die Markierung am ersten Gipfel, der nun im Sonnenschein lag, war eindeutig weiß. Auf der anderen Seite ging es auch weiß weiter.

Nach einem kleinen Imbiss und einem Schluck aus der Flasche begann ich der weißen Markierung folgend den Abstieg. Der endete leider nicht am nächsten Shelter sondern wieder an der Strasse. Ich war über den eigentlichen Aufstieg abgestiegen.

Also noch mal hinauf zum Gipfel. Schon etwas müde ging ich weiter zum Moose Mountain Shelter. Das Wetter hatte sich verschlechtert. Es fing an zu regnen. Ich blieb im Moose Mountain Shelter, obwohl ich eigentlich an diesem Tag noch den Trapper John Shelter erreichen wollte. Es regnete in der Nacht und auch am nächsten Tag. Ich ging am Folgetag nur bis zum Trapper John Shelter und blieb dort.

Der 24.09. begann ebenfalls regnerisch, klarte aber später auf. Den Eiscrememann habe ich nicht angetroffen, und später war die Orientierung etwas schwierig. Ich habe mich mehrmals verlaufen. Am Nachmittag ging es bei starker Sonneneinstrahlung lange bergauf. Ich habe in einer kleinen Cabine am Feuerwehrturm geschlafen.

Nun wurde es aber Zeit voran zu kommen, denn irgendwann musste ich neue Verpflegung kaufen. Bis zum Hexacuba Shelter kam ich gut voran. Am Mont Cuba war links eine Doppelmarkierung. Ich dachte ich müsste da links über eine kleine Wandstufe hinauf klettern. Aber oben kamen keine Markierungen mehr. Die Wandstufe wollte ich nicht gern zurück klettern. Also ging ich weiter. Es kam auch kein Pfad. Plötzlich steckte ich im dichten Dickicht. Ich wollte um den Berg nach links herum um meinen Anstieg zu erreichen. Habe mich dabei total verheddert.

Dann kamen gelbe Markierungen, später blaue und rote, und es war bereits Nachmittag. Habe mehrere Bäche gequert. Es ging weglos auf und ab. Habe mich arg geschunden, und bekam große Bedenken einen Platz für die Nacht zu finden.

Bei Einbruch der Dunkelheit sah ich weiße Markierungen. Ich war glücklich, wieder am Trail zu sein. Nun hatte ich auch wieder einen Pfad und erinnerte mich an die Richtung. Mit der Stirnlampe ereichte ich den Hexacuba Shelter. Wasser fand ich nicht, aber ich konnte wenigstens mein letztes bisschen Verpflegung bärensicher aufhängen. Es war dringend einen Ort mit einem Shop zu erreichen. Meinen letzten Müsliriegel hatte ich am Morgen gegessen.

Nun wieder Richtung Mont Cuba. Diesmal ging ich richtig. Auf einer gut gangbaren Rampe nach rechts konnte ich ganz einfach empor laufen. Ich war am Vortag ein ziemlicher Trottel gewesen, da links hinauf zu klettern. Es kam ein Steinmann. Ich dachte ich wäre oben. Aber da kamen noch viele Steinmänner bevor ich oben war, wo es auch Wegweiser gibt.

Im Abstieg fand ich Wasser und traf später auf zwei junge Frauen die eine Tagestour machten. Ich fragte ob sie mir ein Stück Brot verkaufen könnten. Ich bekam einen Müsliriegel geschenkt. Ich war froh, denn ich hatte Hunger.

Am Wasser war die Markierung blau, und die Frauen waren auch längs der blauen Markierung herauf gekommen. Da ging auch ein Weg gerade hinunter, und unten sah ich Häuser. Da musste es etwas zu kaufen geben. Also da hinab. Unten kam ich auf eine Strasse, doch da war niemand. Die Hütten standen leer. Nur das Auto der Frauen war da. Ich lief die Strasse entlang. Es war jetzt sehr warm. Linkerhand arbeiteten 2 Frauen auf einem Feld. Ich fragte wo es Lebensmittel zu kaufen gäbe. Sie meinten das wäre sehr weit. Ich wollte ihnen etwas abkaufen. Sie hatten nichts dabei, weil sie nach der Arbeit mit ihrem Auto heim fahren konnten. Schließlich war eine von ihnen bereit mich mit dem Auto zu einer Gasstation mit Shop zu fahren. Die Tankstelle war wie ein Minimarkt.

Nach dem Einkauf erkundigte ich mich nach dem Hikerhostel in Glencliff, was mein nächstes Ziel war. Das war nicht weit, und ich wurde auch noch hin gefahren. Ich wollte zahlen, aber sie nahm nichts. Sie wünschte mir nur einen guten Hike.

Nun ging es mir erst mal wieder gut. Im Hostel gab es eine Microwelle und Pizza aus der Kühltruhe. Ich hatte plötzlich wieder alles. Aber ich hatte auch furchtbare Schmerzen in meiner linken Hüfte. Ich blieb zwei Nächte.

