Bergtouren und Tourenberichte

Bisotun Ostwand
Erste Direktdurchsteigung

Meine teuerste Felswand

Bisotun heisst zu deutsch, Pfeiler ohne Stuetze. Der Bisotun liegt bei Kermanshah in Persien, nahe der Grenze zum Irak.

Unser Auto steht vor dem Hotel Darius, am Fuss der Bisotun Ostwand. Der Name Hotel passt fuer europaeische Begriffe nicht ganz zu dem Gebilde vor dem wir hier angehalten haben. Anspruch auf den Begriff Hotel, erhebt allerdings nur der Besitzer. Die Bergsteiger in Teheran nennen es Teehaus oder Rasthaus. Aber es ist recht sauber darin, und die Leute sind ausserordentlich freundlich, freundlicher als vielerorts bei uns.

Das Gebaeude ist den Gegebenheiten angepasst. Das Hauptteil ist eigentlich ein Durchgang mit grossen Tueren nach beiden Seiten, die fuer die Belueftung bei der grossen Hitze recht praktisch sind. Dieses Stueck dient als Gaststube. Rechterhand ist noch ein kleiner Raum abgezweigt, als Kueche und Anrichte. Dahinter ist eine kleine Raeumlichkeit fuer den Besitzer und das Personal. Der Schlafraum fuer Gaeste ist das Dach. Als Aufstieg wird seitlich eine Leiter angelegt. Decken oder sonstiges Schlafzeug sind selbst mitzubringen. Der Uebernachtungspreis ist entsprechend niedrig.

Die Gaeste bestehen hauptsaechlich aus Fernfahrern, die vor dem Hotel auf eigenen Feldbetten neben ihrem Fahrzeug schlafen, und gelegentlich aber selten aus Touristen, die sich die Nachlassenschaft des Darius am Bisotun ansehen und evtl. anschliessend gleich weiterfahren. Fuer diesen Gaestekreis ist das Hotel genau richtig angelegt. Die meisten davon werden gern auf etwas Komfort verzichten, wenn es dafuer billig ist. Wir gehoeren auch zu dieser Sorte.

08.09.1969 – 15:00 Uhr. Eigentlich wollten wir erst am anderen Morgen einsteigen. Nun stehen wir hier unter der Wand, und sehen dass der untere Wandteil bald im Schatten liegen wird. Auf der Strasse herrscht eine furchtbare Hitze, und die bevorstehende Nacht auf dem Hoteldach kann nur eine schlaflose werden. Welche Entscheidung kann leichter sein, als sofort einzusteigen.

Ich sehe die Wand das erste Mal. Wie soll ich die Auswahl meiner Ausruestung treffen? Natuerlich nach den Ratschlaegen meiner persischen Bergfreunde. Leider hatten diese sich arg getaeuscht. Viele Haken sollte ich mitnehmen, hatte man mir gesagt. Auch Bohrhaken wuerden unbedingt benoetigt. Oben in der Wand gehe ein kalter Wind, sodass eine gewisse Biwakausruestung unerlaesslich sei.

Wir packen ein. Bohrhaken gehoeren nicht zu meiner Ausruestung und werden auch nie dazu gehoeren. Wenn eine Wand sich nur erbohren laesst, ist sie fuer meine Begriffe unersteigbar. Ich sehe das so, und kann in diesem Fall verzichten. (Vielleicht ist ein Rueckzug aus sehr grosser Hoehe manchmal schwieriger als einige Meter zu bohren.) Ich gehe als Bergsteiger ins Gewaend und nicht als Installateur!

Schwer druecken die Rucksaecke auf unseren Schultern. Wir haben 60 Haken und 30 Karabiner dabei. Dazu kommen noch diverse Seilschlingen, 2 Seile von 9mm Durchmesser je 45m lang, 5 Wasserflaschen, bescheidene Ausruestung fuer die Nacht, sowie meine schwere Spiegelreflexkamera und die Esserei. Die Wandhoehe wurde uns mit 1000m angegeben.

Der Weg zum Einstieg ist gluecklicherweise nicht lang. Wir legen die Seile an, und los geht's. Gleich in der ersten Seillaenge bekomme ich das Gewicht des Rucksacks zu spueren. Bei einem kleinen Balanceakt scheint er mich nach aussen zu ziehen. Ein Haken, den wir gleich als Wegweiser stecken lassen, dient als Aufhaenger. Beim Aufziehen des Rucksacks spuere ich ganz deutlich die Rauheit der Felsen. Mein Rucksack leidet stark darunter.

