China Reise 2003

Sind am 23.03.03 in München gestartet, und nach einem Zwischenstopp in Bangkok, am 25.03. in Kanton gelandet. Haben auch gleich ein schönes Zimmer im 10ten OG des Holiday Inn gefunden. Preis 35.-$, das ist für 4 Sterne ganz  i.O. Alles supersauber und komfortabel. Die Leute äußerst freundlich und hilfsbereit. Das war ein guter Anfang.

2 Tage haben wir in Kanton mit Besichtigungen verbracht. Danach sind wir nach  Beihai geflogen. Dort war's noch günstiger. Zimmer im 3 Sterne Hotel = 19,-$. Da läßt es sich leben. Waren im Dschunkenhafen etc. Wollte mir da ein paar Kindheitsträume erfüllen. Leider sind die Dschunken ohne Besegelung nicht so romantisch.

Am 31.03. sind wir per Bus nach Guilin gefahren. Beflogen wird diese Strecke nicht mehr, und auch der Zugverkehr zwischen Beihai und Nanning ist eingestellt. Der Bus war sehr gut und die Straße auch.

In Guilin gibt  es  sehr  viel  zu sehen. Haben  mit  dem 7 Sterne Park   begonnen,  bei   dem   die   Chinesen   voll  Stolz   darauf  hinweisen, daß auch Bill Clinton schon dort war. Die attraktivste Sache in dieser Gegend ist  jedoch eine  85km lange Bootsfahrt  auf   dem  Li Jiang River.   Diese   führt   durch   eine  herrliche Landschaft.     Unterwegs     gibt    es    eine    schöne     farbig  ausgeleuchtete Höhle zu besichtigen, die noch größer  ist als die im 7 Sterne Park. Haben auch sonst  noch fast alles besucht was besuchenswert ist. Einige kleine Berggipfel und ein paar Ming Gräber waren auch dabei.

Am 06. und 07.04.haben wir uns mal kurz für unseren Bootstrip auf dem Yangtse interessiert. Leider erfuhren wir im Touristenbüro, daß ausgerechnet im Juni der Schiffsverkehr, wegen des Staudammbau's nur eingeschränkt stattfindet. Deshalb wollte ich unbedingt reservieren. Das wurde ein Erlebnis ganz besonderer Art. Waren in der Managementetage wo zahlreiche Computer mit den Programmen für Transport und Übernachtung stehen. Habe dort einige Stunden Schiffe, Flüge und Hotels in Preis und Ausstattung verglichen. Inge hat derweilen die Mitarbeiterinnen durch Quasseln von der Arbeit abgehalten und auch Kontakte geknüpft. Als ich alles zusammengestellt hatte, musste ich mir leider sagen lassen, daß das ausgesuchte Schiff im Juni nicht fährt und das am gewählten Tag gar nichts fährt.

Neue Suche auch in Kombination mit dem Weitertransport und den folgenden Hotels. Als ich alles zusammen hatte, konnte ich nur reservieren, denn die Tickets gibt es vor Ort. Für die Reservierung war ein langer Schrieb erforderlich. Inzwischen war Feierabend. Zwei Mitarbeiter sind extra für mich da geblieben um das zu erledigen. Als alles fertig war haben wir festgestellt, daß das ausgesuchte Schiff in die falsche Richtung fuhr. Danach stimmte auch der von mir ermittelte Preis nicht, weil es stromab teurer ist. Irgendwann wurde ich dann aber doch fertig. Wo gibt es sowas bei uns. Wir waren begeistert von der Hilfsbereitschaft der Chinesen !

Vor dieser Reise hatte ich ehrlich etwas Angst, vor allem wegen der Sprachbarriere. Aber Angst treibt mich auch an. Schließlich ist die Überwindung von Angst ein wesentlicher Teil von der Würze des Lebens. Inzwischen ist das alles Schnee von gestern. Mußte mein Chinabild total ändern. Es läuft hier alles ganz hervorragend.

Am Abend des 08.04. sind wir nach Guiyang geflogen. Haben uns entschlossen immer die Tickets zu kaufen die wir am einfachsten bekommen. Wie es scheint sind das die Flugtickets. Außerdem hatten wir inzwischen einiges über SARS gehört, und bei einer Flugstunde ist die Ansteckungsgefahr geringer als bei 18 Stunden Schlafwagenabteil, zumal die Züge in Guiyang von Guandong kommen. Das Thema SARS werde ich noch separat behandeln und unter Info Gedankensplitter ablegen.