Danach versuchte ich mich am Weiterweg. Der beginnt unweit vom Hostel mit einer Bachüberquerung. Es hängt auch ein Plan dort. Leider hätte ich an der eingezeichneten Passage durchs Wasser laufen müssen und gleich am Start klatschnasse Schuhe, Socken und Füße bekommen. Nicht gut für meine total aufgeweichten Zehen. Ich versuchte eine Umgehung weit rechts, wo einige große Steine im Fluss lagen. Nach der Durchquerung wollte ich nach links zur eigentlichen Route, aber da war alles sumpfig. So bin ich durch Dickicht in eine Richtung wo ich den Trail zu finden hoffte. Ich fand nichts außer einer Hütte, die zu einer Farm gehört. Da waren dann auch Erdstrassen, über die ich noch ein Stück gegangen bin. Ich wusste nicht wo der Trail zu finden ist. Ich ging zurück zur Hütte um mich zu erkundigen. Da war niemand. Ich setzte mich hin um zu warten. Es kam niemand. Nach mehr als einer Stunde ging ich auf der Farmstrasse zurück Richtung Fluss. Ein Abzweig nach rechts brachte auch nichts. Er führte zu einer Müllhalde. Also weiter die Strasse. Es kam eine Brücke, aber dahinter ein leider verschlossenes hohes Tor. Mir blieb als einzige Möglichkeit am Fluss zurück, und mit nassen Füssen zurück zum Hostel. Für den Weg nach Lincoln war es sowieso zu spät.

Ein Hiker der seinen Hike in Glencliff beendete, aber die Gegend kannte, hatte mir schon am Morgen geraten mit dem Linienbus nach Lincoln zu fahren, weil die Strecke dahin nicht gut zu laufen sei. Ich ging ins Hostel um zu fragen wann und wo der Bus abfährt. Niemand war anwesend. Ich machte mir eine Pizza und wartete.

Später, als der Besitzer des Hostels zurückkam, und ich ihn nach dem Bus fragte hat er mich gleich zum Hostel in Lincoln gefahren. Der Hostel Besitzer in Lincoln ist ein Freund von ihm, und da gab es für beide gleich eine Gelegenheit zum Quasseln.

In Lincoln hatte ich die Möglichkeit mir eine lange Unterhose zu kaufen, denn es war inzwischen, wenn die Sonne nicht schien, oft recht kalt. Ich bin bis dahin fast alles in der kurzen Hose gegangen, oder wenn es kalt wurde in einer Goretex Überhose, die auch nicht viel wärmt. An dem Morgen an dem ich weiter wollte bekam ich starken Durchfall. Bin noch einmal geblieben, und befasste mich nun mit der Heimreise. Ich wusste schon seit einigen Wochen, das Trail Ende ist für mich nicht erreichbar. Ich hatte durch verschiedene Umstände zu viel Zeit verloren. Am 14.10. wird der Trail geschlossen, und meine ständigen Schmerzen taten ein Übriges.

Am 02.10. bin ich dann über Mt. Lincoln und Mt. Lafayette zur Greenleaf Hütte aufgestiegen. Das Wetter war wechselhaft. Ich kam erst bei Dunkelheit an. Es waren 3 Deutsche dort. Die waren aber nur von einer nahen Strasse aufgestiegen, und wollten am nächsten Tag zu ihrem Auto zurück. Die Hütte ist bewirtschafte, und es war noch warmes Essen da. Habe gleich bestellt und bekam alle Reste.

Musste am nächsten Morgen zum Mt. Lafayette zurück, um meinen Hike fortzusetzen. Mir wurde ein einfacherer Weg empfohlen. Bin da aber zu weit abgestiegen, und musste am Rand eines Wasserfalls wieder empor.

Am Vorabend ging ich in einer Stunde vom Mt. Lafayette zur Hütte. Diesmal reichte ein Tag nicht aus um den Mt. Lefayette wieder zu erreichen. Habe mein Zelt in der Dunkelheit etwas seitlich am Gipfel des Mt. Lincoln aufgeschlagen, etwa eine Stunde vor dem Mt. Lafayette. Das war recht unwirtschaftlich. Wenn ich alle meine Umwege zum Trail addieren würde, hätte meine Gesamtstrecke vielleicht fast bis zum Trail Ende gereicht.

Am Morgen war das Wetter schön, und ich bekam wieder Lust zumindest noch den Mt. Washington zu überschreiten. Als mein neues Trail Ende hatte ich jetzt Gorham ausgewählt, von wo aus eine Buslinie direkt nach Boston führt. Zunächst musste ich noch mal über den Mt.Lafayette. Der Weg zum Garefield Shelter war lang mit viel auf und ab, und nicht immer bequem.

Am 05.10. musste ich bei starkem Nebel die Strecke zur Galehead Hütte überwinden. Es war kalt. Die Bude war voll und ich nicht angemeldet. Ich habe in der Gaststube am Fussboden geschlafen. Mich stört das nicht. Im Shelter ist es auch nicht anders. Aber hier gab es etwas warmes zu essen, und es war auch wärmer als im Shelter.