Nach kurzer Zeit erreichen wir einen Absatz, und sehen dass man von weiter links haette da hinauf laufen koennen. Ich hatte es geahnt, doch mir ging es um den geraden, den direkten Routenverlauf.

Ueber uns sehen wir einen violetten Pfeilerkopf als naechstes Ziel. An von feinen Rissen durchzogenen Platten geht es in luftiger Kletterei empor. Zuletzt muessen wir nach links um die Kante ausweichen, und gelangen von hinten auf den Pfeilerkopf. Die Kletterei ist herrlich, aber die Rucksaecke druecken fuerchterlich. Die Hitze ist, obwohl die Wand im Schatten liegt, grausam.

Bald haben wir unsere erste Flasche geleert. Wir haben eine kurze Rissfolge rechterhand ueberwunden und gelangen nun in leichteres Gelaende. Baender, Blockwerk, bewachsene Schraegflaechen und breite Rampen wechseln sich ab. Wir kommen gut voran. Bei einbrechender Dunkelheit (etwa 19:30 Uhr) stehen wir wieder unter einer Steilwand. Der Weiterweg ist nicht mehr ganz klar auszumachen. Wir richten unser Biwak.

Die restliche Wandhoehe macht von hier aus einen kurzen Eindruck. Wir nehmen an, dass sich unsere Berater getaeuscht haben, und schaetzen die Gesamthoehe auf 600m. Der Durst ist gross. Anstrengung und Hitze haben ihn erzeugt. Die 2te Flasche wird geleert. Wir freuen uns, dass damit nicht nur der Durst geloescht, sondern auch der Rucksack erleichtert wird. An Esserei bringen wir nicht viel hinunter. Biwakzeug benoetigen wir nicht. Die Nacht ist unangenehm warm und staendig werden wir von Stechmuecken umkreist.

Nachdem ich Blinksignale nach unten gegeben habe, lege ich die eingeschaltete Stirnlampe einige Meter von uns, in von uns abgewendeter Richtung auf einen Felsen. Die Muecken sollen sich im Lichtkegel konzentrieren. Tun sie aber nicht. Ueberall um uns ist stacheliges Gestruepp. Ich kann keine Ruhe finden. Freund Sardeg Karbassi wird, obwohl Perser, vom Durst scheinbar noch mehr gequaelt als ich. Ich hoere wie er trinkt.

Am Morgen wird die Temperatur etwas angenehmer. Durch Unwissenheit lassen wir uns zum Ruhen verleiten und verlieren dadurch die guenstigste Kletterzeit. Als wir uns in Bewegung setzen (etwa 07:00 Uhr) ist es bereits recht unangenehm heiss. Das Emporwuehlen in einer anschliessenden Rissreihe bringt uns gleich ordentlich auf Temperatur. Der Durst ist dabei nicht minder. Mein Rucksack, den ich wieder ein Stueck aufseilen muss, droht langsam aus allen Fugen zu brechen.

Ueber gestuftes Gelaende steigen wir, nachdem wir unsere Rucksaecke durch weiteres Trinken wieder etwas erleichtert haben, gegen eine neue steile Wandstufe empor. Unter einem Ueberhang sehe ich eine aus losen Steinen aufgeschichtete Mauer. „Sheepmanbiwak" deutet Sardeg dieses Gebilde. Die Schaefer treiben ihre Schafe gelegentlich, ueber eine breite von weit rechts unten schraeg herauf ziehende Terrasse, zu diesem Platz in der Wand. Nur schade, dass momentan kein Schaefer mit einer Wasserflasche in dieser Gegend ist. Soetwas geschieht nur zwischen November und Februar.

Aus einer kleinen Hoehle steigen wir rechterhand, teilweise etwas ueberhaengend, an einem von feinen Rissen durchzogenen Plattenpfeiler empor. Die feinen Risse in den Platten bieten praechtige Griffe, und die Schuhe stehen auf dem rauen Stein dass es eine Freude ist. Alles waere reiner Genuss, wenn nur die Hitze und der Durst nicht waeren.

Die hinter dem Pfeiler hochziehende Rissreihe neigt sich nach rechts und bietet gelegentlich einigermassen schattige Nachholeplaetze. Dem Ende der Rissreihe folgt ein ausgestzter Quergang, in dem 2 iranische Haken stecken.

(Wie ich spaeter erfahren konnte, wurde das Mittelstueck der Wand schon 7 Monate vor uns auf der gleichen Route von persischen Bergsteigern durchstiegen.