Hatten uns den Namen unseres Hotels in chinesisch aufschreiben lassen. Den Zettel haben wir dem Fahrer vom Flughafenbus in Guiyang gezeigt und prompt hat er uns bis zum Hotel gefahren. Das ist Service!

In Guiyang haben  wir  auch wieder zwei kleine Berge bestiegen, haben uns den Tempel des großen Glücks, einen  Markt  und andere Dinge angesehen. Aber wir haben uns auch die Stadt und die Menschen angesehen. Wir sahen Handwerker mit Werkzeug am Straßenrand die dort auf Abruf warten. Vielleicht  würde man die  bei  uns  Schwarzarbeiter oder Ich-AG nennen. Hier  ist das stinknormal. Jeder kann sich bei Bedarf schnell  und unkompliziert  einen Handwerker  holen.  Ob  die Steuern zahlen weiß ich nicht,   und   wenn   dann   sicher   nur   minimal   und pauschal.   Aber    zumindest    beziehen    sie   keine Sozialhilfe,   und   das   ist   doch  auch  schon  etwas. Der Manager unseres Hotels in Guiyang  tat  sich  etwas  schwer  mit  dem  Englisch. Wenn ich etwas mit ihm besprochen hatte und ihn fragte ob er mich verstanden hat, antwortete er immer nur: "We will help you." Für mich war das ziemlich anstrengend. Wußte nie woran ich war. Aber scheinbar verstand er mehr als er sprechen konnte. Geklappt hat jedenfalls alles und sehr nett war es auch. Haben viel gelacht.

Von Guiyang sind wir per Bus nach Kaili gefahren. Dort leben Minderheiten, vorallem  vom Volk der Miao. Wir sahen einen interessanten Minoritätenmarkt mit vielen bunten Kleidern und anderen Dingen.

Sind dann weiter nach Tiaijing, wo gerade das Sistersfestival der Miao abgehalten wurde. Haben die Tänze der einzelnen Stämme in ihren interessanten Trachten gesehen. Eine schöne Gelegenheit für vielfarbige Fotos.

Danach sind wir per Bus via Sidong nach Zhenyuan. Dort waren die 3 Schluchten des Wuyang He per Boot unser Ziel. Auch die interessante Black Dragon Cave haben wir besucht. Das ist keine richtige Höhle, sondern eher ein Kloster das in den Felsen gebaut wurde. Von da weiter nach Shibing und am nächsten Tag wieder zurück nach Kaili und einen Tag später nach Guiyang. Am 23.04. sind wir nach Kunming geflogen.

Ansonsten fielen wir von einer angenehmen Überraschung in die nächste. Das Reisen in China ist sehr angenehm und viel unkomplizierter als wir uns das vorgestellt hatten. In Guiyang  ist es uns sogar passiert, daß eine Chinesin aus ihrem Büro im 4ten OG extra mit uns auf die Straße ging um uns die Busstation zu zeigen, und dem Fahrer zu sagen, wo er uns absetzen soll.
 
Seit dem 23. April war dann allerdings ein kleiner Wurm drin. Aufgeschreckt durch eine Rüge der WHO wurde das Thema SARS plötzlich verwaltungstechnisch angegangen. Das war nicht so schön. Da mußten Formulare ausgefüllt werden die nur wenige verstanden, da wurden Messen abgesagt, Urlaub gekappt, Schulen und sogar Hotels geschlossen. Wir mussten nach der ersten Nacht aus unserem Hotel in Kunming ein anderes Hotel umziehen, weil unser Hotel geschlossen werden sollte für Quarantäne oder so. Das war wohl Überreaktion, machte aber alles recht ungemütlich. Ich war erkältet und hätte gern einen Arzt aufgesucht um evtl. an ACC zu kommen. Habe mich aber nicht getraut, weil ich Angst hatte in Quarantäne genommen zu werden.

Nachdem wir in Kunming einiges besichtigt hatten sind wir am 27.04. nach Jinghong, nahe der Grenze zu Laos geflogen. Auch da gab bzw. gäbe es einiges zu sehen. Aber inzwischen orientierte sich vieles an SARS. Die Aufregung war fast schlimmer als die Krankheit. Wir wollten u.a. bei Menglun, ca 95 km südöstlich von Jinghong in einen sog. Tropical Botanik Park, da hätte man uns bald nicht hineingelassen. Dabei ist dies freies Gelände in dem wir außer Bäumen und Sträuchern nur 3 Menschen aus einiger Entfernung sahen. Wir haben erklärt, daß wir extra 95 km per Bus angereist sind. Nach einem Telefonat mit dem Chef und einer Fiebermessung durften wir dann doch noch rein.