Der Guyot Shelter war der letzte Shelter den ich besuchte. Der Weg zum Privi beträgt dort etwa 250m über lose Blöcke. In der Nacht regnete es. Für mich, der ich nachts mehrmals raus muss, eine nicht gerade angenehme Sache.

Aber es folgen auch immer wieder schöne Einlagen. Die Zealand Falls Hütte war so eine schöne Angelegenheit. Da Gorham jetzt als mein Trail Ende fest stand, hatte ich hier ausreichend Zeit um einen Tag zu bleiben. Ich konnte mich noch einmal in der Umgebung umsehen.

Am 09.10. bin ich weiter zum Crawford Notsch Visitor Center. Hier traf ich Alana, mit der ich bereits in Georgia zusammen war. Sie hatte den Mt. Katadin, den Endpunkt des Trails, Anfang Oktober erreicht. Später hatte sie eine Anstellung hier im Visitor Center gefunden.

Am 10.10. stieg ich auf zur Mizpah Spring Hütte, die ich wie üblich mit der Stirnlampe erreichte. Die Tage waren nun schon merklich kürzer. Reservieren kann ich nur dann, wenn ich jemanden mein Phon in die Hände drücken kann, der die Reservierung für mich übernimmt. Wenn ich selber telefoniere verstehen mich die Angerufenen nicht, und ich verstehe diese meist auch nicht. Wenn dann noch eine Disc kommt hakt es ganz aus. Ich hätte zwar vom Visitor Center aus anrufen lassen können, aber da wusste ich noch nicht wie spät es wird. Ich fand wieder eine Platz am Fußboden, und bekam sogar noch etwas warmes zu essen. Am Morgen hatte ich es eilig. Die Hütte Lakes on the Clouds hatte bereits geschlossen, und auf dem Gipfel des Mt. Washington kann man nicht übernachten. Die Bahn die alle letzten Gäste ins Tal bringt fährt zu falschen Seite. Über einen blockigen Pfad wollte ich nicht bei Nacht absteigen. Ich wollte vom Gipfel aus auch noch etwas sehen. Mir wäre nur der Abstieg über die Strasse geblieben.

Der Aufstieg ist schön aber lang, wenn Lakes on the Clouds geschlossen ist. Die Hütte liegt so schön, dass ich dort irgendwann übernachten möchte, um Sonnen unter und –Aufgang zu erleben.

Ich erreichte den Gipfel des Mt. Washington bei Sonnenschein, konnte oben noch etwas essen, und wurde von einem Shuttle mitgenommen, das ins Tal fuhr und noch einen Platz frei hatte.

Da wo die Fahrt endete war das Motel voll. Der Wirt rief im Hostel „Hikers Paradise" in Gorham an. Ich wurde abgeholt. Ich beendete meine Tour so 2 Tage früher als geplant. Aber ich war froh. Die Schmerzen hatten mir die Lust genommen.

 

Heimreise

Am 14.10. ist Trail Schließung hatte ich gelesen. Um Zeit für dem Weg vom Meine nach Boston zu haben war mein Rückflug für den 21.10. gebucht. Ich hatte wenig Lust die Zeit bis dahin in Gorham zu verbringen. Ich wollte möglichst schnell zum Arzt meine linke Hüfte untersuchen lassen, wollte die geplante Augen OP ausführen lassen, und die regelmäßig erforderlichen Routineuntersuchungen beim Urologen, Hämatologen, Kardiologen, Proctologen und weiteren Fachärzten erledigen. Wenn man einige Schäden hat muss das sein. Ich nehme das sehr ernst, möchte ich doch noch recht lange fit bleiben. Anschließend wollte ich möglichst bald nach Neuseeland.

Der Fathma hat im Hostel angerufen. Er wollte mich nach Boston bringen. Ich hatte auch seine Telefonnummer. Aber wie üblich kam da wieder eine Disc. Damit kann ich nichts anfangen. Das funktioniert bei mir nicht. Ich kann auch kein Telefon Banking machen. Wenn an Flughäfen oder Bahnhöfen eine Ansage kommt verstehe ich die auch nicht, selbst wenn sie in Deutsch kommt. Ich schaue dann nur was die Anderen machen, und tue das Gleiche.

Habe am Morgen des 14.10. den Linienbus genommen. Wollte eigentlich 2 Tage in Boston bleiben und bei Rei einige Ausrüstung kaufen die in USA besser ist als bei uns, z.B. ein leichtes Einmannzelt.

Der 14.10. ist Kolumbustag, ein Feiertag. Alles war ausgebucht. Der Mann von der Tourist Information sollte mir helfen, aber er tat es nicht. Es war der einzige Amerikaner der so etwas ablehnte. In der Information wohl leider eine Fehlbesetzung. Schließlich hatte ich die Nase voll. Habe mein Flugticket zu einem hohen Preis umgebucht, teurer als Hin- und Rückflug zusammen. Ich hatte nur noch Lust auf meine Badewanne, mein Bett, gutes Essen und etwas Ruhe um mit den medizinisch notwendigen Dingen zu beginnen.

Harry Rost, geschrieben 2014

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updated  02.05.14

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