Die persischen Bergsteiger kamen in der Naehe des Schaeferbiwaks irgendwo auf einer der Terassen von  rechts und sind weiter oben auch wieder nach rechts abgebogen. Ich traf nach der Durchsteigung durch Zufall den Erstbegeher, Mr. Babilie am Wandfuss. Leider gelang es, aufgrund von Sprachschwierigkeiten, nicht den genauen Verlauf der persischen Route zu definieren.)

Gegen 10:00 Uhr am Vormittag trinken wir unseren letzten Schluck Wasser auf einem mit Gestruepp bewachsenen Band am Quergangsende. Dann ist Feierabend. Wir sind zerbroeselt. Ueber uns die unbarmherzig heisse Sonne Persiens. Unter uns eine ausgetrocknete Landschaft mit einigen bewaesserten Gruenflecken. Wenn ein leichter Wind weht ist alles in eine Staubwolke gehuellt. Dazwischen zwei ausgedoerrte Gestalten in der Wand. Langliegen ist das Einzige wozu wir momentan imstande sind.

Gegen 15:00 Uhr bekommt die Wand langsam wieder etwas Schatten. Jetzt heisst es aufbrechen. Ohne Wasser ist es uns nicht mehr moeglich etwas essbares durch unsere vertrockneten Kehlen zu bringen. Also wird zunaechst einmal alle Esserei aus den Rucksaecken sortiert. Aber das ist nicht genug. Ca. 40 Haken, 10 Karabiner,

1 Seil, div. Schlingen und Trittschlingen, Biwakbekleidung, Trinkflaschen, Steinschlaghelme und vieles Andere folgen. Schoene teure Ausruestung. Jammerschade, aber es muss sein.

Es beginnt das was ich schon oft praktiziert habe, von Kameraden gelegentlich nicht recht verstanden, sozusagen die Flucht nach vorn. Ich verzichte auf Sicherungen, zugunsten unserer Sicherheit. Daheim sind es meist Gewitter oder aehnliches vor dem ich mich durch schnelle Handlungen in Sicherheit zu bringen pflege. Hier ist es etwas ganz anderes, hier ist es der Durst bzw. die Gefahr des Verdurstens.

Wir haben, wie ich jetzt sehen kann erst die halbe Wandhoehe hinter uns. Sie hat wohl doch 1000m. Immer neue Aufschwuenge kommen zum Vorschein und wer weiss wie viele noch? Wenn wir unseren Kletterstil beibehalten haben wir mindestens noch den naechsten Tag in der Wand zu verbringen. In der Mittagshitze  ohne Wasser wird sich unser Tempo verlangsamen. Unsere Leistungsfaehigkeit wird nachlassen, und irgendwann werden wir wenn es schlecht ausgeht verdursten. Meine Kehle ist schon jetzt wie zugeschnuert.

Ein anderer Weg waere der Rueckzug durch Abseilen. Das waere der sicherste Weg. Aber damit waeren auch alle Chancen fuer diese Wand begraben. In der Hitze am Wandfuss gibt es fuer mich kein rechtes Ausrasten, und meine Zeit ist knapp. Wir wollen weiter nach Nepal.

Also auf mit Leichtgepaeck, und feste auf's Tempo gedrueckt. Damit beginnt ein regelrechter Leidensweg. Zunaechst noch nicht, aber spaeter.

Momentan kommen wir gut voran. Ueber gestuftes Gelaende, und spaeter durch Risse, erreichen wir einen Pfeilerabsatz. Das einfache Seil laesst sich recht gut nachziehen. So ist die Angelegenheit recht erfolgversprechend.

Ich steige an einer Kante empor, und weil Sardeg ungesichert auf einem Absatz steht, versuche ich eine Schlinge um eine Platte zu legen. Etwas ueberhaengend stehe ich bei diesem Versuch. Ploetzlich loest sich die Platte. Ich kippe ruecklings aus der Wand. Mit dem Kopf zuerst geht es talwaerts.

Nur nicht mit dem Kopf anschlagen ist mein Gedanke, denn Helm habe ich keinen mehr. Waehrend ich an Sardeg vorbeisause, kann ich mich kurz von der Wand abdruecken. Danach ueberschlage ich mich, und bekomme auf einem schmalen Grasband ca. 12m tiefer, eine Felskante zu fassen. Hier bleibe ich liegen. Ein kurzes Stoehnen, der Schmerz ist stark. Danach besehe ich meine Glieder.