Wahrscheinlich hieß die Anweisung öffentliche Einrichtungen sind zwecks Vermeidung von Ansteckung zu schließen. Für Kinos, Theater und ähnliche Dinge mag das gut sein. Aber die Bäume hätten wir doch nicht angesteckt.

Auf der Heimfahrt haben dann 2 Frauen im Bus permanent in Plastiktüten gekotzt bis diese platzten und die Soße im Bus herumspritzte. Ich bekam auch einiges ab.
Aber es gab keine Vorschrift, daß man sich außerhalb des Fahrzeuges auskotzen muß. Entsprechend hat der Bus auch nicht angehalten.

Wir sollten aber nicht mit dem Finger nach China zeigen. Bei uns kann das alles genauso passieren. Wir hatten auch einen Landwirtschaftsminister der glaubte BSE ließe sich durch verschweigen heilen. Ich glaube, um in einer Gesetze und Vorschriften fabrizierenden Behörde zu arbeiten, muß man weltweit von vornherein
an allerhand Kreativitätsmangel, Realitätsverlust und Weltfremdheit leiden.
Aber das ist wie  alles was ich schreibe, meine ganz persönliche Meinung die nicht richtig sein muss.

Immerhin, der chinesische Gesundheitsminister ist, nachdem er zurückgetreten wurde, auch noch bestraft worden. Unser Herr Funke hingegen konnte sich mit einem Anspruch auf Ministerpension aus seinem Amt verabschieden, und seine Pension wird dann irgendwann aus den Steuergeldern derer finanziert die er belogen hat. Das sind die kleinen Unterschiede.
 
Nach diversen Fiebermessungen und einigen Gesundheitsformularen sind wir am 06.05. wieder in Kunming gelandet. Lijang unser übernächstes Ziel war um diese Zeit bereits gesperrt und es kamen ständig neue Vorschriften. Das Schlimmste war, daß niemand etwas verbindliches wußte. Auf Dali, das wir gern noch mitnehmen wollten, haben wir dann auch noch verzichtet, nachdem unser Flug dreimal ausgefallen war. Kunming, mit Thaiflug nach Bangkok, bot sich in diesem Fall für die Rückreise geradezu an.

Die Rückholung unserer bereits bezahlten Gelder war zwar auch irgendwie interessant, aber sehr mühsam. Es gibt in China keinen bargeldlosen Zahlungsverkehr. Es muss alles gegenständlich verschickt werden, die Tickets und auch das Geld. Das Hotel als Empfangsadresse ist auch nicht möglich, es muß ein Büro der Gesellschaft sein von der man die Tickets gekauft hat. Aber auch diese Büros rechnen nicht bargeldlos untereinander ab. Die Geldscheine werden in Umschlägen per Einschreiben und Express zwischen den Büros hin und her geschickt. Das dauert, und der Rücktausch ist durch div. Vorschriften auch nicht ganz einfach.

Haben die tote Zeit für Ziele in der Umgebung von Kunming, wie z.B. Westberge, Bambustempel etc. und auch für etwas Shopping genutzt. China steht mit seinem Handelsvolumen inzwischen laut WTO an 5ter Stelle mit momentanen Zuwachsraten von 22%. Alles boomt. Bei unseren Bummeltouren durch Kunming haben wir die Aufbruchstimmung so richtig gespürt. Das war wie bei uns zu Adenauers Zeiten! Gewerkschaftliche Wirtschaftsbremser haben die nicht und auch kein Ladenschlussgesetz. Aber dafür haben sie Niedriglöhner in ausreichender Zahl. So was braucht eine Wirtschaft, wenn sie reibungslos laufen soll. Mit der marxschen Neidphilosophie hatten die wohl nie viel am Hut. Der Mao ist eine Kultfigur auf dem Geldschein. Man hat sich wohl eher auf Konfuze besonnen und lebt nach Deng, der da sagte: "Reichtum ist keine Schande". VW Shanghai macht übrigens auch dicke Geschäfte in China. Alle Taxi's und Polizeifahrzeuge die wir gesehen haben waren VW. Haben allerdings bisher nur einen Teil von Südchina gesehen, wie es im Norden zugeht wissen wir noch nicht.

Am 19.05. sind wir wohlbehalten in München gelandet. Das war mal ein Erlebnis ganz anderer Art. Evtl. ist es besser die Reise nach SARS neu zu beginnen, als ungewollt in der Quarantäne zu landen. Schade, es war gerade so schön.

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updated  02.05.14

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Inge und Harry Rost