Der linke Handballen und der Unterarm sind am staerksten mitgenommen. Die reibeisenartige Oberflaeche der Felsen hat hier regelrecht kleine Fleischfetzen herausgerissen. In der Gegend des Ellenbogens ist teilweise der weisse Knochen sichtbar. Das linke Bein sieht etwas besser aus. Trotzdem ist es mit tiefen Schuerfwunden bis hinauf zur Huefte verziert. Die rechte Seite hat ziemlich wenig abbekommen. Eine schoene Bescherung.

Sardeg ist verzweifelt als ich zu ihm heraufkomme. Er deutet mir an, ihm sei uebel wenn er meinen blutenden Arm sieht. Er ist fuer Rueckzug. Wir binden ein Taschentuch um meine Hand. Das Blut am Arm gerinnt bei der grossen Hitze recht schnell. Mich packt die grosse Wut. Wie konnte mir so etwas dummes ueberhaupt passieren? Voll innerem Grimm stuerme ich gegen die Felsen los. Am liebsten wuerde ich den ganzen Bisotun in Stuecke reissen.

Die naechste Wegstrecke geht recht flott. Der grosse Aerger hat mir neue Energie verschafft. Immer an der Pfeilerkante streben wir der Hoehe entgegen. Mit Sicherung ist es in diesem Wegstueck absolut finish.

Durch ein grosses sanduhrartiges Gebilde, und zuletzt etwas hinter der linken Ecke, erreichen wir schliesslich den Pfeilerkopf. 20m der hier beginnenden Steilwand machen einen gangbaren Eindruck. Danach scheint die Welt endgueltig mit Brettern vernagelt.

Deprimierende Enttaeuschung und eine vollkommen ausgetrocknete Kehle, dazu ein zerschundener Arm, nur noch ein Seil, durchgekletterte Fingerspitzen etc. Wir mussen sehr weit absteigen, um zu einem gangbareren Pfeiler linkerhand zu gelangen. Das alles ist zum verrueckt werden. Vielleicht geht ein Stueck hoeher etwas mit Seilzug nach rechts? Also los! Die Ueberraschung folgt auf dem Fuss. Eine Leiste erweist sich als kletterbar. Hinter der Kante erreiche ich eine rote Hoehle.

Schraeg links ansteigend folgt dann ein etwas schwereres Stueck, worin ich vorsichtshalber zwei Haken anbringe. Das Seil verhaengt sich anschliessend in einem aus der Wand wachsendem Dornengestruepp. Ich muss eine halbe Seillaenge per Prusikschlinge absteigen. Es waere ja auch furchtbar langweilig, wenn  alles glatt ginge.

Weiter oben erreichen wir einen Schluchtgrund hinter der rechten Wandbegrenzung. (Hier zweigt scheinbar die iranische Zickzackroute nach rechts ab.) Ein Stueck oberhalb sinken wir gegen 19:30 Uhr wie halbtot ins 2te Biwak. Nach einiger Zeit erhebe ich mich nochmal kurz, um wie schon am Vorabend der Inge einige Blinksignale zu senden. Gleich danach liege ich wieder lang. Liegend ist alles besser zu ertragen. Trotzdem bleibt die Kehle wie zugeklebt.

Gegen 24:00 Uhr wecke ich Sardeg. Wir muessen weiter, muessen die Schatten der Nacht nutzen.

Mit Stirnlampen ausgeruestet steigen wir die linke Pfeilerkante empor. Es ist noch immer reichlich warm. Laenge um Laenge geht es in einer Art Schweigemarsch dahin. Jeder Laut der durch die trockene Kehle muss kostet Energie. Der Durst ist zum wahnsinnig werden. Ich habe staendig das Gefuehl ersticken zu muessen. Sichern geschieht wenn moeglich nur noch im Liegen, d.h. gesichert wird eigentlich seit langer Zeit ueberhaupt nicht mehr. Es wird nur noch Seil eigezogen oder ausgegeben. Die meisten Kletterstellen sind gut gangbar. Schwierige Passagen treffen wir hoechst selten an, und wenn, sind sie meist recht kurz.

Die Kante neigt sich zum Grat. Wir muessen Tuerme umgehen, mal rechts, mal links, mal oben drueber. Immer wieder findet sich ein Weg. Es koennte schoen sein, wenn nur dieser verdammte Durst nicht waere. An Nachholeplaetzen schlafen wir gelegentlich fast ein. Warum auch nicht? Ich war schon immer ein Muedmann.

Rechts ueber uns kann ich eine Scharte ausmachen. Der Weg nach da waere etwas kuerzer. Die gerade Linie interessiert mich jetzt nicht mehr. Bald finden wir ein Band das nach rechts leitet, in eine Rinne die direkt zur Scharte emporzieht. Das Gelaende ist hier gut gangbar.

Wir fuehren jetzt abwechselnd. Ich bin so fertig, dass ich selbst das Nachziehen des Seiles als Plage empfinde. Nach jeder Seillaenge werde ich von einem Hustenanfall geschuettelt, der mir dann die Luftwege wieder etwas oeffnet.

Wir  erreichen die Scharte. Welche Enttaeuschung, die Schlucht dahinter bricht steil ab. Da wir gern den hoechsten Punkt umgehen moechten, versuchen wir immer schraeg nach rechts auszuweichen. So arbeiten wir uns spiralfoermig hoeher und enden schliesslich doch am hoechsten Punkt, bzw. nur wenige Meter daneben.

Es ist ca. 05:00 Uhr morgens. Wir koennen zur Strasse hinuntersehen. Der Horizont ist geroetet und kuendet die kommende Hitze an. Unter uns liegt die weite Ebene, und dahinter die Hoehenzuege der Zargoskette, noch im tiefen Schlummer.

Wir binden uns aus. Ich werfe das Seil weg und dazu einige Haken. Ich will nur noch Wasser. Sardeg, fuer den das grosse Kostbarkeiten sind, fragt mich, ob er diese Dinge haben kann. Meinetwegen.- Das Geschaeft ist nicht sonderlich gut. Jetzt gibt Sardeg mir alle Dinge aus seinem Rucksack die ich ihm nicht geschenkt habe. Ich habe jetzt einen etwas kleineren Rucksack, der aber trotzdem allerhand wiegt. Meine schwere Spiegelreflexkamera und einige Haken und Karabiner zur Sicherheit, weil ich den Abstieg nicht kenne. Leichter als Sardeg's Rucksack ist mein Rucksack ohne Zweifel.

Als wir endlich eine kleine Gegensteigung in der Gipfelzone ueberwunden haben, und den Abstieg uebersehen koennen, druecken wir uns die Hand. Der Weg zurueck ins Leben, der Weg zum Wasser scheint frei! Der Gipfel selbst war diesmal weniger interessant.

Die Abstiegsschlucht liegt augenblicklich noch im Schatten. Bei uns schlaegt jetzt die Muedigkeit voll durch. Immer wieder muss ich mich setzen. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Sardeg spricht von einem Schaeferbiwak mit Wasser. Es kommt nicht. Wir sehen einen Bach. Als wir ihn erreichen ist er ausgetrocknet.

Wir erreichen die Ebene und damit wieder die Sonne. Im schmalen Schatten einiger Bloecke hauen wir uns ein letztes Mal hin. Wir lassen die Rucksaecke liegen.

Dann beginnt ein Hitzemarsch. Ein schwaches Lueftchen weht, doch es ist heiss und treibt Staub vor sich her. Das ist die letzte Haerteprobe.

Total ausgetrocknet kommen wir zu einer Baumgruppe mit einem trueben Waesserchen. Wir haengen die Fuesse hinein. Dazwischen schluerfen wir das Wasser, um uns den Mund auszuspuelen. Bei jeder Spuelung kann ich einen Schleimklumpen aus meinem Halse loesen. Es scheint ueberhaupt nicht enden zu wollen.

Wir setzen den Fussmarsch in Richtung Dariushotel fort. Vor dem Hotel erwartet uns das Personal und eine halbe Kompanie Soldaten. Letztere wurden extra hierher gekarrt um Beifall zu klatschen. Dann jagen wir jede Menge diverser Fluessigkeiten durch unsere Kehlen.

Eine Besichtigung verschiedener historischer Staetten bei Kermanshah und Hamadan, u.a. das sehr interessante Grabmal der juedischen Koenigin Esther, mit einer alten auf Leder geschriebenen Thora, bilden den Abschluss dieser Fahrt.

Mein persischer Bergfreund Amir Alai (mein Gefaehrte bei der Erstdurchsteigung der Alam Kuh Nordwand) sagte mir spaeter in Teheran: „ This Wall at this time of year is only possible for arabian Climbers".

 

Harry Rost, geschrieben gleich nach der Tour in Teheran, ueberarbeitet 2010

BT-Bisotun-1

Das Dariusrelief in der Bisotun Ostwand

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In der Wandmitte der Bisotun Ostwand

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Nach der Bisotun Ostwand

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updated  02.05.14

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Inge und Harry Rost